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Das Förderzentrum Bad Kissingen wächst


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Dienstag, 05. Februar 2019

Bis in die 1990er Jahre gab es im Landkreis Bad Kissingen drei so genannte Sonderschulen.


Mittlerweile kümmern sich zwei Sonderpädagogische Förderzentren um die Betreuung von Kindern mit besonderem Förderbedarf: In Riedenberg sind die Kinder aus dem Norden des Landkreises untergebracht, den kompletten Süden deckt das Zentrum Saaletal-Schule ab, in dem unter anderem die frühere Alois-Lang-Schule Bad Kissingen und die Vincenz-Koch-Schule Hammelburg aufgingen.

Das Organigramm der Saaletal-Schule füllt zwei Seiten. Mehr als 50 Fachstellen, Partner, Akteure und die Träger sind darin aufgelistet. Zuständig für die Schule sind die Caritas Schulen-gGmbH Landkreis Bad Kissingen, die unter anderem Sachaufwand, Hausmeister und Schülerbeförderung stellt, sowie die Regierung von Unterfranken mit Dienstaufsicht, Personal und Fortbildungen.

Mehrere mobile Angebote

Ein Aufgabengebiet der Saaletal-Schule ist die stationäre Betreuung von Kindern: Aktuell besuchen 186 Kinder den Schulstandort Bad Kissingen, weitere 100 werden in Hammelburg unterrichtet. In beiden Standorten gibt es jeweils eine offene Ganztagsklasse.

Daneben werden 78 Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren in sieben Gruppen der schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE) betreut: Drei Gruppen sind in die Katharinenschule Fuchsstadt integriert, vier in die Franz-von-Prümmer-Schule Bad Kissingen. Daneben gibt es an beiden Standorten jeweils eine Tagesstätte zur Betreuung der Schulkinder nach dem Unterricht.

Neben der stationären Versorgung berät und betreut das Förderzentrum auch Kinder und Institutionen im gesamten Landkreis: Zum Beispiel ist Lehrerin Kristina Trinks für einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Inklusions-Beratung an das Schulamt abgestellt: "Wir bringen dort unsere Fachkompetenz mit ein, aber die Beratung ist völlig unabhängig", betont Schulleiter Norbert Paul. Generell sei ihm die Wahl-Möglichkeit sehr wichtig: "In Bayern können die Eltern zum Glück völlig frei entscheiden", sagt er, und: "Egal, ob das Kind zu uns kommt oder in der Schule vor Ort bleibt: Es wird ihm geholfen." Dazu tragen auch der mobile sozialpädagogische Dienst oder die Hilfen (MSD/MSH) bei: Dabei besuchen Experten der Saaletal-Schule zum Beispiel Kindergärten, beraten Erzieher oder betreuen Kinder mit Förderbedarf. Rund 100 Kinder erreiche dieses Angebot aktuell. Das Ziel dabei: "Die Betreuung soll sich am besten selbst überflüssig machen", sagt Paul.

Beratungsstelle für Autismus

Beim Thema Autismus ist das Sonderpädagogische Förderzentrum Saaletal-Schule sogar schulartübergreifend Kompetenz- und Beratungszentrum: Ansprechpartnerin Annette Voll kommt also sogar in die Realschulen und Gymnasien. Ein Kooperationsmodell verbindet die Saaletal-Schule mit zwei Schulen im Landkreis: Die Grundschule Thulbatal und die Anton-Kliegl-Mittelschule Bad Kissingen haben sich in den vergangenen Jahren auf inklusiven Unterricht ausgerichtet.

Das Netzwerk des Sonderpädagogischen Förderzentrums umfasst auch die Zusammenarbeit mit der Fachakademie für Sozialpädagogik in Münnerstadt und Schweinfurt, mit dem Berufsbildungszentrum Münnerstadt und mit mehreren Bildungsträgern: Das "gfi Schweinfurt" etwa organisiert die Jugendsozialarbeit und die Ganztages-Klassen.

Wichtiger Baustein ist auch der Förderkreis der Saaletal-Schule, die die verlängerte Mittagsbetreuung betreut. Auch die Schülerfirma "Second Hand" läuft unter Federführung des Vereins. Dort sammeln, sortieren und verkaufen jeden Donnerstag Schüler im Rahmen der Berufs- und Lebensorientierung gespendete Waren. Das Projekt läuft seit 25 Jahren.