Das "Eich" mit vielen Kalauern und gelegentlichem Tiefsinn
Autor: Klaus Werner
Oerlenbach, Montag, 15. April 2013
Spaßmacher oder Liedermacher - die Frage stellt sich beim Auftritt des "entspannten Franken" Stefan Eichner. Mit seinem Musik-Kabarett "Das dritte Eich" kalauerte er sich durch viel Blöd- und gelegentlichem Tiefsinn auf den nächsten Liedbeitrag zu.
Der TSV Oerlenbach hatte den Comedian Eichner bereits zum 100-jährigen Vereinsbestehen engagiert. Von daher konnte der "Blödel-Barde" aus dem oberfränkischen Kulmbach den Auftritt fast als "Heimspiel" absolvieren. Die Erwartungen wurden schon anhand der Bühnen-Utensilien der "One-Man-Band" deutlich: zwei Gitarren, Trompete, Keyboard und eine große Überraschungskiste.
In der Kiste hatte er seine komischen Aktionen versteckt - mal zog er eine Mütze heraus, um eine Franken-Tatort-Parodie mit "Drei im Säggla" (übersetzt: Drei Leichen im Leichensack) zu präsentieren, mal war es eine Tüte Nüsse mit dem Warnhinweis für Allergiker "Kann Spuren von Nüssen enthalten" - woran sich dann ein kurzer Sketch zum gleichen Thema anschloss.
Das Ganze präsentierte er mit schlitzohrigem Lächeln, beredter Mimik, spontaner Spielfreude und gelegentlichem Kopfschütteln, dass das Unverständnis über gesellschaftliche Entwicklungen symbolisieren sollte und das von dem Satz "Hallo, hab' ich den Schuss nicht gehört" kommentiert wurde. Bei dem publikumsnahen Auftritt durfte die Erklärung des Programmtitels nicht fehlen, der ja doch sehr rechtslastig erscheint: Als drittes Solo-Programm sei der Titel
gemeint, obwohl so ein bisschen Spielen mit der Attitüde von "mein Föhrer" dazugehörte.
Ritalin und hängende Klamotten
Letztlich waren die Kalauer immer nur ein Übergang zum nächsten Lied, das mal auf der humorvollen Schiene, mal mit einem "pädagogischen Auftrag" dargeboten wurde. Hier wechselten Licht und Schatten. So war das Lied vom massenhaften Einsatz von Ritalin ("Warum die Kinder nicht mehr draußen spielen") exquisit, genauso wie das Stück über die "Hunde-Oma" mit ihrem verständnislosen Blick auf die depressive Jugend, die mit Klamotten auf "halb 7" für die künftigen Renten verantwortlich sein sollen. Verzichtbar wären Stücke und Sketche, die sich intensiver mit Toilettengeschichten, Bierzelt erfahrungen und Camping-Erlebnissen befassten.
Das Programm wäre kürzer und besser, wenn sich Stefan Eichner diese Fäkaliengeschichten verkneifen würde - die humorvollen und musikalischen Fähigkeiten dazu hätte er. Aber leider macht er genau das, was die Comedy-Szene so nach unten zieht: es geht ums Rotzen und ums Verarschen von dem, was vermeintlich so schrecklich ist. Seine ausufernde Parodie "Mutanten-Stadl" mit "Silbereisen-Gezappel" zum volkstümlichen Genre ist ein Beispiel dafür, ebenso sein Liedchen über Nordic Walking als "Furunkel am Arsch des Sports". Da greift "Das Eich" auf eine Masche zurück, mit der man sichere Lacher erzielt: die Schadenfreude. Schade drum - waren die ersten 80 Minuten noch humorvoll und unterhaltsam, reduzierte sich der Spaß in der zweiten Hälfte aufgrund der einfachen Gags erheblich.
Unterschätztes Publikum
Dessen ist sich Stefan Eichner auch bewusst, denn er kündigt ein "Programm ohne roten Faden" an - stimmt! - und meint zum Programmende, dass nun die Zeit für die primitiven Gags reif sei. Manchmal wird man auch als Publikum unterschätzt - oder liegt es am mangelnden Bierkonsum, der möglicherweise auf vergleichbar hohem Niveau wie bei der Kulmbacher Bierwoche sein sollte.