Das Biosphärenreservat lohnt sich
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Donnerstag, 02. Oktober 2014
Ein Mitarbeiter der Uni Würzburg legte dem Wirtschafts- und Umweltausschuss des Kreistages die Ergebnisse einer Erhebung vor.
Nicht mit den Augen des Naturfreundes, sondern mit denen des kühlen Rechners betrachtete der Wirtschafts- und Umweltausschuss am Donnerstag das Biosphärenreservat Rhön. Und kam dabei durchaus auf seine Kosten. Das Prädikat und dessen richtige Vermarktung bringen viel Geld in die Region.
Wegweiser zu dieser Erkenntnis war eine Forschungsarbeit der Universität Würzburg, deren Ergebnisse Diplom-Geograf Cornelius Merlin vortrug.
Untersucht wurden sechs Biosphärenreservate - einschließlich der Rhön. In Tausenden von kurzen und längeren Interviews wurde die touristische Nachfrage ermittelt.
Dabei kam unter anderem heraus, dass die Tagestouristen in den Biosphärenreservaten rund 17 Euro ausgeben, die Übernachtungsgäste rund 60 Euro. Und das ist deutlich mehr, als zum Beispiel Besucher der Nationalsparks springen lassen.
Sicherung von Arbeitsplätzen
Da kommt für das Biosphärenreservat Rhön bei 6 370 000 Besucher im Jahr (darunter 2 035 000 Übernachtungsgäste) eine erkleckliche Summe zusammen, die auch Arbeitsplätze sichert. Die Gäste, die speziell wegen des Prädikates Biosphärenreservat in die Rhön kommen, stellen dabei 13, 5 Prozent der Besucher, was einer Sicherung von gut 611 Arbeitsplätzen vor Ort entspricht. Alle Besucher zusammengerechnet sind es 4786 Arbeitsplätze, die dem Tourismus in der Rhön zuzuschreiben sind.
Vermarktung läuft gut
Laut Studie gehört die drei Bundesländer berührende Rhön zu den großen Tourismusregionen in Deutschland, und sie wierd anscheinend auch recht gut vermarktet. So sind Infrastrukturporjekte wie der Hochrhöner und ein Qualitätssiegel geeignet, Menschen auch von weiter her anzulocken, sagte Merlin. Landrat Thomas Bold ergänzte, dass der Kreistag bei seiner Fahrt in den Pfälzer Wald habe feststellen dürfen, dass das Biosphärenreservat Rhön mit seiner Außendarstellung Vorbildcharakter hat.
Kreisrat Michael Heppes (CSU) hat dagegen festgestellt, dass die Touristen in der Rhön zum Großteil aus der Region kommen. Wichtig sei es, noch mehr Gäste aus anderen Bereichen der Republik zu gewinnen. Merlin machte den nicht unerwartbaren Vorschlag, das Marketing zu verstärken und das Prädikat Biosphärenreservat herauszustellen.
Natürlich war auch die durch die Rhön geplante Stromtrasse und ihre möglicherweise abschreckende Wirkung ein Punkt des Interesses. Hier musste Cornelius Merlin weitgehend passen. Entsprechende Erhebungen habe die Uni Würzburg nicht durchgeführt. Er könne sich aber vorstellen, dass eine solche Trasse "auf den Naturliebhaber nicht so gut wirken wird". Darüber, ob dieses Klientel dann ganz fern bleibt oder auf andere Bereiche des Reservats ausweicht, könne er keine Aussage machen. "Dazu müsste man herausfinden, wie der Urlauber tickt." Sprich: die Touristen informieren und ihre Einstellung zu erneuerbaren Energien herausfinden. Auch bei der Frage, ob Windräder die Touristen stören würden, blieb der Diplom-Geograph eine Antwort schuldig: "Ich werde mich hüten, hier eine Aussage zu treffen."