CSU hat die Qual der Wahl
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Mittwoch, 10. Oktober 2012
Viele fühlen sich berufen, nur eine(r) kann es werden. Titelverteidiger und Landtags- abgeordneter Robert Kiesel tritt nicht mehr an, bei der Union wollen vier Bewerber ihn beerben. Mehrere Interessenten gibt es auch in der SPD. Aber die sind offiziell noch nicht bekannt.
In einem Jahr wird der neue Landtag gewählt. Längst haben sich potenzielle Kandidaten positioniert. Bei der Union ist die Entscheidung noch nicht gefallen, wer Nachfolger von Robert Kiesel werden soll.
Bis Mitte Juni war die Welt bei der Union in Ordnung: Dorothee Bär sollte in den Bundestag, Kiesel in den Landtag. Dann musste Kiesel aus gesundheitlichen Gründen einen Rückzieher machen, das Kandidatenkarussell nahm rasant an Fahrt auf.
Viele Namen wurden zunächst genannt, vier sind noch im Gespräch: Bad Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks, Sandro Kirchner, Emil Müller (beide Burkardroth) und JU-Kreisvorsitzender Martin Wende (Hammelburg).
Für Brigitte Meyerdierks (58) spricht ihre kommunalpolitische Erfahrung. Sie ist zudem als Mitglied des CSU-Bezirksvorstands gut vernetzt. Allerdings hat sie das Bürgermeisteramt erst vor zwei Jahren angetreten. Es würde wohl nicht gut ankommen, verabschiedete sie sich jetzt in Richtung Landespolitik.
Sandro Kirchner (37) gilt als Favorit von Robert Kiesel. Der Ingenieur hat in Partei und Kommunalpolitik (Ortsvorsitzender, 2. Bürgermeister) schon wichtige Ämter bekleidet. Er gilt als bodenständig, tanzt aber auf mehreren Hochzeiten.
Emil Müller (55) ist ein erfahrener Politprofi (unter anderem Vize-Landrat). Dass er als langjähriger Bürgermeister von Burkardroth abgewählt worden ist, muss sich nicht unbedingt zu seinem Nachteil auswirken.
100 Delegierte entscheiden
Der Hammelburger JU-Kreisvorsitzende und angehende Lehrer Martin Wende komplettiert das Quartett. Er ist in Lokalpolitik bislang nicht sehr in Erscheinung getreten. Dass er erst 24 Jahre "alt" ist, gilt bei vielen als nachteilig. Andere wiederum beurteilen das anders.
Kreisvorsitzender Thomas Bold wollte sich nicht auf (s)einen Favoriten festlegen, die CSU habe vier qualifizierte Bewerber. Das hätten diese auch bei ihrer Vorstellung bewiesen. Jeder habe seine Vorzüge. Bold: "Wir brauchen eine/einen, von dem wir erwarten können, dass er/ sie für den Stimmkreis am meisten bringt". Die 100 Delegierten - 83 aus dem Kreis Bad Kissingen, 17 aus Rhön-Grabfeld - müssten sich bei der Versammlung am Samstag, 10. November, in Bad Bocklet für einen entscheiden.
Bei der SPD ist eigentlich nur klar, dass die Landtagsabgeordnete Sabine Dittmar (48) für Susanne Kastner in den Bundestag einziehen soll. Die Nominierung ist für den 19. Oktober in Zeil geplant. Sabine Dittmar hat keinen Gegenkandidaten und strebt auf der Liste einen Platz unter den ersten zehn Bewerbern an.
Interessenten-Trio
Ungelöst ist, wer statt ihr für den Landtag kandidieren soll. Nach Angaben von Sabine Dittmar gibt es drei Interessenten: Eine Frau und zwei Männer, deren Namen sie aber noch nicht nennen wolle. In einer so komfortablen Situation sei die SPD noch nie gewesen, sagt sie. Gut unterrichtete Kreise berichten von einer sehr jungen Bad Kissinger Studentin, einem Kommunalpolitiker aus der Rhön und einem Juso aus Hammelburg. Die Bewerber sollen sich am 5. November den Chefs der Ortsvereine vorstellen. Die Nominierung sei für Mitte, Ende Januar geplant.
Alles im grünen Bereich
Bei den Grünen scheint alles geregelt. Vorstandssprecherin Monika Horcher sagte, Hans-Josef Fell wolle erneut für den Bundestag antreten. Der Kreisverband unterstütze ihn. Die Liste werde im Dezember aufgestellt, die offizielle Nominierungsversammlung sei im Januar. Die Grünen haben sich für den Landtag für die Würzburger Fachinformatikerin Eva Pumpurs entschieden. Die 26-Jährige ist grüne Bezirksvorsitzende.
"Manchmal könnte man neidvoll auf die alteingesessenen Parteien schauen", sagt Eugen Albert, der Kreisvorsitzende der Freien Wähler. Der Münnerstädter wollte 2008 in den Landtag einziehen, hatte aber mit 9,7 Prozent erwartungsgemäß keine Chance. Er tritt nicht mehr an. Wer sein Nachfolger als Kandidat wird, ist unklar: "Die Interessenten sind dünn gesät", man sei auf der Suche. Auch bei den Bundestagsbewerbern sind die Freien Wähler "noch in der Vorbereitungsphase", erste Gespräche seien schon geführt. Die Nominierungsversammlung sei für den November "angedacht".
Bei der FDP mit ihrer eher übersichtlichen Mitgliederschar herrschen klare Verhältnisse. Kreisvorsitzender Hans-Joachim Hofstetter (Bad Kissingen) strebt in den Landtag. Der Augenarzt führt seit zwei Jahren den Kreisverband und wurde in Bad Kissingen nominiert. Dabei wurde der Hofheimer Mediziner Erhard Stubenrauch als Bundestagskandidat aufgestellt. red