Countdown Kissinger Sommer: Gab's schon Pannen, Herr Intendant?
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Freitag, 06. Mai 2022
Für Alexander Steinbeis ist es der erste Kissinger Sommer, als neuer Intendant gibt er seine Visitenkarte ab. Wie er die Bad Kissinger ins Boot holen will - und warum er sich besonders über die Schauspielerin Christine Neubauer freut.
Der Countdown läuft, es sind nur noch sechs Wochen bis zu dem Spektakel, für das Bad Kissingen in ganz Europa berühmt ist: der "Kissinger Sommer". Dafür sitzt Alexander Steinbeis noch ziemlich gelassen hinter seinem Schreibtisch. Der junge Neue - er ist 48 Jahre alt - liefert heuer zum ersten Mal als Intendant des Kissinger Sommers seine Visitenkarte ab. Und strahlt, als er sagt: "Jetzt wird"s ernst."
Vor genau einem Jahr kam er von Spree - er war 13 Jahre lang Direktor des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin - an die Saale. Kurstadt statt Metropole. "Das war wie ein weißes Blatt Papier - und ich musste sofort beginnen, es zu beschreiben." Der Vertrag seines Vorgängers Tilman Schlömp war ausgelaufen, das Wasser, in das Steinbeis sprang, scheint von außen eiskalt gewesen zu sein. Denn: Er musste sofort die Stars - die großen, dafür ist der "KiSo" bekannt, nach Unterfranken bringen. "Und das, wo in der Klassik der Planungsvorlauf oft mehrere Jahre lang ist - hier hatte ich nur wenige Monate Zeit", denn im Herbst musste das Programm schon stehen.
Das Programm ist maßgeschneidert
In den ersten Wochen schloss er dazu parallel viele Bekanntschaften: Vom Einzelhändler bis zu den Politikern grüßte er sich durch, "ich wollte die Stadt erfahren, Kontakte knüpfen, wissen, was diesen Ort bewegt - das Programm muss zu Bad Kissingen passen". Er zieht den Vergleich zu einem Maßanzug - und deshalb habe er auch eine gewisse Zeit dafür gebraucht, bis die Ideen kamen, die schlussendlich in 42 Konzerten in viereinhalb Wochen mündeten.
Elektro-Beats und Kammermusik
Es sind einige Überraschungen, die auf die Klassik-Gäste zukommen. So etwa Christian Löffler, dessen Musik man eher im In-Schuppen Berghain in Berlin vermutet als auf dem Klassik-Tanker Kissinger Sommer. Doch der kann nicht nur E wie elektronisch, sondern auch E wie ernst - das ist Techno zu den Klängen des Detect Ensemble-Streichquartetts (29. Juni).
Profi in Turnschuhen
Das scheint auch privat Steinbeis' Geschmack zu treffen. Der Klassik-Experte kommt auch bei fomalen Anlässen gern mal im Hoodie mit Turnschuhen daher. Sein Erscheinen verheißt Jugend, Neues, Aufbruch. Wobei: Der Vorgänger - ein Fliegenträger - hatte mit Nigel Kennedy auch den Punk unter den Geigern nach Bad Kissingen geholt. Mit der Allzweckwaffe Till Brönner (Trompeter) wird's heuer musikalisch zwar einmal unklassisch, dafür aber jazzig, über Generationen hinweg gefällig - und vermutlich einfach nur wunderbar, wenn Brönner im Luitpoldbad unter freiem Himmel bläst (18. Juni 2022).
Wo wie gibt's was zu Essen?
Und auch in diesem Jahr stellen sich die zwei Gretchen-Fragen: Wie schaffen es die Macher, die Kissinger einzubeziehen? Und wo kriegt man nach 22 Uhr noch etwas zu essen? Zu Frage eins: Alexander Steinbeis freut sich auf die kostenfreien Prélude-Konzerte, an denen Profis sowie Kissinger Ensembles an den Wochenenden die ganze Stadt an der Musik teilhaben lassen. Und zu Frage zwei: "Wir haben alle Gastronomen angeschrieben - in der Hoffnung, dass es ihnen möglich ist, flexibler auf das Festival zu reagieren." Um der Gastro entgegenzukommen, wurde der Beginn der Abendkonzerte von 20 auf 19.30 Uhr vorverlegt, damit die Küchen nicht allzu lange warm gehalten werden müssen.
Pannen? Ja, klar!
Gab es bislang Pannen? Ja, klar! Die Offensichtlichste schon im Eröffnungskonzert. Da steht noch im Programmheft, dass die großartige Schauspielerin Gisela Schneeberger die Auszüge aus Kalmans "Die Csardasfürstin" mit dem hr-Sinfonieorchester moderieren wird. Aber: Die hat abgesagt. Absagen müssen, denn ihr kam ein Dreh-Angebot dazwischen. Was ein Glück ist für die Fans der ebenfalls famosen Schauspielerin Christine Neubauer - die springt nämlich ein (17. Juni 2022).