Corona-Widerstand in der Bad Kissinger Fußgängerzone
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Sonntag, 17. Mai 2020
Etwa 40 Menschen gingen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf die Straße. Sie forderten unter anderem "Finger weg vom Grundgesetz"
Bereits zum zweiten Mal rief am Samstag in der Bad Kissinger Fußgängerzone eine Gruppe von Demonstranten zum Widerstand gegen die staatlich verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf. Die drei Redner - Shop-Leiter Sebastian Rübner (35), Psychotherapeut Günter Wimschneider (63) und Lehramtsstudent Christopher Freibott (30) - verwehrten sich während der zweistündigen Veranstaltung gegen die Verunglimpfung Andersdenkender, sprachen von regierungsnaher Gleichschaltung der Medien sowie übertriebener Angstmacherei und warnten die Zuhörer vor unbedachter Obrigkeitshörigkeit.
Etwa 40 angemeldete Demonstranten unterschiedlichen Alters, die sich nach eigener Aussage über soziale Medien zusammengefunden haben, besetzten Treppe und Vorplatz des Bad Kissinger Landratsamtes, während sich außerhalb dieses mit rot-weißem Flatterband abgesperrten Bereichs wechselnde Zuhörergruppen bis zu 60 Personen bildeten, so die Schätzung der Polizei. "Wir sind keine feste Gruppe, sondern nur Einzelpersonen", versicherte die Versammlungsleiterin, die unserer Zeitung ihren Namen verweigerte.
Scharf kritisierte Sebastian Rübner den Virologen Christian Drosten (48), der schon mehrmals durch widersprüchliche Aussagen aufgefallen sei. "Warum sollen wir auf diesen Virologen hören, der sich schon 2010 bei der Schweinepest geirrt hat?". Auch die Zahlen des Robert-Koch-Instituts seien "Bullshit", weshalb er aufrief: "Lasst uns dafür kämpfen, dass diese Maßnahmen beendet werden."
Rübner warnte zudem vor der Impfpflicht, da "Corona nicht gefährlicher als eine normale Influenca ist" und auch Impfstoffe bei Unverträglichkeit tödlich sein können.
Das Grundgesetz werde von der Regierung missachtet. "Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln", zitierte er Paragraph 8. Diese Demo habe man aber anmelden müssen. Auch die Pressefreiheit sei in den "gleichgeschalteten Medien" nicht mehr gegeben. Andersdenkende würden diffamiert, bezog sich Rübner auf die Vorgänge um den Thüringer FDP-Fraktionsführer Thomas Kemmerich und den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne).
Im Januar habe Virologe Drosten noch gesagt, eine Maskenpflicht mache keinen Sinn, setzte Rübner seine Argumentation fort. Heute sollen auf einmal alle Masken tragen. Hier setzte Psychotherapeut Günter Wimschneider mit seiner Kritik an: "Wo Masken gebraucht werden, in Alten- und Pflegeheimen, fehlen sie." Unter Berufung auf seine 30-jährige Praxiserfahrung bezweifelte er die medizinische Eindeutigkeit aller Corona-Tests: "Nicht jeder positiv Getestete ist tatsächlich infiziert." Die vielen Toten in Italien oder den USA seien nicht primär Folge von Corona, sondern das Ergebnis schlechter Gesundheitssysteme. Zudem sei nicht Corona alleinige Ursache bei Todesfällen, sondern die Kombination mit bakteriologischen Infekten.
Jährlich sterben in Deutschland etwa 30 000 Menschen an Krankenhauskeimen, worüber nicht öffentlich gesprochen wird, argumentierte Wimschneider weiter, während es nur 8 000 Tote durch Corona gibt. Vor zwei Jahren seien 25 000 Menschen durch Grippe gestorben. "Das hat niemanden interessiert." Gefährdet seien vor allem alte Menschen, deren Immunsystem man deshalb stärken müsse. "Seit Wochen wird Panik gemacht. Das ist nicht gut fürs Immunsystem." Ängste und Depressionen, auch bedingt durch Arbeitslosigkeit, nehmen zu, warnte der Psychotherapeut. Ein Anstieg der Suizide sei die Folge. "Behaltet euren gesunden kritischen Menschenverstand", empfahl er deshalb.