Druckartikel: Corona: Neues Testangebot - aber: Wie sinnvoll ist es?

Corona: Neues Testangebot - aber: Wie sinnvoll ist es?


Autor: Johannes Schlereth

Bad Kissingen, Sonntag, 24. Juli 2022

In Bad Kissingen gibt es jetzt die Möglichkeit,einen Corona-Antikörpertest zu machen. Aber: Wofür ist der Test und wie sinnvoll ist er? Das sagen Mediziner.
Antikörper-Schnelltests sind neu im Angebot etwa an der Teststrecke von Laboklin  in Bad Kissingen.


Corona-Tests sind mittlerweile aus dem Pandemiealltag nicht mehr weg zu denken - sei es der PCR- oder Antigen-Schnelltest. An der von Laboklin betreuten Teststrecke im Bad Kissinger Rathausinnenhof gibt es seit kurzem ein neues Angebot - Antikörper Schnelltests. Grund war die Nachfrage aus der Bevölkerung. Aber: Wofür braucht es die eigentlich, immerhin lässt sich damit eine Infektion nicht nachweisen, sind doch Antikörper durch die Impfung vorhanden - oder?

Dr. Elisabeth Müller, Geschäftsführerin bei Laboklin, sagt: "Was uns auffällt, ist, dass in einigen Fällen trotz Impfung nach einer gewissen Zeit kaum noch Antikörper vorhanden sind." Hier setzt der Test an. "Es wird auf zwei verschiedene Arten von Antikörpern getestet", sagt sie. Dabei handelt es sich um Antikörper vom Typ Immunglobulin-G (IgG) und Antikörper vom Typ Immunglobulin-M (IgM). Der Unterschied? IgM ist die schnelle Einsatztruppe des Immunsystems. Der IgM-Wert ist erhöht, wenn gerade eine Infektion vorliegt. IgG-Antikörper weisen dagegen auf einen Kontakt zum Virus hin, der länger zurückliegt.

"Wir testen also, ob Antikörper da sind, und ob diese älter oder jünger sind", sagt Dr. Elisabeth Müller. Ist der Antikörperspiegel niedrig, ist es ein Hinweis dafür, dass die Empfänglichkeit für eine Infektion höher ist. "Ob man aber tatsächlich erkrankt, hängt aber auch vom Immunsystem und der Viruslast beim Kontakt ab."

Wie gut sind die Tests, wenn das Virus mutiert?

Aber: Wie sieht es im Hinblick auf den Herbst mit Mutationen des Virus aus? Schließlich ändert sich dabei die Oberflächen-Struktur des Virus. "Wenn eine neue Variante entsteht, ist nicht alles anders am Virus. Tests setzen nie dort an, wo sich oft etwas verändert." Die Folge: So muss nicht für jede Variante ein neuer Test entwickelt werden.

  

"Wir testen nicht, wie viele Antikörper im Blut sind. Es lässt sich nicht sagen, dass es eine bestimmte Anzahl an Antikörpern für den Schutz gegen eine Infektion braucht." Allerdings hat der Test dennoch Aussagekraft. Er kann als Hilfestellung dienen - etwa ob es sich empfiehlt, aufgrund eines niedrigen Antikörperspiegels demnächst einen Termin beim Impfzentrum zu vereinbaren. Auch zeigt sich am Testergebnis, ob es jüngst eine - möglicherweise unbemerkte - Infektion gegeben hat.

Beim Test wird eine kleine Menge Blut aus der Fingerkuppe entnommen. Schon nach etwa 20 Minuten liegt das Ergebnis vor. Das Resultat gibt es entweder als Ausdruck oder per E-Mail, entweder auf Deutsch oder in Englisch. Anders als bei PCR- oder Schnelltests lässt sich das Ergebnis beim Antikörpertest nicht in die Corona-Warn-App übertragen. Die Kosten für den Test sind privat zu stemmen und liegen bei 20 Euro.

Das sagt der Leiter des Bad Kissinger Impfzentrums zu den Antikörpertests

"Die Tests werden angeboten, weil die Nachfrage besteht", bestätigt auch Dr. Ralph Brath, der Leiter des Bad Kissinger Impfzentrums. Mittlerweile gibt es qualitative und quantitative Tests. An den Teststrecken werden qualitative Tests verwendet. Mit ihnen lässt sich nicht nachweisen, wie viele Antikörper im Blut sind, sondern ob Abwehrstoffe im Blut sind. "Ein Teil der Tests kann nicht zwischen Antikörpern durch die Impfung oder die Infektion unterscheiden, ein Teil der Tests kann dies." Laut Herstellerangaben der Tests, die auf den Teststrecken von Laboklin verwendet werden, sei die Unterscheidung möglich. Somit lasse sich erkennen, ob die Person bereits Kontakt mit dem Coronavirus hatte. Aber: "Über die individuelle Abwehrlage gegenüber einer zukünftigen Infektion mit dem Coronavirus lässt sich aus den Antikörper-Schnelltests keine verlässliche Aussage ableiten, es gelten für die Impfungen weiterhin die öffentlich kommunizierten Empfehlungen."

Das Landratsamt verweist zur Information über die Antikörper-Tests auf das Robert-Koch und Paul-Ehrlich-Institut. Bei Patienten mit Immundefiziten könne eine entsprechende Untersuchung sinnvoll sein. In diesem Fall zahlt laut der Behörde in der Regel die Krankenkasse. "In der Regel ist eine Antikörperuntersuchung auf SARS-CoV-2 jedoch nicht erforderlich."

"Dies gilt auch für die Bestimmung einer Immunantwort nach Impfungen beziehungsweise für die Frage einer notwendigen Auffrischungsimpfung. Auch in diesen Fällen gibt es keine generelle Empfehlung durch die STIKO für eine Antikörperuntersuchung.

Die Schnellteststrecke am Rathaus ist montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13.30 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

Eine vorherige Online-Anmeldung über corona-badkissingen.de wird empfohlen, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Telefonische Auskünfte gibt es unter Tel. 0971/7202 555.