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Corona: Kreis ist gewappnet


Autor: Carmen Schmitt, Anja Vorndran, Ralf Ruppert, Ulrike Müller, Thomas Malz, Steffen Standke

LKR Bad Kissingen, Dienstag, 03. März 2020

Die Kliniken im Landkreis Bad Kissingen sind vorbereitet.Wie sieht es in den Schulen, Unternehmen und Kirchen aus? Und gibt es noch genügend Lebensmittel zu kaufen? Gesichtsmasken sind in Apotheken schon ausverkauft.
Keimfreien Händen kommen bei der Vermeidung von Corona-Virus-Infektionen eine große Bedeutung zu.   Symbolbild: Christian Beutler


Hatschi! - das sorgt für ein ungutes Gefühl. Erkältung oder Corona-Virus? Grund zur Panik gibt es keinen. Gegen das Corona-Virus (wissenschaftliche Bezeichnung SARS-C0V-2), das COVID 19 auslöst, ist noch kein Kraut gewachsen.Wer einige Regeln befolgt, hat gute Chancen, sich nicht anzustecken.

Im Landkreis präsentiert sich das Thoraxzentrum Münnerstadt bestens gerüstet. Schutzanzüge, Schutzmasken und Isolierstation stehen bereit. "Das Virus kennt keine Landesgrenzen", sagt Dr. Joachim Hepp aus Oberthulba. Er und sein Team sind - wie die Mitarbeiter in anderen Arztpraxen auch - gut informiert. Die Capio-Franz-von-Prümmer-Klinik in Bad Brückenau ist "auf mögliche Corona-Fälle vorbereitet", betont Hans-Joachim Müller, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Innere Medizin. Es gebe einen Aktionsplan, der "von der primären Verdachtsstellung bis zu Isolation auf Station" reiche. "Wenn ein Patient kommt, bei dem von der Vorgeschichte her Corona-Verdacht besteht, läuft der Plan an." Der Patient wird in der Notaufnahme in einem Einzelzimmer isoliert empfangen. Zudem halte die Klinik separate Einzelzimmer vor. Menschen, die befürchteten, sich angesteckt zu haben, kamen in die Klinik, so Müller. Der Verdacht bestätigte sich nicht.

Dr. Hubert Böhm, gebürtiger Kissinger, arbeitet in einer Klinik im Salzkammergut. Er ist gelassen: "Das Virus hat eine Sterblichkeit von rund zwei bis drei Prozent bei uns unter optimalen Bedingungen. Kein Grund zur Panik, aber zur Sorge für exponiertes Klinikpersonal und für ältere polymorbide Menschen." Das sind Menschen, die unter Hypertonie, Lungen-/Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes leiden.

Und die Schulen? "Fehlanzeige", sagt Georg Gißler, Schulleiter des Münnerstädter Berufsbildungszentrums auf die Frage, ob es am BBZ Ausfälle durchs Corona-Virus gibt. Niemand war in den Ferien in einem Risikogebiet. Auch bei den Schülern gebe es keine überdurchschnittlichen Fehlzeiten.

Schüleraustausch abgesagt

Sowohl Schüler der Realschule, als auch des Gymnasiums in Hammelburg sind auf Skikurs in Österreich. "Es gab einzelne Anfragen von Eltern, aber die Fahrt findet regulär statt", berichtet Realschulleiter Christian Buchner. Auch Matthias Ludolph, Schulleiter des Gymnasiums, entschied sich in Absprache mit den Lehrern, dass die Fahrt stattfindet. Abgesagt ist der für Mitte März geplante Schüleraustausch mit Montreuil in Frankreich: "Dort gibt es bereits zwei bestätigte Fälle", berichtet Ludolph. An beiden Schulen gibt es keine Verdachtsfälle: Es habe sich niemand gemeldet, der in den Faschingsferien in einem Risikogebiet war.

"Ich nehme eine relative Gelassenheit bei den Eltern wahr", sagt Barbara Buz, Rektorin der Grundschule Bad Brückenau. Kein Kind sei vorsorglich krank gemeldet worden, weil es beispielsweise in den Faschingsferien ins Risikogebiet gereist sei.

Und wie bereiten sich die Unternehmen vor? "Die ganz normale Grippe hat uns mehr getroffen", sagt Petra Albert von Albert Haus. Das Fertighäuser-Unternehmen in Burkardroth bekomme von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Viruserkrankung wenig mit. Holz, Gips und Fenster bezieht die Firma von deutschen Lieferanten. Ganz nachvollziehen kann Albert den Hype nicht. Weder Lieferketten noch Absatz sind bei dem Familienbetrieb beeinträchtigt, aber: "Die Messen wurden abgesagt." Die Handwerks-Messe in München, wo sich das Unternehmen informiert, wurde gestrichen. Auch der Berufsinformationstag und die Ausbildungsplatzmesse (8. März) in Bad Kissingen sind abgesagt worden. Dort wollte die Firma wieder um neue Azubis werben. Der Veranstalter folgte indes einer Empfehlung der Regierung von Unterfranken.

Apropos Absage: Auch Schlagersängerin Peggy March verlegte wegen des Corona-Virus ihr Konzert am 20. März in Bad Bocklet.

Unternehmen, die global agieren, haben andere Herausforderungen - wie "Joyson Safety Systems", das in Albertshausen Kunststoffteile für die Automobilindustrie produziert. Bestimmte Formen werden in China hergestellt - bzw. wurden. Die lassen mitunter etwas länger auf sich warten. Auf den Absatz habe das aktuell noch keine starken Auswirkungen, heißt es aus dem Unternehmen. Aber Betriebsreisen nach China sind vorerst eingestellt.

Konkrete Befehle zum Umgang mit dem Virus gibt es für die Bundeswehr in Hammelburg und Wildflecken.

Wo viele Menschen zusammenkommen, sind die Kirchen. "Wir halten uns an das, was die Deutsche Bischofskonferenz an die Hand gegeben hat", sagt Stephan Hartmann, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft "Der Gute Hirte im Markt Burkardroth".

Weihwasser und Friedensgruß

"Anstelle des Friedensgrußes lächeln wir uns zu, statt der Mundkommunion sollen die Gläubigen die Handkommunion empfangen." Außerdem seien die Weihwasserbecken an den Eingängen geleert worden. In Bad Kissingen geht Stadtpfarrer Gerd Greier pragmatisch mit dem Virus um. Bei ihm gibt es weiter Weihwasser oder die Mundkommunion. "Wenn sowohl der Kommunionspendende als auch der -empfangende das mit Bedacht machen, kommen sie nicht mit Speichel in Berührung", sagt Greier. Beim Friedensgruß empfiehlt er vor allem Rücksicht auf die zu nehmen, die diesen nicht mit einem Handschütteln austauschen wollen.

In den Regalen eines Drogeriemarktes in Garitz herrschte am Wochenende Leere, wo sich sonst Toilettenpapier stapelte. Im gegenüberliegenden Lebensmittelhandel zählten Mehl, Gries, Zucker, Brotaufstriche, Klo- und Küchenpapier zu den begehrten Objekten. Doch steht alles im Lager bereit. Ausverkauft sind Gesichtsmasken, wie eine Umfrage in den Apotheken ergeben hat. Auch der Vorrat an Desinfektionsmitteln geht zur Neige. In Brückenau kam es zu Engpässen bei einzelnen Lebensmitteln. Im Drogeriemarkt soll Baby-Milchpulver knapp geworden sein, genauso wie Desinfektionsmittel. Am Dienstag heißt es im Markt, es gebe noch Ba bynahrung. Bei der Desinfektion sehe das anders aus.

Prävention und Infos

Corona-Prävention: Nur in die Armbeuge niesen oder husten. Türklinke und Aufzugsknopf mit dem Ellenbogen betätigen, für den Einkaufswagen bieten sich Baumwoll-Handschuhe an, die danach bei 90 Grad (wie auch Stofftaschentücher) gewaschen werden sollen. Hilfreich erweist sich auch Desinfektionsspray. Ansonsten: Hände waschen mit Seife, sorgfältig und 30 Sekunden lang. Papiertaschentücher sofort entsorgen. Bussi-Bussi und Umarmung sollten wegfallen. Größere Menschenmengen vermeiden. Wer einen begründeten Verdacht hegt, sollte seinen Arzt oder das Gesundheitsamt telefonisch informieren und nicht gleich in die Praxis stürmen.

Information: Auf der Homepage des Robert Koch Instituts gibt es Tipps, Infos zum Virus und aktuelle Zahlen. kav