Corona-Impfung: Tiermediziner, Dentisten und Apotheker sollen mithelfen
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Donnerstag, 09. Dezember 2021
Die Inzidenzen sind nach wie vor hoch - die vierte Welle ist noch nicht gebrochen. Jetzt sollen Tiermediziner, Dentisten und Apotheker zur Spritze greifen. Die allerdings sehen Probleme: Was, wenn jemand in der Praxis umkippt?
Mit 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten will die Politik die vierte Welle brechen. Dafür sollen Tierärzte, Zahnärzte und Apotheker mit anpacken. Allerdings: Es gibt Hürden.
Bad Kissingen: Tierärzte haben Fragen
Christina Pfülb, Tierärztin in Hausen, fragt sich: "Wie setzt man das um, beispielsweise die administrativen Tätigkeiten wie die Abrechnung? Und was passiert, wenn jemand auf die Impfung mit einem Schock reagiert?" Zumal viele Tierarztpraxen dafür nicht ausgestattet sind. "Wenn wir in der Praxis impfen, gibt es noch die Fragen, wie wir überhaupt Impfstoffe beziehen, wie sind die Lagerbedingungen und muss man sich erst in der Praxis dementsprechend ausstatten?"
Sobald derlei Fragen geklärt sind, könne sie sich vorstellen "im Impfzentrum am Wochenende ein paar Stunden auszuhelfen. Wenn jemand einen Schock erleidet, sind dort Humanmediziner vor Ort, die helfen können und dürfen." Eine solche Einsatzmöglichkeit sieht auch das Gesetz vor - nach einer entsprechenden Schulung.
Bundesverband Praktizierender Tierärzte: "Wer Hunde impft, kann auch Menschen impfen."
Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte sagt: "Unser Studium unterscheidet sich nicht sehr von der Humanmedizin. Das Impfen als solches ist das geringste Problem. Wer Hunde impft, kann auch Menschen impfen." Gedanken machen ihr - wie auch Christina Pfülb - die administrativen Tätigkeiten. "Es geht um den Anamnesebogen, und es muss geklärt sein, wie die Daten ans Robert-Koch-Institut kommen und wie es mit der Vergütung abläuft." Kommt es zu einem anaphylaktischen Schock beim Patienten, dürfen Tierärzte laut Gesetz bei einem Nachweis über eine entsprechende Schulung handeln.
Wenig Nachfragen beim Zahnarzt
Gleiches gilt für Apotheker und Zahnärzte. Dr. Benedikt Staab, Zahnarzt in Burkardroth, meint: "Ich finde das sehr gut." Ihn beschäftigt die Haftungsfrage. "Der Pieks allein ist kein Problem. Aber: Es muss alles rechtliche geklärt sein. Dann hätte ich kein Problem damit." Allerdings sei der Dentist erst von wenigen Patienten auf die Impfung angesprochen worden. Er erklärt sich das mit den vielen Impfangeboten im Landkreis. "Ich glaube nicht, dass es bei uns in der Region notwendig ist, auch wenn ich natürlich impfen würde."
Bei den Apothekern bahnte sich der Weg hin zur Impfung bereits im vergangenen Jahr. "Grundsätzlich durften Apotheker bisher nicht impfen. Das hat sich im vergangenen Jahr erstmals unabhängig von Corona durch das Masernschutzgesetz aufgeweicht", sagt Werner Kurzlechner, zuständig für die Pressearbeit bei der Bayerischen Landesapothekerkammer. Auch wenn sich das Gesetz auf Masern bezieht, gibt es darin einen Abschnitt, der es möglich macht, dass Apotheker in Modellprojekten gegen Grippe impfen dürfen. In Bayern geschieht das bislang lediglich in der Oberpfalz.
Zeitlich befristete Sache
Durch das Infektionsschutzgesetz haben Apotheker nun die zeitlich befristete Möglichkeit, auch gegen das Corona-Virus zu impfen. Aber: Dafür muss das Personal geschult werden. "Es wird einen theoretischen und einen praktischen Teil dabei geben", teilt er mit. "Die Intention der Politik ist, dass es schnell geschieht. Aber: Es wird nicht von heut auf morgen funktionieren."