Corona-Fall im Kindergarten: So reagieren Bad Kissinger Eltern
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Mittwoch, 23. Sept. 2020
Im Kliegl-Kindergarten hat es einen Corona-Fall unter den Angestellten gegeben. Aus Sicherheitsgründen musste fast das komplette Erzieher-Team in Quarantäne. Wie gehen Eltern damit um?
Momentan hat der Kliegl-Kindergarten bis zum 1. Oktober geschlossen. Eine Anordnung des Landratsamts, den Betrieb einzustellen gab es nicht. Die Ursache für den geschlossenen Kindergarten ist, dass wegen einer Corona-Infektion im Erzieherteam ein Großteil der Angestellten aus Sicherheitsgründen in Quarantäne musste. Ein geregelter Betrieb lasse sich so nicht aufrecht erhalten, hieß es vom Träger, der katholischen Kirchenstiftung Pfarreiengemeinschaft Jesus - Quelle des Lebens Bad Kissingen. Wie geht die Betreuung der Kinder nun weiter?
"Wir haben am Samstagabend davon erfahren", erzählt eine betroffene Mutter. "Das war in Anführungszeichen erstmal ein Schock. Wir mussten ja schnell eine Betreuung für unser Kind organisieren. Das ist eine gewisse Herausforderung."
Corona-Fall im Erzieherteam: Eltern müssen flexibel sein
Denn bereits in den vergangenen Monaten galt es für viele berufstätige Eltern flexibel zu sein, um eine Betreuung ihrer Kinder sicher zu stellen. "Das waren zu Beginn der Pandemie die drei Monate, in den Sommerferien war der Kindergarten geschlossen und jetzt nochmal." Die Mutter meint: "Wir stehen als Eltern vor einer großen Herausforderung durch Corona." Denn die Großeltern könnten auch nicht immer einspringen, um sich zu kümmern. Zudem handele es sich bei alten Menschen nach wie vor um eine Risikogruppe. Die betroffene Mutter reagierte deshalb: "Wir haben deshalb jetzt privat jemanden organisiert."
Gutes Konzept der Einrichtung
Der Kindergarten habe laut ihr ein schlüssiges und gutes Konzept. Seit Beginn der Pandemie hatte der Kindergarten beispielsweise einen pandemiespezifischen Hygieneplan und achtete darauf, dass die unterschiedlichen Gruppen getrennt waren. Das Vorgehen der Einrichtung findet beim Landratsamt Bad Kissingen Lob: "Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt erfolgt in vorbildlicher Art und Weise", betont Burkhard Lamer, Pressesprecher der Behörde. Am Mittwoch gab das Amt bekannt, das inzwischen die meisten Testergebnisse der Erzieher vorliegen. Alle seien bisher negativ. Einzig zwei Ergebnisse stünden noch aus. "Wir warten jetzt auf die restlichen Ergebnisse und dann auf weitere Anweisungen vom Gesundheitsamt", sagt Michaela Atzler, zuständig für die Verwaltung des Kindergartens seitens der katholischen Kirchenstiftung Pfarreiengemeinschaft Jesus - Quelle des Lebens Bad Kissingen.
Bedenken: Eltern mögliche Kontaktpersonen
Skepsis gibt es bei der Mutter trotzdem: "Man fragt sich als Eltern natürlich trotzdem, ob sich das Virus ausgebreitet hat." Eine strikte Trennung der Kinder-Gruppen sei nicht immer zu realisieren. Dabei denkt sie insbesondere an die Abhol- und Bringsituationen am Morgen und Nachmittag, bei denen sich die Kinder nahe kommen können. Die Gefahr, dass Eltern - oder beispielsweise Geschwister - somit zu Kontaktpersonen der Klasse eins werden können, sieht auch Florian Keßler (DBK), der Stadtratsbeauftragte für Schule und Bildung.
Lamer verweist darauf, dass eine Testreihe aller Kinder nicht zwingend erforderlich sei. Es habe keinen engeren Kontakt zur infizierten Erzieherin gegeben. "Nichtsdestotrotz ist eine Testung über die Hausärzte oder Kinderärzte selbstverständlich möglich."
Ob die Bad Kissinger Mutter ihr fünfjähriges Kind testen lässt, weiß sie noch nicht. "Wir richten uns in dem Punkt nach den Anweisungen des Gesundheitsamts", meint sie. Der Informationsfluss zwischen dem Kindergarten und Eltern passe. Allerdings sieht die Frau die Situation größer. Hier steht für sie die Politik in der Verantwortung: "Mir fehlt ein bisschen ein großes Rahmenkonzept. Es gibt ja nicht nur einen Kindergarten in ganz Deutschland. Und es betrifft ja auch die Schulen."
Situation im Nachbarlandkreis
In Bad Königshofen sind nach einer Hochzeit mit 17 Infizierten (Stand 22. September) die Grund-, Haupt-, Real-, Kreismusik und Berufsfachschule für Musik, sowie das Gymnasium und der Schülerhort, wie auch der Kindergarten bis einschließlich Freitag geschlossen. Stand vom 22. September gab es bislang bei Kontaktpersonen 12 weitere bestätigte Fälle. Nicht geöffnet haben deshalb zudem einige Schulen, Kindergärten und Einrichtungen im Bad Königshofener Umfeld.
Laut dem Landratsamt Rhön-Grabfeld gibt es am Donnerstag am Gymnasium in Bad Königshofen Reihentests. Diese finden in Absprache mit den betroffenen Schulen statt. Getestet werden etwa die Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klassen.