Circus Krone kommt wieder nach Bad Kissingen
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Freitag, 16. August 2013
Circus Krone ist nicht irgendein Unternehmen, es ist - gerade in Bayern - eine Institution. Nach zehn Jahren kommt Europas größter Zirkus wieder nach Bad Kissingen. Das Jubiläumsprogramm "Celebration" hat schon mehr als 2,5 Millionen Menschen begeistert.
Europas führendes Zirkusunternehmen zeigt auf dem Kasernengelände sein Jubiläums-Programm "Celebration", von dem Krone-Sprecher Markus Strobl in den höchsten Tönen schwärmt: Geboten werde eine nahezu dreistündige Zeit- und Weltreise der Superlative. Sie verbinde Innovation mit Tradition.
Die Artisten - auch die Tierlehrer - seien alle Sieger des renommierten Zirkus-Festivals in Monte Carlo. "Das gab es noch nie", sagt Strobl.
Alle? Fast alle: Die noch sehr jungen Anastasini-Brothers aus den USA haben beim Festival in Paris Gold geholt. Mit dazu gehört auch ein 15-köpfiges Las-Vegas-Ballett.
Logistische Meisterleistung
Wenn es am Freitagmittag, 30. August, heißt "Manege frei" hat Krone wieder eine logistische Meisterleistung gebracht. Drei Tage zuvor war das Vorkommando angekommen und hatte Masten sowie Stallungen errichtet. Der Umzug samt Ab- und Aufbau von Zelt und anderen Anlagen dauert maximal 24 Stunden. Gefahren werden in aller Regel weniger als 150 Kilometer. Zum Tross gehören auch eine mobile Tankstelle, ein Reparatur-Truck und eine staatlich anerkannte Schule auf Rädern. Hinweispfeile mit Chips weisen den Fahrzeugen den Weg.
Transport auf der Straße
Die rund 350 Wagen reisen auf der Straße von Fulda an und - nach dem Gastspiel in Bad Kis-singen - nach Schweinfurt weiter. Mit der Bahn sei das "leider" seit neun Jahren nicht mehr möglich, so Strobl. Viele Städte hätten gar keinen Güterbahnhof mit Rampe mehr. Gesteuert wird das von Wolfgang Dingel. Der ist Logistiker im Formel-1-Team von Mercedes-Benz, hat die Aufgabe bei Krone mal testweise übernommen, "jetzt macht er es mit Leidenschaft".
Eigentlich bräuchte Krone ein 30.000 Quadratmeter großes Gelände. Das aber gibt es in Bad Kissingen nicht. Deshalb kommen Zelt und Tiere - darunter 32 Löwen und rund 60 Pferde - im Kasernengelände unter, die meisten Fahrzeuge müssen auf andere Stellplätze ausweichen. Das war nur ein Problem, das im Vorfeld zu lösen war.
Ein anderes war die Werbung. Eine Reklame-Kolonne hat das schon vor einigen Wochen getan. Maximal 30 Plakate sind erlaubt, dank einer Sondergenehmigung durfte Krone 120 aufhängen. Ansonsten hätte man auf Litfaßsäulen und Plakatwände ausweichen müssen; eine relativ teure Alternative.
"King Tonga" und "Tsavo"
201 Tiere gehören zu Krone, darunter viele Babys.Das jüngste Löwenkind ist gerade mal zwei Monate alt. Nicht mehr dabei ist "Poppea" (50). Die betagte Nilpferddame genießt ihr Rentner-Dasein in München. Dafür reist "Tsavo" mit an. Der Bulle ist mit 39 Jahren das zweitälteste Breitmaul-Nashorn der Welt, und es gebe nur noch 600. Erstmals in Bad Kissingen ist der weiße Löwe "King Tonga". Strobl: "82 weiße Löwen gibt es weltweit, 14 leben bei uns. Elf wurden bei uns geboren." Er leitet daraus ab, dass es den Tieren bei Krone an nichts fehlt.
Das sehen Organisationen wie Peta anders. Die selbst ernannten Tierschützer verfolgen auch Krone mit missionarischem Eifer und prangern jede angebliche noch so kleine Verfehlung an.
"Wir sind Tierschützer"
Strobl: "Bei uns wird alles getan, damit die Tiere sich wohlfühlen und gesund bleiben, wir sind Tierschützer." Er verweist auf orthopädische Hufeisen, Wagen mit Fußbodenheizung und einen Pool für die Löwen. Für jedes Tier gebe es einen Ernährungs- und Bewegungsplan. Es werde mit Chips und Wärmebildkameras sicher gestellt, dass es für sie weder zu warm noch zu kalt ist. Und:"Wir verwandeln jeden Platz in ein Reservat" mit viel Rindenmulch und "Spielzeugen" für die Tiere.
Deren Ausbildung dauere drei Jahre, dann beherrschten sie um die 30 Kommandos. Die Tiernummern seien "auf Liebe und Respekt aufgebaut". Das brauche viel Zeit. Und wenn ein Tier mal nicht arbeiten will? "Dann mag es halt nicht."
Krone hat mit Max Simoneit-Barum einen eigenen Tierschutz-Beauftragten. Alles wird dokumentiert: Das fülle pro Tier und Jahr zwei Ordner. Strobl: "Wir können mit wissenschaftlichen Studien belegen, dass es den Tieren gut geht." Staatliche Veterinäre kontrollieren laut Strobl alles regelmäßig.
Das ist auch gut so, denn Tiere sind die Zugnummern: Für 89 Prozent der Besucher spielen sie die erste Geige. Erst kommen die Elefanten, dann Löwen und Pferde - noch vor den Clowns und anderen Artisten.
Platz für 40.000 Besucher
Bald können also die Zirkus-Fans in das klimatisierte Zelt strömen. Insgesamt 40.000 fänden bei zehn Shows an fünf Tagen Platz. "Ab 20.000 bin ich zufrieden", sagt Strobl. 1000 kommen auf jeden Fall. So viele Freikarten stellt Krone für Kindergärten und sozial Schwächere der Stadtverwaltung zur Verfügung. Nach seinen Angaben hat Krone die Preise seit Jahren nicht erhöht. Denn "der Zirkus ist das Theater des Volkes, jeder soll sich das leisten können".
Unternehmen 800 Zirkusse gibt es in Deutschland, 400 davon mit Tieren. Circus Krone gilt als Europas größtes Unternehmen seiner Art. Er reist mit 201 Tieren, 320 Menschen, darunter zehn Kinder und 65 Artisten aus 14 Nationen, sowie rund 350 Wohn-, Pack- und Gerätewagen. Pro Tag fallen 3000 Euro Futterkosten an. Pro Jahr gibt es während der Saison 600 Auftritte in 30 Städten. In Bad Kissingen ist Krone das 17. Mal. Im Sommer besuchen 1,1 Millionen Menschen die Vorstellungen. 400.000 bis 500.000 werden im Winter im Circus-Krone-Bau in München begrüßt. Die Stallungen gibt es in doppelter Ausführung. Das klimatisierte Zelt fasst 4500 Menschen, pro Vorstellung werden maximal 4000 Karten verkauft.
Programm Das aktuelle Programm "Celebration" dauert netto 150 Minuten. Unter anderem wirken ein Nashorn, Seelöwen, Pferde, Kamele und Elefanten mit. Artisten zeigen ihr Können am "Todesrad", in der 14 Meter hohen Zirkuskuppel, an der doppelten Schaukel und an Bungee-Seilen. Krone-Zoo-Besucher können bei der täglichen Dressurarbeit zusehen.
Vorstellungen sind täglich von Freitag, 30. August, bis Dienstag, 3. September. Beginn ist an Werktagen um 15.30 und um 20 Uhr, am Sonntag um 14 und um 18 Uhr Die Preise bewegen sich zwischen 15 und 40 Euro.
Vorverkauf Tickets gibt es an der Zirkuskasse (ab 29. 8. täglich ab 10 Uhr) und bei der Saale-Zeitung in Bad Kissingen. Telefonische Bestellungen sind über 01805/247287 möglich.
Geschichte Der Circus Krone ist ein traditionelles Familienunternehmen, das 1905 von Carl Krone unter dem Namen Circus Charles im Harz als Tierschau gegründet wurde. Danach wurde er von seiner Tochter Frieda Sembach-Krone und deren Ehemann Carl Sembach geführt. Er hat seit 1919 seinen festen Sitz in München. Seitdem besitzt er dort auch ein festes Gebäude. Seit 1995 leitet Christel Sembach-Krone den Zirkus, die seit 1956 bekannt ist für die Pferde-Freiheitsdressur.
Informationen unter www.circus-krone.de.