Chauffeur für Senioren
Autor: Sigismund von Dobschütz
Oerlenbach, Mittwoch, 07. Sept. 2016
Das Gemeindemobil ermöglicht älteren Menschen die Fahrt zum Arzt und zum Einkaufen. Auch die Vereine profitieren.
Seit fast einem Jahr ist das Oerlenbacher Gemeindemobil im Einsatz. Die Senioren der drei abseits gelegenen Gemeindeteile sind dankbar und nutzen es regelmäßig für Einkaufsfahrten und Arztbesuche. Auch örtlichen Vereinen steht der Bürgerbus auf Anfrage zur Verfügung.
Mit dem neu gewählten Gemeinderat kam 2014 die schon ältere Idee eines gemeindeeigenen Kleinbusses für Einkaufsfahrten und Arztbesuche wieder auf die Tagesordnung.
Vor allem die neue Seniorenbeauftragte Karin Haut setzte sich für dessen Anschaffung ein, da es zwar im Kernort Oerlenbach Supermärkte und andere Einkaufsmöglichkeiten gibt, nicht aber in Rottershausen, Eltingshausen und Ebenhausen. "In Rottershausen haben wir nur noch einen Metzger und einen Bäckereiwagen", schildert Bürgermeister Franz Kuhn (CSU) die aktuelle Situation.
"In den anderen zwei Ortsteilen gibt es gar nichts mehr."
Seit vergangenem Herbst fährt der weiße Ford Transit, den die Gemeinde gebraucht gekauft hat, nach festem Fahrplan regelmäßig die drei Ortschaften ab: Dienstags wird der Bus nach vorheriger Anmeldung für Arztbesuche in Oerlenbach (hin und zurück zwei Euro) oder für Fahrten zu Fachärzten in Bad Kissingen (vier Euro) eingesetzt. Donnerstags haben Senioren aus Rottershausen und Eltingshausen, freitags ältere Einwohner aus Ebenhausen die Möglichkeit zum Einkauf im Supermarkt oder anderen Oerlenbacher Geschäften. "Wir fahren auch zum Bäcker oder Metzger, zum Blumenladen oder zur Sparkasse", betont Fahrer Günter Borst (67). "Wohin unsere Fahrgäste eben so wollen. Das klären wir bei Fahrtantritt mit den Gästen ab."
Ehrenamtlich am Steuer
Borst ist nur einer von 15 Fahrern, die ohne jede Aufwandsentschädigung ehrenamtlich ihre Zeit für die gute Sache opfern. Für jede Einkaufsfahrt rechnet er etwa zwei Stunden. Etwa alle fünf Wochen kommt er als Chauffeur nach frühzeitig festgelegtem Einsatzplan dran.
Einen Personenbeförderungsschein braucht er für den Bürgerbus nicht. "Der normale Pkw-Führerschein reicht aus."
Freitags zum Einkaufen
Freitags chauffiert Borst meist sechs Seniorinnen aus Ebenhausen zum Einkaufen. "Eine tolle Idee", lobt Elisabeth Ullrich (83) das Gemeindemobil.
Sie nutzt den Transfer regelmäßig, "weil ich doch irgendwie einkaufen muss". Früher ist sie mit der Bahn nach Schweinfurt gefahren und mit dem Taxi wieder zurück. "Was sollte ich machen?" Beschwerlich ist das Einkaufen auch für Lioba Wilm (81) geworden, seitdem ihr Partner aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Auto fahren darf. Hin und wieder hat ihre berufstätige Tochter sie nach Oerlenbach gefahren.
"Ich bin auf diesen Bus angewiesen", ist Wilm für das Angebot der Gemeinde dankbar. Fahrer Borst hat sie wie alle anderen direkt an der Haustür abgeholt.
Senioren haben Vorrang
Wenn der Kleinbus nicht für die Seniorenfahrten gebraucht wird, dürfen auch Vereine das Fahrzeug in Abstimmung mit dem Rathaus nutzen.
"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", schildert der Bürgermeister das simple Buchungsverfahren und erinnert an ein früheres Gemeindemobil, das schon vor 15 Jahren in Oerlenbach von Vereinen genutzt wurde. "Nach fünf Jahren war damals aber Schluss." Mit dem neuen Fahrzeug wurde nun auch dieses Angebot für die Vereine wieder aufgenommen, die natürlich vor allem an den Wochenenden davon Gebrauch machen.
Werktags haben die Seniorenfahrten unbedingten Vorrang.Trotzdem hat das Gemeindemobil immer noch freie Kapazitäten. "Es gibt keine Notwendigkeit, zusätzliche Aufgaben für den Bus zu suchen", meint allerdings der Bürgermeister. Teuer sei der Unterhalt nicht, rechnet er vor. Das Benzingeld wird durch den Fahrpreis gedeckt. Für Wartung und Reparaturen stehen jährlich 1000 Euro im Haushalt.
Die geringen Unterhaltskosten, die beständige Nachfrage sowie die hohe Zahl ehrenamtlicher Fahrer machen Bürgermeister Franz Kuhn zuversichtlich, dass es dieses Angebot noch auf lange Zeit geben wird. "Solange unser Angebot in Anspruch genommen wird, geht es in jedem Fall weiter."
So geht's
Rufbereitschaft Anmeldung für Arzt- und Einkaufsfahrten mit dem Gemeindemobil: Rathaus Oerlenbach, Nadine Schmitt Tel.: 09725/710 118, werktags 8 bis 12 Uhr.