Ja, sehr schlimme. Ich hatte unfassbar viele Albträume - aber alle waren so echt, dass ich Angst bekommen habe. Ich war in einer anderen Welt, aus der ich unbedingt raus wollte, es aber nicht schaffte. Psychoterror im eigenen Kopf. Grauenhaft. Ich habe mich abwechselnd wie im Gefängnis gefühlt, eingesperrt in einer Kiste, unter Wasser gedrückt, all so was. Für mich hat es sich angefühlt wie die Vorstufe zum Jenseits.
In Wirklichkeit kämpften die Ärzte um Ihr Leben.
Ja, mein Blut musste aus meinem Bein Tag und Nacht entnommen, angereichert und wieder in den Körper gepumpt werden. Damit ich am Leben blieb. Medizinisch ist das kompliziert und riskant. Mein Herz war nicht in der Lage, alle Körperteile mit Blut zu versorgen. Mein linker Zeigefinger war irgendwann tiefschwarz und musste mir zum Teil abgenommen werden, er hat es leider nicht geschafft. Aber: Ich bin Linkshänder, meine Schrift konnte auch davor niemand lesen.
Ihren Humor haben Sie glücklicherweise nicht verloren.
Als ich aus dem Koma geholt wurde und mir langsam klar wurde, was passiert war, war ich heilfroh, dass die Albträume weg waren. Meine Frau, meine Kinder Maximilian und Elisabeth, meine Freunde - niemand durfte mich besuchen, das war natürlich hart. Die Ärzte sagten, ich hätte großes Glück gehabt. Andere hätten nicht nur einen Finger, sondern einen ganzen Arm oder ein Bein verloren. Hätte das Virus es ins Gehirn geschafft, wäre ich zum Pflegefall geworden. Ich kann also nur äußerst dankbar und demütig sein.
Warum hatten Sie bei Ihrer Corona-Erkrankung so einen schweren Verlauf?
Tja, diese Frage habe ich mir und den Ärzten auch gestellt. Ich habe nie geraucht, habe keine Vorerkrankung, war fit. Mein Immunsystem hat auf das Virus überreagiert. Und: Die Intensität der Aerosole war beim Après-Ski wahrscheinlich stärker als bei einem kurzen Besuch im Supermarkt.
Was war nach dem Koma härter: keinen Besuch oder keine Kraft zu haben?
Beides. Schon das Sitzen war anstrengend. Wenn ich versuchte aufzustehen, bin ich sofort umgefallen. Als ich meine Frau endlich zum ersten Mal anrufen wollte, hat mein Handy mit der Gesichtserkennung nicht mehr funktioniert. Es hat mich nicht erkannt, weil ich so abgemagert war.
Was waren in den vier Monaten die schönsten Momente?
Die aufopfernden, großartigen Ärzte und Pflegekräfte, die alle einen Orden und vor allem mehr Geld verdient haben. Wunderschön war, als mich meine Frau nach neun Wochen besuchen durfte. Als ich zur Reha gebracht wurde, saß ich im Rollstuhl draußen, habe zum ersten Mal frische Luft eingeatmet und mich wie im Paradies gefühlt.
Heute dürfen Sie endlich nach Hause. Worauf freuen Sie sich besonders?
Es wird noch dauern, bis ich in alter Form bin. Après-Ski werde ich im nächsten Jahr auf jeden Fall ausfallen lassen. Auch an eine Urlaubsreise im Flugzeug ist nicht zu denken, da hätte ich kein gutes Gefühl, auch wenn ich wahrscheinlich für ein paar Monate immun bin. Ich freue mich darauf, im Wohnzimmer zu sitzen. Einfach da zu sitzen - und vor allem: wieder da zu sein.
Wie haben Sie Bad Kissingen wahrgenommen?
Ich bin sehr angetan von der schönen Stadt und der angenehmen Atmosphäre. Ob Rosengarten, Kurhaus, Fußgängerzone oder Gradierwerk, hier lohnt sich allemal ein Besuch. Das Arrangement der Stadt mit der natürlichen Lage, den Bauwerken, den Parks und auch der örtlichen Gastronomie ist sehr schön. Darüber hinaus äußerst gepflegt und sehr sauber. Der richtige Ort, um auf angenehme Art und Weise wieder gesund zu werden.
Wie haben Sie den Aufenthalt in der Reha-Klinik empfunden?
Ich wurde in der Bavaria Klinik hervorragend betreut. Die Ärzte, das Pflegepersonal und die Therapeuten machten einen tollen Job. Ihnen bin ich sehr, sehr dankbar. Ohne sie wäre meine Genesung nie so gut verlaufen. Auch das Essen in der Klinik ist ganz hervorragend. Ich wurde im Krankenwagen angeliefert und konnte letzte Woche sogar schon wieder einige Golfschläge machen....
Herr Schreiner, es bleibt nur noch eins: Bleiben Sie gesund!
Das Interview führten Kimberly Hagen und Susanne Will