Burkhard Hose kommt zur Lichterkette nach Bad Kissingen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 23. November 2018
Wir haben mit Hochschulpfarrer und Buch-Autor Burkhard Hose über Humanität, Engagement und Kirche gesprochen.
Am Internationalen Tag der Menschenrechte, Montag, 10. Dezember, ist eine Lichterkette durch Bad Kissingen geplant. Katholische und evangelische Christen, der Integrationsbeirat der Stadt Bad Kissingen und andere Bürger wollen damit ein Zeichen für ein offenes Miteinander der Kulturen, Nationen und Religionen sowie gegen Ausländerfeindlichkeit, Nationalismus und Radikalismus in Deutschland setzen. Die Organisatoren rund um Initiator Pfarrvikar Matthias Karwath und Ana-Maria Benevides-Werner vom Integrations-Beirat haben Burkhard Hose (51) eingeladen. Der aus Hammelburg stammende Hochschul-Pfarrer ist Inhaber des Würzburger Friedenspreises. Im Interview haben wir über seine Bücher und den Einsatz für Menschenrechte gesprochen. Was erwarten Sie sich von der Lichterkette in Bad Kissingen?Ich habe gerne zugesagt, weil den Initiatoren wichtig ist, dass auch wir als Christen nochmal deutlicher auch auf der Straße sichtbar machen, dass wir für Humanität eintreten. Darum wird es an dem Tag gehen. Es beginnt in einer Kirche und es endet in einer Kirche, und dazwischen sind wir auf der Straße. Das sind genau die richtigen Akzente: Erstens glaube ich, dass die Zeiten längst vorbei sind, wo wir uns als Kirche nur mit uns selbst beschäftigen, wir gehören auf die Straße. Zweitens braucht es gerade diese Verbindung: Es braucht die Zeit des Innehaltens, es braucht solche symbolischen Momente, wie Lichter entzünden. Das ist keine Realpolitik, aber soll die Hoffnung nähren, dass eine mitmenschlichere Gesellschaft möglich ist und dass wir als Christen etwas dazu beitragen können. Das finde ich ganz wichtig!
Wie viel Einsatz für Geflüchtete steckt in Ihrer Stelle in der Katholischen Hochschulgemeinde?Es gibt große Überschneidungen, weil es in der KHG einen großen Asyl-Arbeitskreis gibt, also viele Studierende, die sich in dem Bereich engagieren. Es ist also ein Teil meiner Arbeit, aber die Grenzen sind fließend: Gerade wenn man als Priester arbeitet, gibt es ja keine genaue Dienstbeschreibung wie bei anderen Berufen. Im weitesten Sinne gehört da auch vieles zu meiner priesterlichen Tätigkeit dazu.
Inwieweit ist diese Arbeit auch Seelsorge?Das ist ganz klar Seelsorge: Immer dann, wenn es um konkrete Nöte von Menschen geht, dann geht es auch um ihr Seelenheil, um mal den alten Begriff zu verwenden. Es geht um ganzheitliche Fragen, die das Leben der Menschen ausmacht. Gerade wenn es um existenzielle Dinge geht, wie das Thema Flucht, das Thema Tod, das Thema Krieg ist das Seelsorge im engeren Sinn.
Rund um Flucht und Asyl scheint es im Moment eher ruhiger zu werden, es überwiegt die Aufregung über die AfD, oder?Es ist nur von außen her betrachtet ruhig. Wir haben viele Menschen, deren Nöte eher größer geworden sind in den vergangenen zwei Jahren, weil sie tagtäglich von Abschiebung bedroht sind. Viele Menschen hier aus Afghanistan zum Beispiel müssen mit diesem Damoklesschwert leben. Und das betrifft sie als erste, aber auch die Menschen, die mit Ihnen zu tun haben, im Umfeld oder als Ehrenamtliche. Da hat die Belastung zugenommen.
Haben Sie Sorge, dass Fremdenhass in Teilen der Bevölkerung zur Normalität wird?Aus meiner Warte ist das Schlimme, dass sich viele in der Außenansicht mit der aktuellen Situation abgefunden haben. Aber ich finde mich damit nicht ab, wie viele andere übrigens auch nicht.
Gibt es Erfolgserlebnisse?Sehr viele, ja. "Erfolgserlebnisse" sind immer konkrete Erlebnisse mit Geflüchteten, wenn ich erlebe, dass Menschen doch in diesem schwierigen System unter schwierigen Umständen ihren Weg gefunden haben. Ich denke zum Beispiel an einzelne aus dem Programm, das wir vor drei Jahren begonnen haben, für syrische Geflüchtete, die studierfähig waren, die also schon in Syrien studiert haben und hier weiter studieren wollten. Da sind jetzt nicht alle in dem Programm gelandet, das wir damals mit der Uni begonnen haben, aber alle haben ihren Weg gefunden - auch durch die intensive Begleitung. Das zeigt für mich: Es lohnt sich wirklich, Menschen auf ihrem Weg intensiv zu begleiten und Geld in die Hand zu nehmen, weil das tatsächlich sehr schnell auch wieder zurück kommt.
Und in der Hochschulgemeinde?Viele entdecken hier, dass es nicht nur auf den schnellen Hochschulabschluss und den tollen Job ankommt, sondern auch darauf, etwas für die Gesellschaft zu leben und sich zu engagieren. Da übernehme ich eine Zunahme an politischen, aber auch an mitmenschlichem Engagement. Da nehme ich eine Gegenbewegung zur AfD und zu den neuen Rechten wahr, die sich für Menschenrechte, für die Seenotrettung stark macht, Solidaritätskundgebungen organisiert oder ganz konkret im Alltag Leuten beisteht. Das macht mir echt Hoffnung und ist für mich ein "Erfolg".