Burkardroths Jugend braucht (einen) Raum
Autor: Björn Hein
Burkardroth, Donnerstag, 16. März 2017
In einer Umfrageaktion wünschten sich Jugendliche im Zentrum von Burkardroth und in Premich eine Bleibe.
Über die Offene Jugendarbeit im Markt Burkardroth berichtete Jugendpflegerin Laura Wilm vom Verein "Pro Jugend" im Marktgemeinderrat. So seien Ende vergangenen Jahres 452 Fragebögen an die Jugendlichen der Marktgemeinde verschickt worden, jeweils an die Jahrgänge 1999 bis 2004. "Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem die Jüngeren mehr Interesse bekundet haben. Wir haben den Entschluss gefasst, diese als Zielgruppe in den Fokus zu nehmen", betonte Wilm.
88 hätten den Fragebogen zurückgeschickt, von denen 56 männlich und 32 weiblich waren. Bei der Befragung sei herausgekommen, dass vor allem die Multifunktionsflächen im Markt bei den Jugendlichen sehr gut ankämen. Gleichzeitig wurde hier aber bemängelt, dass die Flächen öfter mit Glasscherben und Dreck verunreinigt seien, weshalb man hier für Abhilfe sorgen sollte. In den Bögen sei der Wunsch geäußert worden, dass sich die Jugendlichen im Zentrum von Burkardroth und in Premich einen Jugendraum wünschten - bei der Gestaltung eines solchen würde sich die Jugend gerne einbringen.
Um die Bestellung eines neuen Jugendreferenten ging es in einem weiteren Punkt der Sitzung. Martin Wehner, der seit 2014 dieses Amt innehatte, legte aus zeitlichen Gründen seinen Posten nieder. In der Sitzung konnte für ihn kein Nachfolger gefunden werden.
Laura Wilm habe sich bereits auf die Suche nach Räumlichkeiten in Burkardroth gemacht, die für einen Jugendtreff infrage kämen, hierbei sei sie aber noch nicht weitergekommen. Deshalb appellierte sie an die Marktgemeinderäte, sich Gedanken zu machen, ob es hier einen Raum gäbe. Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) zeigte sich bewusst darüber, dass der Mangel an Räumlichkeiten hier ein Problem sei: "Hierfür haben wir noch keine gemeindliche Immobilie".
Frage der Haftpflicht
Da die rechtliche Situation in der Vergangenheit immer wieder ein Thema gewesen sei, habe man die kommunale Haftpflichtversicherung angeschrieben und befragt. Ein Versicherungsschutz bestehe deshalb nicht automatisch, außer wenn diese die Freiwillige Feuerwehr durchführt. Dabei sei natürlich Voraussetzung, dass eine Aufsicht vorhanden sei und eine Jugendraumordnung bestehe.Jugendamtsleiter Siegbert Goll, der an der Sitzung ebenso teilnahm, äußerte, dass der Jugend Räume zur Verfügung gestellt werden und aufgebaut werden sollen, wenn dies gewünscht wird. "Die Offene Jugendarbeit ist eine Kernaufgabe der Kommune. Eine Aufsicht ist dabei unerlässlich, und die Jugend muss zur Selbstständigkeit hin gebracht werden", sagte er. "Der Aufsichtspflicht muss unbedingt nachgekommen werden", bekräftigte Bürgermeister Bug. "In der Verwaltung haben wir hier allerdings kein Personal", gab er zu bedenken. Auch die Jugendpflegerin könne diese Aufgabe nicht allein übernehmen, da sie nur ein Kontingent im Markt von zehn Stunden in der Woche hat. Hier seien die Vereine in den Dörfern gefordert, sonst sei es nicht realisierbar.
Sinnvolles Konstrukt
"Meiner Meinung nach können wir diese Aufgabe nicht den Vereinen aufbürden", gab Steffen Hanft zu bedenken. Diese hätten zudem keinen Nutzen bei der Betreuung einen Jugendraums. Dies sah Siegbert Goll anders: "Der Mehrwert und Nutzen für die Vereine ist da: Vielleicht bekommt man durch die Offene Jugendarbeit den einen oder anderen Jugendlichen dazu, dass er in einen Verein geht. Das ist zwar zugegebenermaßen sehr zeitintensiv, aber es ist eine gute Möglichkeit der Mitgliedergewinnung." Schon jetzt investierten die Vereine im Prinzip in die Offene Jugendarbeit, beispielsweise wenn sie Beiträge für das Ferienprogramm des Marktes anbieten. Dabei müsse der Aufbau eines Jugendraumes intensiv betreut werden, was nur durch die Vereine geschehen könne. Zudem seien die Jugendräume ein sinnvolles Konstrukt, welches es den Jugendlichen ermögliche, aus festen Strukturen auszubrechen und die, die nicht organisiert sind, in die Gemeinschaft zu integrieren. "So besteht auch ein Freiraum, sich zu entfalten und eigene Interessen zu entwickeln", gab Goll zu bedenken. Frank Voll aus Premich bestätigte dabei, dass in Premich Interesse für einen Jugendraum bestehe. Zweiter Bürgermeister Daniel Wehner berichtete aus seiner Erfahrung im Jugendraum in Gefäll: "Ich bin positiv überrascht, was hier von den Jugendlichen alles umgesetzt wird". Verschiedene weitere Gemeinderäte schilderten ihre Erfahrung mit der Offenen Jugendarbeit und zogen dabei ein überaus positives Resümee.
Jugendliche stehen bereit
Laura Wilm äußerte, dass es im Zentrum von Burkardroth bereits eine konkrete Gruppe von Jugendlichen gäbe, welche hier gerne eigenständig einen Jugendraum aufbauen würden. Goll fügte hinzu, dass es sinnvoll sei, die Jugend einzuladen und nach ihren Wünschen zu fragen. "Es ist vernünftig, hier auf die Jugend zuzugehen, und sie mit ins Boot zu nehmen", stimmte Bug zu. Nun müsse man sich im Gemeinderat überlegen, ob es hierfür in Burkardroth Räumlichkeiten gebe, und wie man mit der Offenen Jugendarbeit fortfahren wolle.