Bunte englische Kirchenmusik
Autor: Gerhild Ahnert
Bad Kissingen, Montag, 17. November 2014
Brigitte und Burkhard Ascherl zeigten, dass Kirchenmusik nicht dröge und langweilig sein muss.
Bad Kissingen — Im trüben Monat November braucht es Lichtpunkte, die im Saal oder - wie in diesem Fall - in der Kirche stattfinden. Und so war es sehr angenehm, dass sich Brigitte und Burkhard Ascherl bei ihrem Konzert gar nicht einließen auf die depressionsfördernden Gedenktage dieses Totenmonats, sondern sich in ihrem Konzert "Very British" der englischen (Kirchen-) Musik zuwandten, um ein bisschen Sonnenschein in diese grauen Wochen zu bringen, wie Burkhard Ascherl in
seiner kurzen Konzerteinführung sagte.
Dass ein solches Programm im Wesentlichen Kirchenmusik fast nur aus dem späten 19. bis ins 21. Jahrhundert bunt, vielfältig und gar nicht pompös oder ernst und feierlich werden muss, liegt an der in Großbritannien äußerst lebhaften Kirchenmusikszene. Natürlich klingt auch bei den britischen Komponisten noch das 19. Jahrhundert nach, die Musik Edward Elgars. So erinnert der "Marche héroique" von Elgars Zeitgenossen Herbert Brewer, mit dem Burkhard Ascherl das Konzert eröffnete, mit seinem mitreißenden Beginn und feierlich getragenen Hauptthema sehr stark an Elgars berühmteste Komposition, seinen Pomp and Circumstance March Nr. 1, mit dessen Orgelfassung Ascherl das Konzert wuchtig mit vollem Schwellwerk und viel Spaß beendete.
Von dem neben Benjamin Britten sicherlich berühmtesten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Ralph Vaughan Williams, stammten die ersten beiden Lieder, mit denen Brigitte Ascherl mit ihrem wunderschön geführten weichen, kräftigen Sopran ihren Part im Konzert begann: "Let all the world in every corner sing" ist ein fröhlich-optimistischer Aufruf zum Lobpreis Gottes im Gesang. Eine völlig andere Stimmung verbreitet "Silent noon", ein zartes Stimmungsbild eines Mittags in der Natur. Burkhard Ascherl zeigte hier sein großes Einfühlungsvermögen als Begleiter. Mitreißend plakativ setzte er die Akzente im ersten Lied, während er zurückgenommen, fast innig sich auf den fast volksliedhaften Ton des zweiten einließ.
Gute-Laune-Musik
Beinahe wie Vaudeville-Musik, volkstümlich- schlagerhaft spielte er dann Alfred Hollins" Gassenhauer "A song of sunshine", als echte Gute-Laune-Musik. Mehr als 300 Jahre zurück führten die beiden Lieder des wichtigsten Vertreters des englischen Barock, Henry Purcell. "We sing to him" bedient sich großer Sprünge und nicht sehr sanglicher Verzierungen, um in typisch barocker Manier den Text durch die Musik auszudrücken. Brigitte Ascherl meisterte sie souverän, und auch bei dem sehr intimen Zwiegespräch mit Gott in "An evening hymn" vermochten es die beiden Musizierenden, die sehr getragene, langsam fortschreitende Melodie trotz vieler Wiederholungen spannend zu gestalten. Das nach der eher einfachen Gestaltung des Textes dann sehr stark ausgeschmückte abschließende "Halleluja" zeigt Purcell dann wieder als barocken Meister.
Der 1945 geborene Waliser Robert Jones hat in seinem "Trumpet Scherzo - Romance - Carillon-Fanfare" eine sehr kurzweilige Orgelkomposition geschrieben, die Burkhard Ascherl mit viel Lust am Musizieren interpretierte.
Einfühlsames Requiem
Der ebenfalls 1945 geborene John Rutter ist der sicherlich bekannteste Komponist von Kirchenmusik in Großbritannien, der 1985 mit seinem "Requiem" auf den Tod seines Vaters fast schlagartig weltweit bekannt wurde. Aus diesem sang Brigitte Ascherl das "Pie Jesu", das der Sängerin extreme Höhen und andere Gemeinheiten abverlangt. Ascherl gestaltete dem zum Trotz sehr einfühlsam den Text, intensivierte das "Dona eis requiem" eindrucksvoll und ließ das letzte "sempiternam requiem" leise und innig im Raum verklingen.
Nach dem abschließenden Orgelfeuerwerk in vollem "Pomp and Circumstance" und heftigem Applaus des Publikums musizierten Brigitte und Burkard Ascherl noch das Friedensgebet "Lord, make me an instrument of thy peace".