Druckartikel: Bürgermeister Siegfried Erhard hört auf

Bürgermeister Siegfried Erhard hört auf


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Mittwoch, 25. Sept. 2013

"Zu den Kommunalwahlen am 16. März 2014 werde ich nicht mehr antreten." Das sagte Oerlenbachs Bürgermeister Siegfried Erhard in der Gemeinderatssitzung am Dienstag.
Bürgermeister Siefried Erhard tritt nicht wieder an zu nächsten Kommunalwahl imMärz 2014.Foto: Geiger


"Diese Entscheidung habe ich nach langem, intensivem Nachdenken und Gesprächen mit meiner Frau gefällt. Es war kein leichter Schritt, denn das Amt war für mich viel mehr als nur Job. Es war mein Lebensinhalt geworden."
Diesen Entschluss eröffnete Bürgermeister Siegfried Erhard am frühen Mittwoch Morgen auch den Mitarbeitern in Rathaus und Bauhof.
Überrascht und betroffen reagierten die Ratsmitglieder.

Im Sitzungssaal hätte man eine Nadel fallen hören, so still war es, als Erhard am Ende der Sitzung seinen Verzicht bekannt gab. "Heute sind exakt 90 Prozent der laufenden Wahlperiode vorüber. Ich denke, dass bis zum 17. Dezember als frühestmöglichen Termin genügend Zeit ist, geeignete Bewerberinnen bzw. Bewerber für meine Nachfolge zu finden. Daran aber werde ich mich nicht beteiligen", machte Erhard klar. Bei einem Reha-Aufenthalt in St.-Peter-Orting sei seine Entscheidung gereift. Die Ärzte hätten dringend nahegelegt, wegen Kreislauf- und Rückenprobleme kürzer zu treten.
"Ganz wichtig für mich ist die Familie, sind Ehefrau, unsere drei Kinder und inzwischen drei Enkel", führte er aus. Täglich oft bis zu 15 Stunden und praktisch jedes Wochenende habe er der Gemeinde vor Familie gedient. "Meine Spannkraft hat nachgelassen, ich bin empfindlicher, dünnhäutiger und ungeduldiger geworden. Ich hätte Sorge, nochmals sechs Jahre den Anforderungen voll gerecht zu werden", ergänzte er. Ein "Etwas weniger" sei für ihn keine Alternative. Der Bürger erwarte, dass sich der Erste Bürgermeister mit seiner ganzen Kraft zu jeder Zeit einsetze. Zweifel habe er, ob er diese Power noch in vier oder fünf Jahren habe. Sich wählen lassen und während der Periode zurückzutreten, sei nicht sein Stil: "Bürgermeister kann man nur ganz oder gar nicht sein!".
Neben Verantwortung für die Gemeinde habe er weitere Ämter bekleidet: 18 Jahre als Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, stellvertretender Bezirksvorsitzender, im Landesausschuss und seit 2012 als Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, als stellv. Vorsitzender des Regionalen Planungsverbands und des Zweckverbands Wasserversorgung Rhön-Maintal. "Diese übergeordneten Aufgaben waren für die Gemeinde kein Schaden, machten viel Freude und ermöglichten frühzeitige, erstklassige Informationen und Mitsprache. Verbindungen entstanden, der Zugang zu maßgeblichen Stellen erleichtert", resümierte Erhard. Die Gemeinde habe erheblichen Nutzen erfahren.
Am 30. April 2014 ende für ihn als längst gedienten Bürgermeister im Landkreis seine Arbeit, zumal er zuvor bereits 12 Jahre dem Gemeinderat angehörte. Auch Gemeinderat komme nicht mehr in Frage. "Mein Nachfolger/in wird keine Probleme damit haben, dass einer da sitzt, der es besser wissen will und reinregiert", machte er gegen alle Spekulationen klar.
"Ich bedaure sehr, dass ich nicht alles realisieren konnte wie Sanierung Erweiterung der Hegler-Halle einschließlich Brandschutz und ENEV-Auflagen", bekannte er. Schwierigkeiten aber seien "Salz in der Suppe". Die restlichen 10 Prozent der Wahlperiode werde er bis zum letzten Tag gründlich ausführen. Vor Entscheidungen werde er sich nicht drücken und beispielsweise den Haushalt 2014 - wenn der Gemeinderat mitzieht - aufstellen. "Ich will ein gut bestelltes Haus hinterlassen und bis zur letzten Stunde meinen Dienst wahrnehmen", versprach er. Einzig im Kreistag würde er, wenn Partei und Wähler es wünschen, sich weiterhin einbringen.
Für Siegfried Erhard war der Entschluss zum Ausstieg schwer. Emotional bewegt und ergriffen gab er seine Entscheidung weiter und ließ nachempfinden, wie gern er Bürgermeister war, aber künftig Familie und Gesundheit in den Mittelpunkt rücken möchte. Die Gemeinderäte waren zunächst betroffen und geschockt; denn sie hatten mit einer anderen Botschaft gerechnet. Nach Minuten der Stille bekundeten Dieter Werner, Reinhard Landgraf, Peter Deisinger, Albrecht Schreck, Klemens Wolf und Manfred Greubel ihre Hochachtung vor all dem was, Siegfried Erhard geleistet habe. "Wir sind davon ausgegangen, dass du es nochmals machst", führte Wolf an. Auf der anderen Seite sei zu verstehen, nach so vielen Jahren der Selbstlosigkeit an sich zu denken.
Foto von Siegfried Erhard