Bürgermeister der Staatsbäder sind in Sorge
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Bocklet, Mittwoch, 21. Sept. 2022
Die Kostenexplosion bereitet den Vertretern der Staatsbäder Kopfzerbrechen. Bei einem Treffen in Bad Bocklet stellte sich die Frage, ob Wellnesslandschaften oder Thermen überhaupt noch weiterbetrieben werden können.
Zehn Bürgermeister der insgesamt 25 deutschen Staatsbäder-Städte trafen sich am Sonntag im Staatsbad Bad Bocklet zur 72. Tagung ihres Arbeitskreises. Schwerpunkte ihres dreitätgigen Treffens waren laut Sprecher Olaf Schlott (Bad Elster) die Folgen der Corona-Pandemie sowie die aktuelle und noch zu erwartende Energiekrise mit drohender Strom- und Gasknappheit und explorierenden Kosten.
Schon das erste gemeinsame Abendessen im Bad Bockleter Wellnesshotel Kunzmann bot Gelegenheit zur Diskussion in nicht offizieller Runde. Am nächsten Tag präsentierte Gastgeber Andreas Sandwall (CSU) seinen teilweise weit angereisten Amtskollegen zunächst auf einer kleinen Wanderung den Kreuzberg als "heiligen Berg der Franken", wo sie von Pater Korbinian zu einer einstündigen Klosterführung eingeladen wurden. Nachmittags erläuterte Bertram Vogel, seit November Geschäftsführer der Rhön GmbH, den Bürgermeistern die Destinations- und Markenstrategie der Rhön. Anschließend berichtete Bad Bocklets Kurdirektor Thomas Beck, Geschäftsführer der Staatsbad und Touristik GmbH, über die Zusammenarbeit in der Bäderland Bayerische Rhön GmbH, dem Zusammenschluss der drei Staatsbäder Bad Bocklet, Bad Brückenau, Bad Kissingen (Landkreis Bad Kissingen) sowie der beiden kommunalen Kurorte Bad Neustadt (Saale) und Bad Königshofen (Landkreis Rhön-Grabfeld).
In ihrer offiziellen Tagung am Dienstag ging es dann zur Sache, gab es doch nach zwei Corona-Jahren und dem jetzigen Krieg in der Ukraine mit seinen europaweiten Auswirkungen genügend Gesprächsstoff für die zehn Bürgermeister. Aktuell bereiten den Staatsbäder-Chefs die Energiekrise und die allgemeinen Kostensteigerungen die größte Sorge. Mancher fragt sich, ob Wellnesslandschaften oder Thermen überhaupt noch weiterbetrieben werden können. Anderenorts sind Thermen oder Bäder bereits geschlossen. Gleichermaßen wichtig ist die Frage, wie Energie generell eingespart werden kann.
Es gibt große Unterschiede
Ein weiteres Thema des Erfahrungsaustausches waren die unterschiedlichen Führungsstrukturen und Finanzierungsmodelle der Staatsbäder. Nicht nur von Bundesland zu Bundesland gibt es große Unterschiede, sondern schon zwischen den drei Rhöner Staatsbädern. So ist die Staatsbad & Touristik GmbH in Bad Bocklet eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Marktgemeinde, während sich in Bad Kissingen die Stadt (53 Prozent) und der Freistaat (47) die Anteile der Staatsbad GmbH teilen, während Bad Brückenau unverändert von einer rein staatlichen Kurverwaltung geführt wird. Ähnliche Unterschiede gibt es auch unter den anderen deutschen Staatsbädern.
Vorteile und Nachteile des einen wie des anderen Finanzierungsmodells gilt es von den Bürgermeistern im Interesse der jeweils eigenen Stadt oder Gemeinde abzuwägen.
Schon vor dem offiziellen Tagungsbeginn schienen die Bürgermeister in Bad Bocklet einen guten Eindruck vom hiesigen Staatsbad gewonnen zu haben. "Wir blicken immer neidisch auf Bayern", meinte jedenfalls Mike Schmidt, Bürgermeister des niedersächsischen Staatsbades Bad Nenndorf.