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Bürger gegen den Korridor entlang der A7


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 06. Februar 2014

Der Planungsrahmen für die Stromtrasse nach Grafenrheinfeld wurde gestern zwar veröffentlicht, der Bürgerdialog aber ist abgeblasen. Die betroffenen Bürgermeister kritisieren, dass sie und ihre Bürger nun mit ihren Fragen alleine gelassen werden.
Unmittelbar nach dem Ortsschild führt die A 7 oberhalb von Elfershausen durchs Saaletal: Wenig Platz für eine Stromtrasse. Fotos: Ralf Ruppert


Eigentlich könnte sich Ludwig Neeb ganz entspannt zurücklehnen: Drei Monate ist der Elfershäuser Bürgermeister noch im Amt, dann geht er in Ruhestand. Trotzdem bringt ihn die geplante Stromtrasse "SuedLink" auf die Palme: "Das ist der absolute Hammer, das werden wir so nicht hinnehmen", wettert der CSU-Politiker mit markigen Worten. Und: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."
"Das ist natürlich die einfachste Linie an der A 7 entlang", hat Neeb das Unheil schon kommen sehen (siehe Grafik auf Seite 26 der heutigen Ausgabe). Damit sei seine Gemeinde ganz besonders gebeutelt: "Wir müssen schon jetzt Abgase und den Geräuschpegel erdulden." Deshalb erhofft sich Neeb zumindest eine Diskussion über Erdkabel, damit wenigstens die Landschaft nicht verschandelt werde.

Kernkraftwerke länger in Betrieb?

"Man kann sich nicht gegen alles sperren", sieht auch Neeb die Notwendigkeit einer Energiewende. Deshalb habe die Gemeinde etwa die Planung für neun Windräder bei Machtilshausen auf den Weg gebracht. Vor allem hofft Neeb, dass der Transport doch noch über das bestehende Netz erfolgen kann, dafür würde er auch eine Verlängerung bei der Kernkraft in Kauf nehmen: "Vielleicht müssen die Kraftwerke etwas länger laufen, aber irgendwann müssen sie natürlich weg, das ist klar."
Die Netzbetreiber TenneT und TransnetBW haben gestern in Berlin den Planungskorridor für die Gleichstromverbindung "SuedLink" vorgestellt. Während sie im Norden von Autobahnen abweicht, verläuft sie im Landkreis Bad Kissingen entlang der Autobahn. Die Leitung sei "eines der bedeutendsten Netzausbauprojekte Europas und das wichtigste Infrastrukturprojekt der Energiewende", sagte Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung von TenneT. SuedLink bilde das Rückgrat für eine sichere Stromversorgung im Süden Deutschlands und sei Grundlage für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft, hieß es bei dem Termin gestern in der Bundespressekonferenz.
Als Reaktion auf das Moratorium der bayerischen Staatsregierung wurde die Bürgerbeteiligung vorerst ausgesetzt: "Wir brauchen die Unterstützung der Politik", sagte ein Sprecher auf Anfrage der Saale-Zeitung. "Wenn der Ausbau in Frage gestellt wird, fehlt uns jede Grundlage und Rechtfertigung." Die Info-Veranstaltungen, darunter auch die am 14. Februar in Schweinfurt, zu der die Bürgermeister aus der Region am Dienstag eingeladen worden waren, wurden deshalb abgesagt.

"Nebeneinander denkbar"

Keine konkreten Angaben gab es gestern zu einem anderen großen TenneT-Projekt, nämlich die 380-Kilovolt-Leitung vom hessischen Mecklar nach Grafenrheinfeld. "Ein Nebeneinander ist natürlich denkbar", schließe TenneT eine gemeinsame Trassenführung nicht aus. Auf einen Mast könnten die Leitungen allerdings nicht gehängt werden, weil sonst die Gefahr eines zu großen Leistungsausfalls zu hoch wäre. Also könnten die Masten höchstens in ein paar hundert Metern Abstand verlaufen. Allerdings sei die Wechselstromtrasse noch "in der Vorbereitung der Planung".
Bereits seit Dezember versucht der Oberthulbaer Bürgermeister Gotthard Schlereth (Freie Wähler), Details über die Trasse zu erfahren. "Da ist einfach zu wenig Aufklärung da", hätte er gerne mehr Infos. Die hätte er am Dienstagabend auch gut bei der Bürgerversammlung in Schlimpfhof gebrauchen können (siehe Bericht Seite 10).
"Es liegt die Vermutung nahe, dass mit Rücksicht auf die Wahlen versucht wird, das zurückzuhalten", hat Schlereth einen Verdacht. Auch für ihn stellt sich die große Frage, ob der Strom überhaupt benötigt wird. Damit das nicht so ist, übt sich auch die Kommunale Allianz Kissinger Bogen derzeit im Energiesparen: "Wir wollen alle öffentlichen Gebäude unter die Lupe nehmen", nennt er einen Beitrag dazu, dass die Energiewende gelingt. Dagegen habe die Gemeinde Oberthulba kaum Möglichkeiten, etwa Strom aus Windkraft zu erzeugen.