Buch zum Kissinger Kapellenfriedhof: Viele Gräber, noch mehr Geschichten
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Montag, 29. Juli 2019
Heimatforscher Gerhard Wulz hat sein Buch über den Kapellenfriedhof überarbeitet und erweitert. Im Gespräch erzählt er über Fotos in Schuhkartons, ungewöhnliche Schicksale und die Recherche in alten Kissinger Familien.
Gerhard Wulz ist ein wandelndes Lexikon was Heimatgeschichte angeht. Der Kapellenfriedhof hat es ihm besonders angetan. Er bietet dort regelmäßig Führungen für die Staatsbad GmbH an, ist auf Nachfrage aber auch für private Gruppen verfügbar. 2001 hat er einen Führer mit Kurzbiographien bekannter, dort bestatteter Persönlichkeiten herausgebracht. 18 Jahre später hat er das Buch neu überarbeitet und erweitert. Die Saale-Zeitung hat mit ihm und Kulturreferent Peter Weidisch über ungewöhnliche Schicksale, Fotos in Schuhkartons und die Bedeutung des Friedhofs für die Unesco-Bewerbung gesprochen.
Herr Wulz, die Personen über die sie schreiben sind vor Jahrzehnten verstorben. Der Kapellenfriedhof selbst wird seit 1980 nicht mehr mit neuen Gräbern belegt. Was gibt es da an Neuigkeiten und Änderungen, dass eine zweite Auflage ihres Buches nötig wurde?
Gerhard Wulz: Dinge ändern sich und 18 Jahre sind ein langer Zeitraum. Herr Weidisch hat vorgeschlagen, ich könnte das einmal überarbeiten und das habe ich dann gemacht. Bei einer Neuauflage überlegt man sich, welche Fehler sich eingeschlichen haben und welche Verbesserungen und Änderungen nötig sind. Den Erlöserschwestern zum Beispiel ist ein Kapitel gewidmet und die gibt es mittlerweile nicht mehr. Außerdem wurde das Buch auch erweitert. Ich habe überlegt, wen könnte man noch mit hineinnehmen. Inzwischen hat man von Leuten erfahren, von denen man 2001 noch nichts gewusst hat.Welche Personen sind denn neu dazugekommen und warum?
Warum befassen Sie sich eigentlich mit dem Kapellenfriedhof und den dort beerdigten Persönlichkeiten?
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Wulz: Ich habe versucht zu mischen und habe Personen aus verschiedenen Berufsgruppen und mit interessanten Biographien ausgesucht. Dann bin ich in die Archive, natürlich hier ins Stadtarchiv, aber auch ins Kriegsarchiv oder in Archive in Wien und Madrid.Welche Erlebnisse aus der Recherche sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Wulz: Besonders schwer war es, Bilder zu bekommen. Mir war es wichtig, immer ein Foto zu finden, um zu zeigen: Wie hat der Mensch ausgesehen. Aber das war nicht immer möglich. Für mich war die Recherche aber schön, weil ich in die alten Kissinger Familien gekommen bin. Dort bin ich sehr herzlich aufgenommen worden und man hat mir oft ganze Schuhkartons mit alten Bildern gegeben. Weidisch: Da ergibt sich dann oft das Problem, dass die Nachfahren gar nicht mehr wissen, wer alles auf den Fotos drauf ist. Die Recherche wird also richtig aufwendig.Auf dem Kapellenfriedhof sind ja nicht nur alte Kissinger Familien bestattet, sondern auch prominente Kurgäste.