Brücke ja, aber nicht für Autos
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Donnerstag, 14. Juli 2016
Die Hoffnung auf einen Ersatzbau für die Brücke im Arnshäuser "Brühl" wurde enttäuscht, aber zumindest für Radler und Fußgänger soll es eine Lösung geben.
So viele Zuhörer sind selten in den Sitzungen des Bauausschusses: Mehrere Dutzend Arnshäuser hatten sich auf den Weg ins Rathaus gemacht. Kinder hielten Schilder mit Aufschriften "Ohne Brücke eine Lücke" hoch. Die ließ Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) auch zu, auf das Fotografier-Verbot während der Sitzung bestand er dagegen. Nach langer Diskussion gab es zumindest einen Teilerfolg: Ein Ersatzbau für die gesperrte Brücke wurde zunächst knapp mit 6:5 Stimmen abgelehnt, lediglich die Stadträte von CSU und DBK stimmten dafür. Für eine kleinere und billigere Geh- und Rad-Brücke dagegen gab es eine eindeutige 10:1-Mehrheit.
Rückbau kostet 10 000 Euro
Dem Beschluss gingen jede Menge Fragen voraus (siehe auch Kommentar unten). Den Rückbau der Brücke veranschlagte Thomas Hornung von der Tiefbauabteilung auf rund 10 000 Euro. Eine einfach Brücke für Fußgänger und Radfahrer koste rund 23 000 Euro, samt Ertüchtigung der Widerlager und der Anpassung der Fahrbahn koste die Variante, die am Ende die Mehrheit erhielt, rund 40 000 Euro. Die Brücke habe eine Spannweite von sechs Metern und sei drei Meter breit.Den Ersatzbau für die seit Mai 2012 für Kraftfahrzeuge gesperrten Brücke veranschlagte die Verwaltung auf 100 000 Euro. Eine Förderung in Höhe von 45 000 Euro sei möglich, aber nicht sicher, betonte OB Blankenburg mehrfach: "Das ist ein Überraschungslos, wir müssten erst bauen und alles, was wir wissen, ist die Obergrenze einer möglichen Förderung."
Thomas Schlemmbach (CSU) plädierte für die große Lösung, weil seit der Sperrung der gesamte landwirtschaftliche Verkehr aus Richtung Westen an Kindergarten, Spielplatz und Grundschule vorbei fahre. Deshalb wurden auch verkehrsleitende Maßnahmen vorgeschlagen, allerdings ohne die Landwirte zu verprellen, lautete die Forderung von DBK-Stadtrat Florian Keßler.
Mit Bürger-Beteiligung hat die Stadt ein Konzept für die Neugestaltung des Spielplatzes Schützenstraße ausgearbeitet: Für 120 000 Euro sollen dort ein Wasserspielplatz, ein Matschplatz mit archimedischer Schraube, ein Spielhügel mit Leuchtturm und Rutsche sowie ein Sandspielbereich entstehen. Der Bauausschuss stimmte mit 11:0 Stimmen dem entsprechenden Antrag auf Städtebauförderung zu - allerdings mit einer Auflage: Gleichzeitig wird der Spielplatz am Güssgraben weitgehend aufgelassen, lediglich die Kletterwand bleibt erhalten.
Grünen-Stadtrat Richard Fix hatte die Kombination der beiden Beschlüsse ins Spiel gebracht: "Wir bauen hier einen tollen neuen Wasserspielplatz und haben an der Garitzer Kreuzung einen weiteren Spielplatz", sagte er zur Begründung. Auch im Spielplatz-Konzept der Stadt sei ein Rückbau vorgesehen. Dem Antrag schlossen sich alle anderen Stadträte an.
Der Spielplatz an der Schützenstraße entstand 1983 und wurde 1992 zuletzt saniert. Stadtrat Bernhard Schlereth (CSU) forderte, dass bei der Auswahl der Sanierungsarbeiten an Spielplätzen auch das Alter eine Rolle spielen müsse: "Wir müssen auch an die Stadtteile denken", lautete seine Forderung. Er nannte als Beispiel den Spielplatz Poppenroth, auf dem schon länger nichts mehr passiert sei. OB Kay Blankenburg (SPD) verwies dagegen auf das vom Stadtrat beschlossene Gesamtkonzept.
Sicherheit wird geprüft
Bedenken äußerten einige Räte wegen der Wasserfläche. Die Planer betonten jedoch, dass der Spielsee maximal 30 Zentimeter tief und weit genug vom Kleinkind-Bereich entfernt sei. Auch DBK-Stadtrat Florian Keßler sah keinen Bedarf: In Schweinfurt gebe es drei öffentliche Planschbecken, an denen noch nie etwas passiert sei, berichtete er. Zudem verwiesen mehrere Stadträte auf die Sorgfaltspflicht der Eltern. Trotzdem soll die Sicherheit überprüft werden.Die Wasser-Fläche ist befestigt und könne in kälteren Jahreszeiten ohne großen Aufwand abgelassen werden. Christine Schwind von der Bauabteilung der Stadt verwies zudem darauf, dass bei der Planung insgesamt auf niedrige Unterhaltskosten geachtet worden sei. "Wir können sie nicht genau beziffern, aber wir gehen von niedrigen laufenden Kosten aus", sagte Schwind.
SPD-Stadträtin Karin Reinshagen würdigte die aktive Mitarbeit der Bürger bei der Planung. Angesprochen wurde auch die Parksituation in der Schützenstraße. Fix brachte eine Änderung der Anwohner- in eine Parkscheiben-Regelung ins Spiel, entschieden wurde dazu allerdings nichts.
Dazu ein Kommentar von Ralf Ruppert:
Auf Zweifler gut eingestellt
Das Wesen der Demokratie ist, dass in den gewählten Gremien selten Fachleute sitzen: Handwerker, Lehrer und Angestellte entscheiden über Fragen fernab ihres Fachgebietes. Nach- und Hinterfragen ist deshalb logisch und nachvollziehbar.
Im Bad Kissinger Stadtrat wurde und wird jedoch mittlerweile fast alles in Zweifel gezogen: Wie denn der Gutachter zu dem Schluss kommt, dass die Brücke zum Jahresende definitiv dicht gemacht werden müsse, wurde da immer und immer wieder hinterfragt. Thomas Hornung scheint das mittlerweile gewohnt zu sein, jedenfalls konnte er in der jüngsten Sitzung kompetent, umfassend und sogar mit einer Portion Humor kontern: Auf einer Folie hatte er eine schematische Zeichnung der Brücke samt Strichmännchen vorbereitet, mit der er den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Korrosion und den Baustahl-Oberflächen erläuterte. Da konnten selbst manche der Kinder im Raum noch lernen, wie kompliziert Brücken aufgebaut sind.
Und trotzdem gab es Nachfragen, bei denen selbst Hornung zugeben musste, dass er sie nicht beantworten kann. Etwa, was irgendeine Brücke vor zig Jahren denn gekostet habe. Nachvollziehbar, denke ich, solche Fragen sollten vorab eingereicht werden. Auf alle Fälle Respekt vor so viel Geduld, den Zweiflern die Details immer und immer wieder zu erläutern.