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Bravissimo!


Autor: Thomas Malz

Bad Kissingen, Samstag, 18. Juni 2022

Rund 300 Musikerinnen und Musiker ließen den ersten bayerischen Symphonic-Mob im Bad Kissinger Kurgarten zu einem tollen Erfolg werden. Alle waren rundherum begeistert. Der Beginn einer neuen Tradition?
Alain Altinoglu dirigierte rund 300 Musikerinnen und Musiker beim ersten Symphonic-Mob im Bad Kissinger Kurgarten. Ronald Rinklef


Da steht er nun seit ewigen Zeiten im Kurgarten, aber das hat Ludwig I. auch noch nicht erlebt. Ihre Hoheit durfte dabei sein beim ersten Symphonic-Mob in Bayern, eine Veranstaltung des Kissinger Sommers und der Saale-Zeitung zu ihrem 175-jährigen Bestehen. Trotz der Hitze kamen rund 300 Musikerinnen und Musiker - Profis und Amateure. Sie spielten gemeinsam unter der Leitung von Dirigent Alain Altinoglu mit dem hr-Sinfonieorchester Brahms' Ungarischer Tanz Nr. 5, Dvoráks Slawischen Tanz Nr. 1, den Torero-Marsch aus Bizets Oper "Carmen" und den Sehnsuchtsgesang der gefangenen Israeliten aus Verdis Oper "Nabucco". Am Ende waren sich alle einig: Dieser erste Symphonic-Mob darf nicht der letzte gewesen sein.

Die elfjährige Lorena Freiberg ist mit Papa Constantin von Oberthulba nach Bad Kissingen gekommen. Seit dreieinhalb Jahren spielt sie Querflöte. Zur Hälfte, weil der Papa ein Musiker ist, zur Hälfte weil sie es selbst wollte, hat sie das Instrument gelernt und war natürlich gleich dabei, als sie vom ersten Symphonic-Mob erfahren hat. "Ich freue mich drauf", sagt sie kurz vor Beginn der Proben.

Auf der Bühne interviewt Redaktionsleiterin Susanne Will von der Saale-Zeitung inzwischen Yuka Ohta, die heute am Schlagzeug beim hr-Sinfonieorchester aushilft. Zusammen mit dem neuen Intendanten des Kissinger Sommers, Alexander Steinbeis, stimmt sie die Musiker auf das Kommende ein.

Die Zukunft der klassischen Musik

Alain Altinoglu, der Leiter des hr-Sinfonieorchester hat alles im Griff. "Ziel heute ist, dass Laien und Profis zu einer Einheit werden", sagt er. "Das ist die Zukunft der klassischen Musik."

Eine Einheit von Profis und Laien - genau deshalb sind Ursula und Joachim Schwigon nach Bad Kissingen gekommen. "Ich wollte endlich mal mit meinem Schwager zusammen spielen", sagt er. Schwager Lothar Schmitt spielt Posaune beim hr-Sinfonieorchester, die Schwigons haben sich für den Gefangenenchor angemeldet. Eigentlich spielt Joachim Schwigon ja auch Tuba. Aber dafür war es ihm am Samstag einfach zu warm. "Voll cool", findet Joachim Schwigon den Symphonic-Mob und seine Frau ergänzt: "So eine tolle Veranstaltung!"

Inzwischen outet sich Susanne Will auf der Bühne, dass sie sehr schlecht in Französisch war. Sie bittet Alexander Steinbeis für sie zu übersetzen, als sie Alain Altinoglu fragt, ob er auch einmal ein Instrument gelernt hat. Der antwortet im besten Deutsch, dass er unter anderem Klavier gelernt hat. Die Gäste haben ihren Spaß.

Der Dirigent des hr-Sinfonieorchester nimmt sich bei der Probe Zeit. Alle vie Stücke werden durchgespielt. "Die Triangel etwas lauter", ruft er den Musikern zu. Noch einmal geprobt - und schon klappt's.

"Ich komme wieder"

"Von einer Bank aus hört Pavla Chrapek der Musik zu. "Ich habe in Bayern 2 von dem Symphonic-Mob gehört", erzählt sie. Genau deshalb ist die Nürnbergerin erstmals nach Bad Kissingen gekommen. Sie ist begeistert von der Stadt, der Architektur und vom Symphonic-Mob. "Ich werde wiederkommen und nicht nur einmal", sagt sie.

Der Countdown läuft. Punkt 15 Uhr geht es los. Alain Altinoglu holt alles aus den Musikerinnen und Musikern raus. Schon nach dem ersten Stück ist klar: Das Experiment ist gelungen. Der Gefangenenchor wird von der Kantorei Herz Jesu unterstützt, viel zu schnell ist es vorbei. Zugabe muss sein. Den Torero-Marsch gibt's noch mal obendrauf. Dann ist der erste Symphonic-Mob Geschichte. "Vielleicht der Beginn einer Tradition?", will Susanne Will wissen. "Schauen wir mal, dann sehen wir weiter", sagt Alexander Steinbeis. Doch im Kurgarten sind sich alle einig: Das darf keine einmalige Sache bleiben. Jetzt gibt es erst einmal einen großen Applaus für das Kissinger-Sommer-Team.

Bertel und Dieter Petermann sind auf Urlaub in Bad Kissingen, reisen in zwei Tagen ab. "Dass wir das noch erleben durften", schwärmen sie. Die Idee vom Symphonic-Mob wollen sie mit nach Stadtilm in Thüringen nehmen. "Im Kleinen", sagen sie. Einen Ansprechpartner haben sie schon "Unser Sohn ist der Bürgermeister."

Lorena Freiberg packt ihre Querflöte ein. "Es war anstrengend", sagt sie. "Aber auch sehr schön." Es hat sich gelohnt, zum ersten Symphonic-Mob nach Bad Kissingen zu kommen.

König Luwig I hat sich nach seinem ersten Besuch in Bad Kissingen im Jahr 1833 als echter Förderer der Kurstadt erwiesen. Seine Staue hat nun im Kurgarten den ersten Symphonic-Mob Bayerns erlebt. Ein musikalisches Erlebnis, dass ihrer Majestät sicher gefallen hätte und ihr ganz sicher auch würdig war.

 

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