Bowlingspaß ist international
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Mittwoch, 13. April 2016
IDie Berufsschulklasse der Hotelfachschule lädt die ausländischen Schüler der Integrationskurse zum Bowlingnachmittag ein.
Jaaa!! Mohamedi Aman aus Afghanistan reißt die Arme in die Höhe. Er hat noch nie Bowling gespielt und jetzt fallen tatsächlich alle zehn Pins. Alle jubeln mit, auch Markus Spath gratuliert dem 17-jährigen Asylbewerber, der seit neun Monaten in Deutschland lebt. Sie gehen in die gleiche Berufsschule, lernen sich aber erst heute kennen, der Student, der Hotelbetriebswirt werden will, und der Gelegenheitsarbeiter, der im Irak gearbeitet hat und, als die Bomben
fielen, über die Türkei, Griechenland, Serbien und Mazedonien nach Passau geflohen ist. Drei Monate war er unterwegs. Er schüttelt den Kopf, spricht nicht gerne darüber. Fasst seine Erfahrung dann doch mit knappen Worten zusammen: "Kein Wasser, kein Essen. War schlimm", sagt er.
Drei Projekte zur Integration
Markus Spath hat zusammen mit Ulrich Konrad und Lehrerin Katja Breunig im Fach Arbeits- und Berufspädagogik
ganz bewusst ein Projekt zur Integration gestartet. "Im Winter haben wir versucht mit deutschen Volksliedern ein wenig von unserer Lebensart zu vermitteln, und nach dem Bowlingtreff heute im 'Columbia' planen wir im Sommer ein großes Integrationsfest an der Schule.""Wenn die Flüchtlinge da bleiben, werden sie eine Lehre absolvieren und wir dann vielleicht ihre Ausbilder sein" meint Ulrich Konrad. "So einen wie ihn könnte ich jedem Betrieb empfehlen", meint Katja Breunig über den Schüler vom Vorbereitungsjahr für unbegleitete Flüchtlinge, wo sie Deutsch, Mathe und Sozialkunde lernen und einige Praktika absolvieren. Er ist ein Musterbeispiel für Integration, kam als Analphabet und macht unglaubliche Fortschritte. Spath und Konrad sind ein wenig enttäuscht, als sie erfahren, dass Mohamedi gerne Maurer werden möchte.
Fallende Pins steigern Stimmung
Die Stimmung ist prächtig, nach einer halben Stunde ist alle Scheu verflogen. Auf den Handys werden Bilder gezeigt, Selfies geschossen. Die Berufsschüler haben die Flüchtlinge der fünf Integrationsklassen, die sich auch untereinander nicht alle kennen, in verschiedene Gruppen eingeteilt, die gegeneinander antreten.
Es wird gelacht und die bunten Kugeln rollen ununterbrochen, langer Rock und Kopftuch sind da überhaupt nicht hinderlich. Auch Chaklu Semrt freut sich über ihren ersten Strike, als alle Pins auf einmal umfallen. Sie kommt aus Äthiopien, hat im Sudan studiert und ist über Libyen und Italien nach Zirndorf gekommen. Jetzt wohnt sie im Haus für unbegleitete Flüchtlinge in Volkers. Seit vier Monaten fährt sie jeden Tag eine Stunde mit dem Bus in die Berufsschule. Auch sie spricht schon gut Deutsch. "Ist schön, mit anderen zusammenkommen" meint sie und "Deutschland ist schön." Krankenschwester würde sie gerne werden. Die Anerkennung als Asylant hat sie, wie auch Mohamedi, nicht.
Dorothea Heuer-Kretschmer begleitet das Projekt der Hotelfachschulklasse. "Das war eine gute Idee", lobt sie ihre Schüler, "denn gemeinsamer Sport verbindet". Dass die Schüler so etwas in ihrer Freizeit machen, hält sie für ein gutes Zeichen.