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Botschafter in Sachen Blutspende


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Freitag, 19. Sept. 2014

Er selbst hat nach einem Absturz in den Alpen 800 Blutkonserven bei Operationen gebraucht, um zu überleben. Jetzt ist Felix Brunner unermüdlich im Rollstuhl unterwegs, um seine Mitmenschen von der Notwendigkeit von Blutspenden zu überzeugen.


Seit fünf Jahren sitzt Felix Brunner (24) nach seinem schweren Unfall im Rollstuhl. Heute arbeitet er als Motivationstrainer, gibt Menschen neuen Mut und ruft zum Blutspenden auf. Am Donnerstag sprach er im Regentenbau zu 300 unterfränkischen Blutspendern und beeindruckte sein Publikum durch Fröhlichkeit und Willenskraft.
Felix Brunner hatte noch nie zuvor Blut gespendet, erzählte der 24-Jährige in einem Vorgespräch: "Das Thema hatte mich vorher nie

erreicht." Obwohl er vor fünf Jahren noch als Bergretter aktiv war und mitten in der Ausbildung zum Krankenpfleger steckte. Erst im Januar 2009 erreichte ihn dieses Thema dann doch völlig unerwartet: Beim Eisklettern stürzte Brunner 30 Meter tief und verletzte sich lebensgefährlich. Die Ärzte hatten kaum Hoffnung. In den folgenden 13 Monaten auf der Intensivstation, davon allein acht im Koma, verbrauchten sie bei 60 Operationen etwa 800 Blutkonserven. Brunner: "Das sind 400 Liter." Allein 370 Blutbeutel waren innerhalb kürzester Zeit nach einer schier unstillbaren Blutung erforderlich. Heute ist Felix Brunner Botschafter des Blutspendedienstes im Bayerischen Roten Kreuz.

Vor fünf Jahren kämpfte der junge Patient um sein Leben - und gewann den Kampf. Schon zwei Jahre später begann er, bei öffentlichen Veranstaltungen darüber zu berichten und seinen Mitmenschen Mut zu machen. Inzwischen ist er Motivationstrainer, wird von einer Redner-Agentur bundesweit vermittelt. Ständig er ist unterwegs. Kürzlich erst war er drei Tage in Hamburg. "Allein", wie er ausdrücklich betont. Vielleicht ist mal die Freundin mit dabei. Er will keine Hilfe. Er braucht keine Hilfe, wenn er mit seinem Handbike auf Tour ist. "Das ist kein Rollstuhl, das ist ein Sportgerät."

Im Handbike über die Alpen

Als erster Rollstuhlfahrer hat er im vergangenen Jahr die Alpen überquert, ist im Internet über ihn zu erfahren. "Das stimmt so nicht", mindert er in aller Bescheidenheit seine dennoch bewundernswerte Leistung. "Ich war der erste, der das auf holprigen Mountainbike-Strecken gemacht hat."

Brunner war früher begeisterter Kletterer und fühlt sich auch nach seinem schweren Unfall in den Bergen noch immer zu Hause. "Ich will mir nichts beweisen", versichert er. Und man glaubt ihm. Er habe dort angefangen, wo andere aufhören, sagte der Moderator am Donnerstag im Regentenbau. Eigentlich stimmt dieser Satz nicht: Brunner hat einfach dort weitergemacht, wo er nach seinem Unfall unterbrechen musste. "Das Leben geht einfach weiter - und es ist cool." Mit seinem Vortrag "Von der Transfusion zur Transalp" überzeugte er auch im Regentenbau wieder seine Zuhörer durch seine Ausstrahlung, durch sein Lachen.
In diesem Sommer hat er wieder weitergemacht: Als erster Behinderter aus Europa durchquerte er auf seinem Handbike den US-Bundesstaat Colorado. Durch öde Wüsten mit 40 Grad Hitze ging es bis auf 3000 Meter Höhe in die verschneiten Berge. Auch diese Tour bewältigte er allein. "Nur mein Freund war als Fotograf dabei." Mit diesen Touren will er nicht sich etwas beweisen, sondern allen Nichtbehinderten, wozu Rollstuhlfahrer fähig sein können. "In den USA geht man mit ‚handicapped people‘ viel selbstverständlicher um als bei uns."

Nicht über das Leben jammern

In seinen Vorträgen fordert der 24-Jährige seine Zuhörer auf, nicht über das Leben zu jammern. Man soll sich ein Ziel setzen und versuchen, dies zu erreichen. Glück bedeute doch, gesund zu sein, sich nicht ärgern zu müssen, das zu leisten, was man möchte, was man kann. Es zählen die einfachen Dinge im Leben: Freunde, Familie, nette Kollegen. Sein persönliches Ziel sei deshalb auch, "gesund zu bleiben". Der junge Mann im Rollstuhl sieht es so: "Ich bin doch nicht krank: Ich habe keinen Schnupfen, keine Grippe."
Über seine Zukunft macht sich der 24-Jährige keine Sorgen: "Ich bin Bergsteiger - mit mir geht's immer nur bergauf."

Der Festakt
Jeder von ihnen hat schon 75, 100, 125, 150 oder sogar 175 Mal Blut gespendet, um verletzten und schwerkranken Menschen zu helfen: Am Donnerstag hat der Blutspendedienst (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes 396 besonders treue Spender aus der gesamten Region Main-Rhön geehrt; 78 von ihnen stammen aus dem Landkreis Bad Kissingen. Sie haben 37 450 Mal gespendet - jeweils einen halben Liter. Für dieses Engagement hat sich der BSD mit einer überregionalen Veranstaltung bedankt.

Die ausgezeichneten Spender (in Klammern die Zahl der Blutspenden):
Aura: Dietmar Hack (75).
Bad Bocklet: Armin Benkert (75), Karlheinz Elbert (75), Annette Limpert (75), Stefan Mahlmeister (75), Ilse Wehner (75), Ute Grom (100), Elvira Krapf (100), Gustav Roth (125), Uwe Krappf (125).
Bad Brückenau: Joachim Halbleib (75), Christina Hevike (75).
Bad Kissingen: Bernhard Beck (75), Helga Eichner (75), Andreas Richler (75), Eleonore Richler (75), Marika Hahn (100), Rainer Hauck (100), Berthold Todt (100), Alfred Sturm (125), Lothar Schmitt (175).
Burkardroth: Hermann Hartmann (75), Waldemar Kirchner (75), Marianne Metz (75), Raymund Metz (75), Manfred Albert (100), Thomas Albert (100), Reinhold Müller (100), Heinz Voll (100), Erwin Wehner (100),Siegfried Schmitt (125).
Elfershausen: Edwin Heinlein (125).
Euerdorf: Hertha Schießer (100).
Hammelburg: Gerhard Hauk (75), Gottfried Schaub (75), Josef Wahler (75), Manfred Reith (100), Reinhard Schärpf (100), Armin Wahler (100), Roland Sell (125), Dietmar Vogt (125).
Maßbach: Ralf Baumann (75), Heidrun Jungklaus (75), Christine Ziegler-Braun (75), Martin Straub (100).
Motten: Klaus Habersack (75).
Münnerstadt: Margit Beck (75), Erwin Reiter (75), Daniel Wohlfart (75), Robert Schmitt (100), Rudolf Behr (125), Klaus Sobisch (125), Franz Hess (150), Leo Stuhl (150).
Nüdlingen: Jürgen Eichholz (75), Theo Krug (100), Ursula Häfner (125).
Oberthulba: Edwin Halbleib (75), Herbert Marschhäuser (100), Franz Sittler (100).
Oerlenbach: Stefan Seufert, Stefan Herterich (100), Martin Wetterich (100), Helmut Rudolf (125).
Rannungen: Meinrad Zehner (75), Walter Gehrig (100).
Schondra: Albrecht Müller (100).
Sulzthal: Raimund Kirschner (75), Gerhard Halbig (100), Erhard Tremer (100).
Thundorf: Paul Geier (75).
Wildflecken: Axel Buettner (75), Dietmar-Michael Lieb (75), Jürgen Schmitt (75), Gerd Kleinhenz (100).