Blutspenden macht Spaß
Autor: Thomas Dill
Bad Brückenau, Freitag, 15. März 2013
Früher hatte Erhard Löser Angst vor der Spritze, jetzt genießt er den Aderlass. Danach geht es ihm richtig gut.
Karl Heinz Hertels Körper signalisiert ihm mittlerweile schon, wenn es an der Zeit ist, wieder
um einen halben Liter Blut erleichtert zu werden. "Ich brauche das, danach fühle ich mich viel
frischer und habe ein ganz anderes Körpergefühl", sagt er. Seit fast dreißig Jahren
lässt er sich zur Ader gehen. Dies Woche war es wieder einmal so weit. Zum 105.
Mal legte er sich nach dem medizinischen Check auf die schmale Pritsche.
Neben ihm lag mit Erhard Löser ein noch fleißigerer Spender. Der Schönderlinger war selbst viele Jahre ehrenamtlich beim Roten Kreuz aktiv und machte an diesem Abend seine 125. Spende. Er wird also zur nächsten Ehrung mit eingeladen. "Früher hatte ich riesige Angst vor der Nadel und dem Stechen, ich bin deshalb relativ spät Spender geworden", gestand er offen. "Ich genieße aber wie Karl Heinz die regelmäßige Spende, mir geht es danach richtig gut."
Neben diesem offenbaren körperlichen Wohlbefinden durch das Spenden ist es den beiden aber auch wichtig, mit ihrem Blut anderen Menschen zu helfen. Menschen, die eine Blutkonserve oder andere aus dem Blut gewonnene Produkte medizinisch dringend benötigen.
Ein nützlicher Nebeneffekt beim Blutspenden ist der medizinische Check. Ein Arzt überprüft vor dem Spenden Blutdruck, Puls und Körpertemperatur. Mittels Checkliste werden weitere Parameter abgefragt. Das Blut wird nach der Spende gekühlt ins bayerische Blutspendezentrum nach Wiesentheid bei Würzburg gefahren. Dort wird es eingehend untersucht, bevor es zur Weiterverwendung präpariert wird. Sollten sich Auffälligkeiten ergeben, wird der Blutspender schriftlich unterrichtet.
Für die Untersuchungen entnehmen die fest angestellten Krankenschwestern vor der eigentlichen Spende mehrere Blutproben. Ein halber Liter Blut fließt - mittels Computer exakt gesteuert - in den Beutel. Dann gibt's einen Druckverband, ehe der Spender mit einem aufmunternden Lächeln entlassen wird.
Im Foyer sorgen die Helferinnen und Helfer von Heribert Gritsch, der ehrenamtlich die Blutspenden im Altlandkreis betreut, mit Fruchtsaftkonzentrat und starkem Kaffee, Brühwürsten und Bauernbrot dafür, dass der Kreislauf wieder in Schwung kommt. "Leider wird es für mich immer schwieriger, Helfer zu aktivieren, ich musste heute einige Absagen hinnehmen, deshalb stehen jetzt sogar meine Frau und die Enkeltochter hier und helfen mit", sagt Heribert Gritsch. Er und sein Team haben im Vorfeld viel zu tun: unter anderem Verpflegung einkaufen sowie das Geschirr aus der Rot-Kreuz-Wache holen und wieder zurück bringen. Beim jüngsten Blutspende-Termin wurde die Abwicklung durch das Wetter noch komplizierter. Die Bereitschaftsfahrzeige standen nämlich mit Schneeketten ausgerüstet bereit, dem angedrohten Schneechaos zu trotzen, so dass die gesamte Ausrüstung mit Privatautos in die Mittelschule gebracht werden musste.
Bei jedem Termin in Bad Brückenau werden deutlich über 100 Spenden abgewickelt, darunter auch immer wieder die von Erstspendern, deren Zahl jedoch durchaus noch höher sein könnte.
Blutspenden erfolgt in Bayern beim BRK unentgeltlich, da eine Entlohnung mit den ethischen Prinzipien des Roten Kreuzes nicht vereinbar wäre. Diese Unentgeltlichkeit ist gleichzeitig auch ein Empfängerschutz, da hierdurch risikobehaftete Spender eher von Spenden absehen. Da jedoch vor allem bei HIV mehrere Monate zwischen Ansteckung und Diagnose vergehen, ist jeder Spender gehalten, eine anonyme freiwillige Selbstauskunft abzugeben, ob er ein Risikospender ist.
Ist diese Auskunft positiv oder wird sie nicht gegeben, wird das Blut nach der Untersuchung nicht weiter gegeben, sondern vernichtet. Durch die Arbeit der gemeinnützigen Blutspendedienst GmbH werden in Bayern über 80 Prozent des Bedarfs an Vollblut und Blutbestandteilen in Kliniken und zur Erstversorgung abgedeckt.