Blick in die Seele der Franken
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Dienstag, 08. Sept. 2015
Beim Heimatabend lassen die Teilnehmer alte Bräuche wieder aufleben und möchten sie so den Zuschauern näher bringen. Da kann es schon einmal lustig und auch etwas derb werden.
Als richtiger "Frangge" geht einem das Herz auf, wenn man sieht, welches umfangreiche Brauchtum es in der Region gibt. Was man unter dem Begriff "Heimat" versteht, ist in Bad Kissingen - nicht erst seit Gründung des "Heimat-Ministerium" - seit Jahrzehnten eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Kurstadt.
Gemeint ist der Fränkische Heimatabend.
Als Podium für fränkische Laienkünstler gewährt die Veranstaltung, mit einem schelmischen Augenzwingern, einen tiefen Blick in die Seele der Menschen aus der Region. Liebenswert wird vorgeführt, was an Brauchtum vorhanden war, als es noch nicht Fernsehen, Internet oder Smartphone gab. So auch beim jetzigen Fränkischen Heimatabend im Rossini-Saal.
Mit Gesang, Tanz, Musik und Mundart war dieser eine kurzweilige Veranstaltung. Für die Musik sorgten die sechs Musiker der Blaskapelle Diebach mit Kompositionen, die der Oberlausitzer Komponist Johann Brussig schon zu Kaiserszeiten veröffentlichte.
Rund- und Figurentänze
Fränkische Musik und Gesang aus der Rhön präsentierte das "Duo Helmut und Daniela". Mit lustigen aber auch derben Liedtexten, wie "Blöd darf er sein, doch Geld muss er ham", erzeugten sie so manches Lächeln auf
den Lippen. Fränkische Rund- und Figurentänze führte die Tanzgruppe Fuchsstadt vor. Ein echtes "Urvieh" war Robert Gießübel. Er war 24 Jahre Bürgermeister von Grafenrheinfeld und ist dank langjähriger Bühnenerfahrung ein Meister in Mundartvorträgen. Mit "Liedli, "Gschichtli", "Gedichtli" und "Witzli" hat er Franken und seine Bevölkerung sowie das Leben auf dem Dorf nahe gebracht. Gleichzeitig teilte er liebenswerte Seitenhiebe auf das konservative Denken von früher aus. Zur Mundart sei er eher zufällig gekommen.
"Ich bin a Rafelder (Grafenrheinfelder) und als Landwirt groß geworden. Auf der Landvolkhochschule in Münsterschwarzach habe ich einen Vortrag des damaligen Bezirksheimatpflegers gelauscht und war sofort davon fasziniert, was alles in unserem Brauchtum steckt. Ich habe mir flugs Bücher gekauft, um mich mit dem Fränkischen vertraut zu machen. Denn die fränkischen Mundartdichter haben die Geschichten vom Dorf aufgeschrieben, die erheitern. Da wurde mir klar, du musst auch etwas für die Kultur tun. So habe ich mich der fränkischen Musik und eben auch der fränkischen Mundart verschrieben. Auch nach all den Jahren macht es mir noch immer Spaß auf der Bühne zu stehen und das Publikum mitzureißen."
Durch das Programm führte in charmanter Weise die Organisatorin des Abends, Gabi Kanz. Mit großem Applaus bedankte sich das Publikum den Akteuren für ihre Leistungen.