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Blick in die oberfränkische Männerseele


Autor: Heike Beudert

, Sonntag, 16. Sept. 2012

Der oberfränkische Landstrich zwischen Münchberg, Helmbrechts und Hof scheint ein ebenso musikalisches wie bierseliges Völkchen hervorzubringen. Die Band "Waldschrat" spielte einmal wieder im Münnerstädter Deutschherrnkeller und begeisterte ihr Publikum mit urigen Beiträgen.
Harry Tröger und die anderen Schräte sind im Deutschherrnkeller in Münnerstadt voll in ihrem Element. Foto: Heike Beudert


Die Schräte zeigten, dass sie in all den Jahren nichts verlernt haben: Weder das Musikmachen noch das Bierglasstemmen.Deftig fränkisch ging es also zur Sache. Und ganz wie es auf der Homepage der Band verlautet, traf es auch zu: "Respekt haben Drummer Harry Tröger, Gitarrist Christof Lemberg, Bassist Michael Sommermann, Olli Graf-Goller (Keyboards) und Roland Schiefnetter (Akustikgitarre) höchstens vor heftigen Regenschauern, die den edlen Gerstensaft verwässern könnten".
Derb, manchmal grenzwertig derb, doch authentisch und originell sind die im breiten oberfränkischen Dialekt vorgetragen Songtexte von "Waldschrat". Und die erzählen vor allem vom Männerleben zwischen Konradsreuth, Martinsreuth und Schallersgrün. Die Themen sind klar: Bier, Schnaps, Frauen. Und wenn´s Samstag Nachts um eins noch immer nicht mit den Frauen geklappt hat, dann gibt´s wieder - na, was schon - Schnaps und Bier.

Der zelebrierte Rausch

Ja, und weil so viel Bier auf irgendwelchen Wegen wieder den Mann verlassen muss, singen die Schräte von der Kloofraa, von dringenden Bedürfnissen und davon, dass Alkohol nicht immer die eingeplante Wegrichtung von oben nach unten nimmt, um Mann zu erleichtern. "Neigspeit", der Kultsong der Band, wurde von Drummer und Sänger Harry Tröger regelrecht zelebriert. Tröger, am Freitagabend in bester Babbel- und Spiellaune, zeigte auch, dass Männer durchaus in der Lage sind, viele Dinge gleichzeitig zu machen. Er kann den Maßkrug in der einen Hand halten, mit der anderen Schlagzeug spielen und dazwischen schafft er es auch irgendwie noch zu reden, zu singen und einen Witz nach dem anderen zu reißen.
Doch die raubeinigen Oberfranken haben auch feingeistige Seite. Was ihre Musik angeht, so gehören die "Waldschräte" nicht zur derben, schrubbenden Sorte. Ihre knackigen Texte sind in bekannte Titel aus Blues, Rock- oder Popsongs, manchmal auch in einem klassischen Schlager, oder in Eigenkompositionen verpackt. Und die werden richtig gut gespielt - darauf legen sie Wert, die Oberfranken. Das Münnerstädter Publikum war auf jeden Fall von dieser Mischung begeistert und holte an gleich mehrere Zugaben heraus.