Bismarcks Leben in Anekdoten
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Freitag, 13. März 2015
Anlässlich des 200. Jahrestages der Geburt Ottos von Bismarck wurde im Bismarck-Museum in der Oberen Saline in Bad Kissingen ein Buch über den "Eisernen Kanzler" vorgestellt.
Die besten Anekdoten über den Eisernen Kanzler sind in der neuen Sammlung "Dem Otto sein Leben von Bismarck" nachzulesen. Die Herausgeber Ulrich Lappenküper und Ulf Morgenstern stellten jetzt ihr Taschenbuch im Bismarck-Museum Obere Saline vor. "Eine Anekdote aus Bad Kissingen haben wir nicht gefunden", bedauerten beide.
"Es ist ein flotter Durchgang durch Bismarcks Leben", beschrieb Ulf Morgenstern, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh bei
Hamburg) das kleine Taschenbuch (128 Seiten). Alle 80 ausgewählten Anekdoten wurden vor Abdruck auf ihren historischen Wahrheitsgehalt überprüft. Sie haben ihren Ursprung in Zeitungsmeldungen aus Bismarcks Lebenszeit oder stammen aus Lebenserinnerungen seiner Freunde und Bekannten oder von Bismarcks Mitarbeitern aus der Reichskanzlei.
"Wir zeigen den privaten Bismarck außerhalb von Klatsch und Tratsch", machte Stiftungsgeschäftsführer Ulrich Lappenküper deutlich.
Wichtig war es beiden Historikern, den in der Öffentlichkeit nur noch als Eiserner Kanzler bekannten Staatsmann auch einmal von seiner ganz persönlichen und privaten Seite zu zeigen - als Kind, Student, Gutsherr, Ehemann und Familienvater. Lappenküper: "Wir wollten seiner wahren Persönlichkeit nahekommen." So liest man in knappen Absätzen von Begebenheiten in Bismarcks Kindheit auf Schloss Schönhausen, seiner Schulzeit in den 1820er Jahren in der Plamannschen Anstalt, die ihm nach seinen eigenen Worten "wie ein Zuchthaus" vorkam, bis hin zum letzten Besuch des Kaisers Wilhelm II. in Friedrichsruh nur wenige Monate vor Bismarcks Tod.
Bismarck zeigt sich in der Anekdoten-Sammlung als durchaus widersprüchlich und facettenreich. Oft habe er seine politischen Entscheidungen nicht etwa in der Berliner Reichskanzlei getroffen, erklärte Lappenküper, sondern in Friedrichsruh auf Spazierfahrten in der Kutsche. "Ein einheitliches Bismarck-Bild gibt es nicht", fasste der Stiftungsgeschäftsführer seinen Eindruck zusammen.
Viele Menschen sehen in Bismarck noch heute wegen seines Beinamens "Eiserner Kanzler" und seiner Körpergröße und scheinbar vor Kraft strotzenden Körperfülle einen harten, durchsetzungsfähigen Machtmenschen. Nur wenige kennen die manchmal auch sensible Privatperson. Beispielhaft führte Lappenküper an, Bismarck habe nach dem Tod seines Lieblingshundes die Nacht hindurch geweint.
Otto von Bismarck war ein Mensch voller Widersprüche: Weich und hart, gefühlvoller Naturfreund und kämpferischer Diplomat, Pazifist und Kriegstreiber. "Eine schwierige Person", ergänzte Historiker-Kollege Morgenstern seinen Eindruck. Bismarck zeige sich in den Anekdoten durchaus als einfühlsamer Mensch. "Andererseits gefiel er sich auch in der Führungsfigur." Im Laufe seines Lebens habe er viele Rollen gespielt und auch spielen müssen. Nicht immer habe der Kanzler gewusst, wohin ihn seine Strategie führt. Morgenstern: "Immerhin war er der erste Reichskanzler."
Die Buchvorstellung war Auftakt der noch bis Sonntag, 15. März, laufenden Tagung "Otto von Bismarck - Leben, Politik, Mythos" in der Bildungsstätte Heiligenhof anlässlich des 200. Geburtstages des berühmten Staatsmannes und 15-maligen Bad Kissinger Kurgastes. Zum selben Thema veranstaltet die Stadt Bad Kissingen zusätzlich zur Dauerausstellung im Bismarck-Museum (Obere Saline) bis Oktober Vorträge, Veranstaltungen und Sonderausstellungen.
Infos zum Buch
Ulrich Lappenküper, Ulf Morgenstern: "Dem Otto sein Leben von Bismarck", 128 Seiten, Verlag C. H. Beck, München 2015, 9,95 Euro, ISBN 978-3-406-67523-2; das Buch ist im Museum Obere Saline erhältlich.
Informationen zum Veranstaltungsprogramm: www.bismarck2015.com