Biosphärenreservat Rhön: Platz für Kernzonen gesucht
Autor: Marion Eckert
Oberelsbach, Montag, 05. November 2012
Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann plädiert dafür, die Vorgaben der UNESCO einzuhalten. Vertreter der Kommunen sehen noch erheblichen Klärungsbedarf.
Über die Ausweisung der Kernzonen für das Biosphärenreservat Rhön wurde in der Mitgliederversammlung des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat ausgiebig diskutiert. Bemängelt wurde vor allem, dass die Kommunen noch immer nicht wissen, welche Regularien gelten werden, wenn sie Flächen zur Verfügung stellen.
Vereinsvorsitzender und Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann (CSU) berichtete von einem Gespräch im Landwirtschaftsministerium, an dem unter anderem dessen Leiter sowie der Leiter des Umweltministeriums und Vertreter der Regierung von Unterfranken teilnahmen. "Alle Beteiligten waren übereinstimmend der Ansicht, dass die Erweiterung des Biosphärenreservats richtig ist und kommen muss."
Die Vorteile für den Freistaat Bayern und die Region seien deutlich herausgestellt worden. Das Biosphärenreservat Rhön genieße national und international ein hohes Ansehen, inhaltlich sei es der richtige Weg in die Zukunft. Denn am Biosphärenreservat werde beispielhaft aufgezeigt, wie Naturschutz und wirtschaftliches Interesse Hand in Hand gehen können. Das Ja zum Biosphärenreservat bedinge auch ein Ja zur Kernzonenfrage. "Es herrschte übereinstimmend Einigkeit, dass es Kernzonen geben muss", sagte Habermann.
Kernzonen seien notwendig, damit vergleichende Untersuchungen vorgenommen werden können, wie sich die Natur im bewirtschafteten Raum und im unbewirtschafteten Bereich entwickelt. Weltweit werden diese Entwicklungen in Kernzonen beobachtet. Natürlich könne man die Drei-Prozent-Marke diskutieren, doch das mache keinen Sinn und bringe niemand weiter. Diese Vorgaben seien von der UNESCO nun mal so aufgestellt. Viel wichtiger sei die Frage: "Wo bringen wir die Kernzonen her?"
Mit gutem Beispiel voran
Flächen aus der Bewirtschaftung herauszunehmen, das sei in Deutschland ein Problem, wo doch jeder Quadratmeter genutzt werde, sagte Habermann. "Gemeinderäte und Bürgermeister tun sich schwer Wald abzugeben, jetzt, wo der Wald endlich einmal Gewinn abwirft." Der Naturschutz tue sich schwer, wertvolle Freiflächen als Kernzonen zur Verfügung zu stellen. "Wir schaffen das nur, wenn wir alle vom Herzen her überzeugt sind, dass das Biosphärenreservat uns etwas bringt und wenn wir alle einen Schritt aufeinander zu gehen. Sonst kommen wir nicht zusammen", ist Habermann überzeugt. Der Landkreis Rhön-Grabfeld gehe mit gutem Beispiel voran und stelle 100 Hektar von seinen 1000 Hektar auf der Hochrhön zur Verfügung.
Natürlich werde eine Gemeinde nicht den wertvollsten Eigenbestand hergeben wollen, das könne auch niemand von einer Gemeinde verlangen. "Aber die Gemeinderäte werden sich nicht verschließen, wenn sie verstehen, welche Vorteile sich durch das Biosphärenreservat ergeben." Es gebe positive Beispiele, wie die Bayerischen Staatsforsten in Bad Königshofen, die sich vorbildlich engagieren und einbringen. Auch viele Kommunen haben laut Habermann schon Schritte unternommen, die Bereitschaft sei da.
Habermann ist überzeugt, dass es gelingen wird, die fehlenden Kernzonen zusammen zu bekommen. "Und die sich noch schwer tun, da müssen wir noch werben, mit gutem Willen kriegen wir das hin." Er selbst und sein Kollege Thomas Bold (CSU) aus dem Landkreis Bad Kissingen werden auch persönlich in Ratsgremien gehen und Überzeugungsarbeit leisten, wo es notwendig sei.
Für Habermann ist es wichtig, dass die Flächen, die die Gemeinden zur Verfügung stellen, im Eigentum der Gemeinde bleiben. Niemand könne wissen, was es in zehn oder 20 Jahren für neue Vorgaben gibt oder welche Bedingungen dann herrschen. Grundsätzlich sind die Flächen laut Habermann auf Dauer angelegt. Aber eine Gemeinde müsse die Möglichkeit haben, Flächen auch wieder zu bewirtschaften. "Zumindest die theoretische Möglichkeit muss es geben, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern."
Klärungsbedarf
Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb (CSU) verwies auf den erheblichen Klärungsbedarf. Im Vorfeld müsse klar sein, welche Regularien bezüglich Entschädigungszahlungen und Bindungsfristen gelten, wie lange Förderungen festgeschrieben sind, unter welchen Voraussetzungen Rückzahlungen von Fördergeldern anfallen könnten. Auch Fragen zum Flächentausch und zur Jagd seien noch zu klären. Das gelte auch für die Frage, ob Flächen eingebracht werden können, die kleiner als die geforderten 50 Hektar sind.
Bischofsheims Bürgermeister Udo Baumann (CSU) verwies auf das hessische Modell, nachdem das Land Hessen die Flächen von der Kommune auf einen Zeitraum von 30 Jahren pachte. Seinem Stadtrat sei es nur schwer zu vermitteln, warum in einem Biosphärenreservat so unterschiedliche Spielregeln gelten, warum die unmittelbare Nachbarkommune sich ungleich besser stelle als Bischofsheim.