Druckartikel: Biber soll direkt zu erleben sein

Biber soll direkt zu erleben sein


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Freitag, 06. Februar 2015

Für den Wildpark Klaushof ist ein bislang einzigartiges Konzept in Planung. Vertreter von Bund Naturschutz und Stadt holten sich dafür Anregungen in Norddeutschland.
Kein ausgestopfter, sondern echte Biber sollen ab kommenden Jahr im neuen Gehege des Wildparks Klaushof erlebbar sein. Auf dem Bild streicheln Annika und Lena ein ausgestopftes Tier.  Foto: Dagmar Besand/Archiv


Axel Maunz, Leiter des Tierparks Klaushof, und Oswald Türbl vom Bund Naturschutz sind sich einig: "Der Biber muss zu sehen und zu erleben sein." Seit Jahren planen beide am Projekt "Die Welt des Bibers beobachten und erleben" mit. Mit einem Gesamtvolumen von 640 000 Euro ist es eines der größten Investitionen im Bereich Naturschutz und Umweltbildung seit Jahren. Der Bayerische Naturschutzfond steuert 576 000 Euro bei.
Unter dem Titel "BiberWasserWelt Sinntal" ist unterhalb von Bad Brückenau ein Rundweg mit Infotafeln und Aussichtsplattform geplant, dafür sind rund 172 000 Euro veranschlagt. Das Hauptprojekt mit einem Anteil von rund 467 000 Euro ist aber die "BiberLandschaft" im Klaushof. In einem naturnahen Freigehege soll eine begehbare Biberburg entstehen.

Einzigartig in Deutschland

"So etwas gibt es bislang in ganz Deutschland noch nicht", berichtet Maunz über das Konzept. Das weiß er, weil in der vergangenen Woche eine Delegation aus dem Landkreis mit Experten des Bund Naturschutzes bis ins Elbtal unterwegs war. Dabei sind laut Maunz drei wichtige Ziele definiert worden: Zum einen soll der Biber möglichst direkt zu erleben sein: "Alles zwischen Besucher und Biber ist eine Barriere", haben sie in den besuchten Tierparks festgestellt. Deshalb soll es im Klaushof keine Scheibe geben, die Besucher werden in einen dunklen Raum geführt, mit der Wasser-Oberfläche etwa auf Bauchhöhe wäre dann ein direkter Blick in die abgedunkelte Biberburg möglich, denn: "Der Biber ist eben nachtaktiv und zeigt sich tagsüber nur selten draußen", sagt Maunz.

Einblick in den Lebensraum

Zum zweiten soll den Besuchern auch der Lebensraum des Bibers nahe gebracht werden. "Der Biber ist der Wasserbauer schlechthin", weist Maunz auf seine große Bedeutung im Ökosystem hin. Deshalb ist innerhalb des 10 000 Quadratmeter großen Geheges ein rund 1000 Quadratmeter großer Besucherbereich mit rund 300 Quadratmetern Wasseroberfläche geplant. Das dritte Standbein ist das didaktische Konzept: "Dazu laufen derzeit zwölf Bachelor-Arbeiten an der Uni Würzburg", berichtet Maunz: Zehn angehende Gymnasial-, ein Realschul- und ein Grundschullehrer feilen an didaktischen Ideen, um möglichst viel Wissen möglichst schmackhaft zu machen.
Zur Realisierung des Projektes wurde mittlerweile eine Trägergemeinschaft gegründet, an der Bund Naturschutz, der Wildpark und der Landkreis beteiligt sind. Weitere Unterstützer sind der Förderverein des Wildparks, die Forstverwaltung und die Universität Würzburg.