Druckartikel: Besuch aus Kabul sammelte viele Eindrücke

Besuch aus Kabul sammelte viele Eindrücke


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Freitag, 14. August 2015

Für eine Woche hielten sich drei Führungskräfte der Polizeiakademie Kabul im Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei (BPOLAFZ) in Oerlenbach auf. Verbunden mit dienstlichen Einblicken waren Begegnungen in Ort und Umgebung, darunter ein Empfang bei der Gemeinde.
In das Goldene Buch der Gemeinde Oerlenbach trug sich Oberst Mohammad Kabi Munir ein. Mit auf dem Foto (von links): Dolmetscher Munir Khan, Oberst Kalilullah Nejati, Bürgermeister Franz Kuhn, Dolmetscher Noor Ahmad Sarwari, Oberst Amanullah Saadat und Polizeidirektor Thomas Lehmann, Leiter des BPOLAFZ Oerlenbach.  Foto: Stefan Geiger


Bürgermeister Franz Kuhn hieß zusammen mit seinen Stellvertretern Gerhard Fischer und Robert Erhard die Gäste mit ihren Dolmetschern sowie den Leiter des BPOLAFZ Thomas Lehmann willkommen. "Mit der Bundespolizei pflegen wir eine freundschaftliche und intensive Partnerschaft, die für uns unverzichtbar ist. Nehmen Sie viele gute Eindrücke von Deutschland mit, um ihre Arbeit am Hindukusch erfolgreich weiter zu führen", ermutigte Kuhn und überreichte als

Erinnerungszeichen eine Wanduhr mit Gemeindewappen.
Die afghanischen Polizeiführungskräfte weilen für zwei Wochen in Deutschland. Die Station Oerlenbach kommt nicht von ungefähr: Polizeidirektor Thomas Lehmann arbeitete am Aufbau einer professionellen, der Demokratie und den Menschenrechten verpflichteten afghanischen Polizei intensiv mit. 2009/2010 hielt er sich ein ganzes Jahr in Kabul auf, um die Polizeiakademie mit Offiziersausbildung als besonderen Beitrag Deutschlands für Afghanistan aufzubauen.
"Zur Stärkung der Nachhaltigkeit hat die Polizeiakademie Lübeck 2013 eine Partnerschaft mit der Nationalen Polizeiakademie Kabul ins Leben gerufen. Gegenseitige regelmäßige Hospitationen dienen dem Erfahrungs- und Informationsaustausch, um das von Gewalt und Terror immer wieder heimgesuchte Afghanistan auf dem Weg in die Demokratie zu begleiten und zu festigen", ergänzte Lehmann, dem das ferne Land nach mehreren weiteren Aufenthalten in Kabul zu einem Herzensanliegen geworden ist.
So förderte er vor ein paar Jahren ein Schulprojekt, um afghanischen Kindern einen Weg in die Zukunft zu eröffnen, und er übernahm die Patenschaft für eine mittlerweile in Unterfranken lebende afghanische Familie im Rahmen des Partnerschaftsprogramms der Bundesregierung für ehemalige Ortskräfte der deutschen Polizei am Hindukusch. "Wir sind inzwischen Freunde geworden", würdigte Lehmann die Kontakte zu den Verantwortlichen der Akademie Kabul und schloss dabei die Dolmetscher, die die sprachlichen Barrieren abbauten, ein.


Stipvisiten nach Dienstschluss

Die drei Führungskräfte bekamen in Oerlenbach theoretische und praktische Einblicke in ihre jeweiligen Fachgebiete. Betreut wurden sie vom Lehrpersonal des AFZ. Bei der Einsatzlehre ging es um die Kontrolle von Fahrzeugen , Personenüberprüfungen und Festnahmen.
Nach Dienstschluss folgten Angebote, um "Land und Leute" kennen zu lernen. Dazu zählten Stippvisiten nach Bad Kissingen, Würzburg und Bamberg und zum VN-Ausbildungszentrum der Bundeswehr nach Hammelburg. Mit vielen Anregungen und Erfahrungen aus Oerlenbach und Lübeck wird die Delegation Ende nächster Woche zurückkehren und sich für den weiteren Neuaufbau ihres Heimatlandes einsetzen.

Daten zu Afghanistan (Quelle: Wikipedia):
Seit 2004 islamische Republik
30 Mill. Einwohner
653 000 Quadratkilometer (doppelte Größe Deutschlands)
46 Einwohner je Quadratkilometer
Seit 2002 über 1000 deutsche Polizisten Helfer beim Aufbau in Afghanistan
Unzählig viele Anschläge- vor allem der Taliban - forderten seit 2003 über 4500 Opfer an Polizisten.
Schwierige Verhältnisse, um Ruhe im Land zu schaffen.