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Berlin Comedian Harmonists in Bad Kissingen


Autor: Gerhild Ahnert

Bad Kissingen, Sonntag, 28. Dezember 2014

Die Berlin Comedian Harmonists brauchten etwas Zeit, um sich zusammenzufinden. Doch nach der Pause brach das Eis.
Die Männer des Berlin Comedian Harmonists Sextetts (v.l.): 1. Tenor Holger Off, 1. Bariton Olaf Drauschke, 2. Bariton Philipp Seibert, 2. Tenor Ralf Steinhagen und Bass Wolfgang Höltzel . Pianist Horst Maria Merz fehlt auf dem Bild. Foto: Gerhild Ahnert


Der Name eines berühmten Sängerquintetts, der zweite Weihnachtsfeiertag - Karten für dieses Konzert waren ein ideales Geschenk für Verwandte und Freunde. So war der Große Saal bei dem Konzert der Berlin Comedian Harmonists sehr gut gefüllt, als die fünf Sänger aus Berlin und ihr Pianist die Bühne betraten.

"Morgen, Kinder, wird"s was geben" war der Titel ihres Weihnachtsprogramms, aber da all die Weihnachtsliedversprechungen nicht mehr so ganz aktuell waren, störte es nicht weiter, dass der erste Teil des Konzerts mehr von den Songs der originalen Comedian Harmonists lebte.

Die Verortung in der Weihnachtszeit fand da hauptsächlich durch selbstgestrickte Texte der sechs Musiker statt, vom immer wieder betonten Bedauern der schlimmen Kommerzialisierung der Vorweihnachtszeit bis zurarmen Alten in der Kittelschürze, die eine Münze für den Straßenmusikanten spendet oder dem nicht so ganz taufrischen Rat, doch die Welt wieder einmal mit Kinderaugen zu betrachten. Bei diesen persönlich gemachten oder erfundenen Geschichten war die Coming-out-Erzählung des 1. Baritons Olaf Drauschke, der erkennen durfte, das auch er "ein Geschenk des Himmels" ist, noch die bemerkenswerteste.

Etwas in Richtung Kitsch

Denn während die Songs der Vorbilder aus den 20er Jahren wie "Mein kleiner grüner Kaktus" oder "Kannst du pfeifen, Johanna?" immer ihren Witz, ihre Pointe hatten, war der vom 1. Tenor Holger Off selbst geschriebene "weihnachtliche" Song mit seiner Hauptaussage "Nimm einen Junkie in den Arm" eher banal-sentimental und weit entfernt vom frechen Esprit der Originale wie "Was machst du heut", Daisy?" oder dem Ohrwurm "Ein Freund, ein guter Freund".

Die neue Gruppe gibt es seit 1997; sie verdankt ihr Entstehen dem an der Berliner Komödie am Kudamm gespielten Stück über Erfolg und Ende der von den Nazis aus Deutschland vertriebenen "Comedian Harmonists". Hat man deren sprühende Singlust, ihren Witz, ihre perfekt aufeinander eingestellten, absolut rein geführten Stimmen und ihre Entertainerqualitäten im Kopf, so geriet vor allem der erste Teil des Auftritts etwas farblos. Ob's einem möglichen Weihnachtskater geschuldet war oder dem Spagat zwischen dem weihnachtlichen Gesamtthema und dem üblichen Repertoire mit Schlagern der 20er und 30er, die natürlich die Hauptattraktion beim Namen der Gruppe sind: Es dauerte lange, bis kurz vor der Pause und dann gelegentlich im zweiten Teil der Funke wirklich übersprang, obwohl sich die Akteure mit Instrumenten-Parodien und kleinen Pantomimen wie dem gemeinsamen Gurgeln und verschmitzt gespielter Blasiertheit als Musikclowns viel Mühe gaben.

Homogenerer Gesamtklang

Am Pianisten lag's nicht, Horst Maria Merz war von Anfang an präsent; doch als auch die Sänger nach der Pause ihren Part deutlich animierter angingen, nahm ihre Bühnenshow auch das Publikum gefangen, das sich vorher eher freundlich auf die ganze Sache eingelassen hatte.

Auch das gemeinsame Musizieren gelang besser: Zu "Süßer die Glocken nie klingen" sangen sie ein fröhliches "Bim-bim-bell" als Cantus firmus, "Fröhliche Weihnacht überall" erklang sehr lebendig und "Maria durch den Dornwald ging" in einem funkelnd vorgetragenen Arrangement. Nach dem abschließenden "Stille Nacht", ruhig und feierlich interpretiert, wie es sich gehört, bedurfte es erst des witzigen alten rumbantanzenden "Onkel Bumba aus Kalumba", damit sich im Publikum die Begeisterung entladen wollte, das populär, aber nicht ganz jahreszeitkonform mit "Ein Eis" belohnt und mit dem traditionellen Abschiedssong der "Harmonists" verabschiedet wurde.