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Bergung ist geglückt


Autor: Kathrin Kupka-Hahn

Waldfenster, Sonntag, 11. Sept. 2016

Die Feuerwehren aus Lauter, Katzenbach, Waldfenster, Stralsbach und Oehrberg haben erstmals mit ihrem Nachwuchs 24 Stunden lang geübt.
Wohnhausbrand: Die Bergung des Bewusstlosen ist geschafft. Der Stralsbacher Kommandant Bernd Müller gibt Anweisung. Im Hintergrund sind der Stralsbacher Jugendwart Christoph Kröckel und Kreisbrandmeister Klaus Preisendörfer zu sehen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn


Laute Schreie sind am Samstag nahe der Waldfensterer Kirche zu hören. Ein junger Mann ruft um Hilfe: "Ich springe gleich. Außerdem liegt hier ein Bewusstloser", fügt er hinzu. Der Rufende steht an einem Fenster im Obergeschoss der alten Schule, aus dem Erdgeschoss dringt Rauch hervor. Panik steigt in dem jungen Mann auf, seine Rufe werden immer dringender. Lange muss er aber nicht warten, innerhalb weniger Minuten naht Hilfe. Doch statt des erwarteten Waldfensterer Trupps hält vor der Schule ein Feuerwehrauto aus Stralsbach. Kommandant Bernd Müller, Jugendwart Christoph Kröckel, Maschinist André Schlereth sowie fünf Jugendliche in Feuerwehrkleidung steigen aus. Nach einer kurzen Einsatzbesprechung mit Thomas Straub und Steffen Schade, den beiden Kommandanten der Waldfensterer Wehr, die ebenfalls vor Ort sind, legen die Stralsbacher sofort los.


Mädchen mit Atemschutz

Zwei Jungs kümmern sich um den Wasseranschluss. Zwei Mädchen legen derweil die vorbereitete Atemschutz-Ausrüstung an und machen sich mit Maske und Sauerstoffflasche auf den Weg zur Rauchgrenze an der Eingangstür des Hauses. Inzwischen haben die Jungs eine Schlauchleitung installiert, so dass die beiden Atemschutzgeräteträgerinnen zum Löschangriff übergehen können. "Wasser marsch!", ruft eine ins Funkgerät, das Ventil wird geöffnet. Rasch dringen die Mädels ins verräucherte Erdgeschoss ein und bekämpfen den Brand. Währenddessen wird der um Hilfe rufende junge Mann über die Leiter gerettet. Kurze Zeit später treffen sich die fünf Stralsbacher Jugendlichen im Obergeschoss wieder. Dort bereiten sie die Bergung des Bewusstlosen vor. Mit dem Rettungstuch schaffen sie es, den Jungen über das schmale Treppenhaus ins Freie zu bringen. Dann wird er auf eine Trage verfrachtet und zum Rettungswagen gebracht.
Der steht theoretisch etwas abseits, ist aber praktisch nicht vorhanden. Schließlich handelt es sich bei dem Einsatz in der "brennenden" Schule um eine Übung. "Das war so weit okay", fasst der Waldfensterer Kommandant, Thomas Straub, den Einsatz des Stralsbacher Feuerwehrnachwuchses zusammen. Auch wenn nicht alles auf Anhieb geklappt hat, nicht jeder Handgriff perfekt saß, ist er zufrieden. "Dafür sind ja solche Übungen da, damit ihr das lernt. Später als Erwachsene könnt ihr das", fügt er hinzu. Dann räumen die Feuerwehrleute und der Stralsbacher Nachwuchs wieder auf und machen sich auf den Weg zur nächsten Station.


Person verschüttet

Insgesamt fünf verschiedene Szenarien in unterschiedlichen Ortschaften sind für die Jugendlichen vorbereitet. So müssen die angehenden Feuerwehrmänner und -frauen nicht nur den Wohnhausbrand in Waldfenster bekämpfen, sondern in Katzenbach eine verschüttete Person aus einem Schacht retten und Erste Hilfe leisten. In Stralsbach müssen die Jugendlichen ein mit Öl verunreinigtes Gewässer reinigen, in Lauter eine Höhenrettung meistern und auch einen Fett-Brand löschen. Am späten Abend wartet in Oehrberg noch ein Verkehrsunfall auf die Übenden und die Suche nach einer vermissten Person. Ein anspruchsvolles Programm, das nicht nur die Stralsbacher, sondern insgesamt 40 Jungen und Mädchen auch aus Waldfenster, Oehrberg, Katzenbach und Lauter während einer 24-Stunden-Übung absolvieren. Die Jugendlichen sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt und in fünf Trupps aufgeteilt.
Die Idee zu der Übung hatte Daniel Lang, der stellvertretende Kommandant der Lauterer Wehr. "Wir wollten was mit unseren Jugendlichen machen, und die anderen hatten auch was vor", erzählt er, wie die Zusammenarbeit der fünf Wehren zustande kam. Mehrere Male haben sich Lang und seine Mitstreiter, darunter die Kommandanten, Gruppenführer und Jugendwarte, von den Feuerwehren aus Lauter, Katzenbach, Waldfenster, Stralsbach und Oehrberg getroffen, um die Einsätze und verschiedenen Szenarien vorzubereiten. "Diese 24-Stunden-Übung hat einen guten Lerneffekt. Sie ist größer und interessanter. Zudem finden die Stationen in unterschiedlichen Ortschaften statt, da sind die Herausforderungen höher", nennt er die Vorteile des Miteinanders. Außerdem lerne man sich so auch besser kennen.


Ohne Angst

Bei den Jugendlichen kommen die vorbereiteten Stationen trotz der damit verbundenen Herausforderungen an. "Das war gut", sagt Paul Pfrang aus Lauter, der erst seit wenigen Tagen zwölf Jahre alt und somit der jüngste Teilnehmer der 24-Stunden-Übung ist. Der Junge hat soeben einen Fettbrand gelöscht. Dafür haben sich die Lauterer Floriansjünger extra den Firetrainer vom Kreisfeuerwehrverband ausgeliehen. "Angst hatte ich keine", sagt Paul, obwohl er das vorher noch nie gemacht hat.
Seine Mutter, die das Treiben am Lauterer Musikheim beobachtet, ist sichtlich stolz auf ihren Jungen. "Paul war die letzten Tage ganz aufgeregt wegen der Übung, so sehr hat er sich darauf gefreut mitzumachen", verrät Michaela Pfrang. Außerdem wollte der Junge schon immer zur Feuerwehr, jetzt sei er endlich alt genug. Sie unterstützte ihn gerne bei seinem neuen Hobby. "Das ist doch wichtig für die Dorfgemeinschaft", fügt sie hinzu. Auch Kreisbrandmeister Klaus Preisendörfer ist von dieser 24-Stunden-Übung begeistert, vor allem von der guten Zusammenarbeit der fünf Wehren. "So ist die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt", sagt er.