Bei Starkregen sprudelt's aus den Kanälen
Autor: Werner Vogel
Lauter, Mittwoch, 15. November 2017
Die Großgemeinde Burkardroth hat keine Schulden. Was woanders als weitsichtige Kommunalpolitik angesehen wird, gefiel einigen Bürgern in Lauter gar nicht.
"Was haben wir denn von der schwarzen Null, wenn alles auf die Bürger umgelegt wird"? fragte Josef Bechert bei der Bürgerversammlung im Gasthaus Fehr in Lauter. In der speziellen Atmosphäre des proppenvollen Gasthauses wurde die Steigerung der Rücklagen auf fast zehn Millionen im Vermögenshaushalt der Großgemeinde auch kritisch gesehen. Dass nicht mehr ausgegeben werden konnte, lag an planerischen Hemmnissen und der guten Konjunktur, die einige Maßnahmen verzögert hätten. Sieben Millionen Euro der Rücklagen werden in den nächsten Jahren für große Maßnahmen benötigt. So sind für die Mittelschule Burkardroth 3,3 Millionen Euro, eingeplant und neben anderen Maßnahmen wird auch das Rathaus energetisch saniert und barrierefrei ausgebaut, zeigt Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) in seinem Vortrag auf.
Großgemeinde steht gut da
Ortsreferent Siegbert Fehr eröffnete die Veranstaltung, dankte den Bürgern für das rege Interesse und freute sich, dass in der Dorfgemeinschaft noch vieles im Ehrenamt geschafft wird. Bürgermeister Waldemar Bug legte mit einem ausführlichen Power Point Vortrag die durchweg erfreuliche Situation der zwölf Orte umfassenden Großgemeinde dar. Dass die Welt durch den enormen Ressourcenverbrauch Klimaerwärmung und Völkerwanderung ausgelöst hat, stellte er seinen Ausführungen voran und zeigt Maßnahmen in der Gemeinde auf, die Situation nicht noch zu verschärfen.
Energie einsparen
So können die sieben Kitas und Kindergärten mit fast 400 Kindern und die Grund- und Mittelschule mit 332 Kindern erhalten werden, was Fahrten in größere Zentren erspart. Es ist gelungen die Alt- und Innenorte durch Förderung mit 43 Baumaßnahmen zu beleben, was Landverbrauch reduziert. Energie wurde durch viele Maßnahmen unter anderem bei Beleuchtung und Mitgliedschaft im Sternenpark Rhön reduziert, die Schulheizung wurde auf Hackschnitzel umgestellt, weitere Energiesparmaßnahmen folgen.Im Zusammenhang mit der Diskussion um fehlende Insekten berichtet der Bürgermeister, dass, wo immer möglich, Straßenränder nicht gemulcht werden. Das 100 Kilometer umfassende Feldwegenetz wird künftig mit eigenem Gerät instand gehalten. Die kommunale Zusammenarbeit in der Allianz Kissinger Bogen entwickelt sich erfreulich. Auch das kulturelle Leben in der Großgemeinde kann sich sehen lassen. Mit dem Projekt WasserWege ist auch ein attraktiver Wanderweg geschaffen worden. Während sich die Geburten (62) und Sterbefälle (63) fast ausgleichen macht der Wegzug von 286 Personen gegenüber dem Zuzug von 215 Bürgern Sorgen.
Ingenieurbüro sucht Lösungen für Starkregen
Starkregenereignisse in verschiedenen Gemeindeteilen und was dagegen unternommen werden kann, war Auslöser einer intensiven Diskussion. Die Gemeinde hat ein Ingenieurbüro beauftragt Lösungsvorschläge zu unterbreiten, dennoch hatte Bürgermeister Waldemar Bug keinen leichten Stand. So fragte Josef Bechert hartnäckig nach, warum bei Neubaugebieten der notwendige Regenrückhalt nicht zentral von der Gemeinde erstellt, sondern von den einzelnen Bauwerbern selbst errichtet werden müsse. Der Bürgermeister stellt dem entgegen, dass größere Maßnahmen teurer zu erschließen seien und dafür Fläche verbraucht werden, die dann nicht als Bauplatz verkauft werden könne. "Es ist im ökologischen Sinn auch richtig, dass der Bauherr einen Vorteil hat, der rund um sein Haus Grün belässt, weniger Grund versiegelt und so kleineren Regenrückhalt braucht". Matthias Nürnberger wundert sich dann, dass die Gemeinde Grundstücksbesitzern, die eine Zisterne eingebaut haben, kaum einen Vorteil einräumt. "Ohne Förderung hat doch niemand einen Anreiz eine Zisterne zu bauen". Dafür muss dann die Gemeinde größere Kanäle bauen, weil sie bei Starkregen das Wasser nicht fassen können. Das kann doch nicht richtig sein, meint Nürnberger.