Begeistert von Schwester Teresa
Autor: Gerd Schaar
Stangenroth, Mittwoch, 06. März 2013
Rund 500 Landfrauen strömten in die Rhönfesthalle in Stangenroth, kein Platz war mehr frei beim traditionellen Landfrauentag. Und Kreisbäuerin Rita Jörg kündigte auch gleich den allseits mit Spannung erwarteten Vortrag von Schwester "Teresa Zukic von der kleinen Kommunität der Geschwister Jesu" an. Der Umgang mit Fehlern war das Thema.
"Schwester Teresa passt in die Welt, sie hat uns aus der Seele gesprochen", sagte Zuhörerin Helmtrud Balling aus Großwenkheim. "Ganz große Klasse, dieser Vortrag von der Schwester", meint Karola Fronzak aus Poppenlauer. "Vieles ist uns jetzt bewusst geworden, es muss sich erst einmal setzen", lauten weitere Stimmen aus dem Publikum. So einen Vortrag auf der Basis des urchristlichen Nächstenliebe-Gedankens sollte man alle halbe Jahre hören, meinen die total begeisterten Landfrauen, die mit stehenden Ovationen Schwester Teresa für solch offene Worte danken.
Was ist passiert? Selbstbewusst stand Teresa in ihrer Schwesterntracht auf der Bühne. Und dieses Gefühl des Selbstbewusstseins reichte die schon durch TV-Sendungen (100 000-Euro-Wette, Schreinemakers und Roller-Skating) medienerfahrene Schwester an ihre Zuhörer weiter. Nicht in hochgestochenem Deutsch, sondern wie ihr der Schnabel gewachsen ist, kam Teresas Botschaft glaubhaft rüber. "Fehler werden oft gemacht - von mir, von Dir und von der Gemeinschaft. Aber der richtige Umgang mit diesen einzugestehenden Fehlern macht uns erst zu erwachsenen Menschen", lautet die Botschaft. Vergebung sei die erfolgreiche Medizin gegen Seelenkrankheiten wie Depression, Stress und Burn-Out.
"Süße Maus"
Und dann schreitet Teresa die Bühnentreppe hinab und umarmt spontan eine ältere Zuhörerin, die sie noch nie in ihrem Leben zuvor sah, aber als "süße Maus" tituliert. "Drückt Euch mal und vergebt Euch die Fehler!", fordert Teresa zur praktischen Nächstenliebe auf. Diese Herzensbotschaft kam an .
Gebannt hörten die Landfrauen auch, was die Ordensschwester von den sozialen Brennpunkten des Frankfurter Bahnhofsviertels erzählte. Mancher Not und Elend im deutschen Jammerland setzte Teresa den positiven Hunger nach christlicher Zuwendung und persönlicher Anerkennung entgegen. "Mein Leben ist mein Hobby", sagte sie, und man möchte glauben, sie habe ständig Schmetterlinge im Bauch vor lauter Glück.
"Die Frauen sind begeistert", so das Resümee von Kreisbäuerin Rita Jörg, die auch ein wenig stolz ist auf den anerkannt hohen Stellenwert des Landfrauentags. "Für mich ist dieser Tag wichtig, weil eine große Menge Landfrauen zusammen kommt und man den Tag ganz bewusst zusammen leben kann", so Rita Jörg. Das sei ein Gewinn für alle.
Unterstützt wird auch heuer wieder die Herzkissenaktion. Freiwillige nähen diese Kissen, die an die Krankenhäuser geliefert werden. Sie sollen unter den Arm geklemmt frisch operierten Brustkrebspatienten den Schmerz lindern und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie nicht alleine sind. Rund 340 solcher Kissen wurden bislang gefertigt. Spenden für den Materialeinkauf seien willkommen, hieß es.
Interesse fanden auch die mundartlichen Geschichten aus der "Mürschter Viecherei" von Rainer Kirch, der musikalische Teil mit den Rhöner Hausmusikanten und die Podiums-Prominentenrunde.
Zum Nachdenken kommen
Vize-Bezirkstags-Präsidentin Karin Renner: "Ein solcher Landfrauentag, speziell mit so einem tollen Vortrag, lässt mich darüber nachdenken, wo ich stehe und wie ich zu den Dingen stehe". Nicht nur die Politik sondern die gesamte Gesellschaft habe von Schwester Teresa den Spiegel vor Augen geführt bekommen. "Wir sollten öfters tolerant über unsere Fehler nachdenken", so Renner. Teresas Erkenntnisse gibt es auch als Bücher mit Titeln wie "Na toll, lieber Gott", "Die kleine Nonne", "Abenteuer Christsein" und "Liebe Kirche, hör mal zu".