Bayerische Rhön ist Modellregion
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 26. Januar 2016
Das Bundesverkehrsministerium fördert ein Projekt zur langfristigen Sicherung von Versorgung und Mobilität im ländlichen Raum. 480 000 Euro sind in Aussicht gestellt. Los gehen soll es mit einer genauen Analyse für jeden Ortsteil.
Typischer ländlicher Raum. Dieses Attribut scheint das Bundesverkehrsministerium den beiden Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zuzugestehen. Die bayerische Rhön ist nämlich als Modellregion für das bundesweite Projekt "Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität" ausgewählt. Mit 480 000 Euro erhalten die beiden Landkreise zusammen sogar den höchsten Einzelzuschuss, der insgesamt gewährt wurde.
Bis Mitte 2018 sollen die Ergebnisse vorliegen: "Die Idee ist, dass die Erkenntnisse dann auf andere Regionen übertragen werden können", sagte Wirtschaftsförderer Jürgen Metz bei der Vorstellung des Projektes im Wirtschaftsausschuss.
Startschuss am 21. Januar
Das Vorhaben ist ganz frisch: Im Dezember gab es zwar bereits eine Auszeichnung in Berlin, die Genehmigung zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn, der eigentliche
Startschuss, war allerdings erst am 21. Januar in der Post. Der endgültige Förderbescheid soll laut Metz Mitte Februar folgen. Deshalb sei bislang für das Projekt auch noch niemand eingestellt. Vermutlich sollen jeweils eine Stelle für die Projektsteuerung im Landratsamt Bad Neustadt, im Zentrum für Telemedizin und im Institut für angewandte Logistik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg (IAL) geschaffen werden.
Details stehen laut Metz aber noch nicht fest.Gesteuert werden soll das Modellprojekt von einem Gremium, in dem die beiden Landräte sowie je ein Bürgermeister aus allen Kommunalen Allianzen sitzen. Das Projektmanagement übernehmen die Stabsstellen der beiden Landkreise, federführend ist der Landkreis Rhön-Grabfeld, allerdings sind die bereits vorhandenen Themen-Schwerpunkte einzeln vergeben: Der Landkreis Bad Kissingen kümmert sich vor allem um die Telemedizin, der Nachbarlandkreis um die Elektromobilität. Ein Expertenbeirat mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft soll zudem fachliche Hilfestellung geben.
Test in Kooperationsräumen
Am Anfang steht eine Analyse, die besonders genau ausgearbeitet werden muss: "Die Daten müssen ortsteilscharf erfasst werden, das haben wir so noch nie gemacht", betonte Metz.
Vom Einzelhandel über Arztpraxen bis Freizeiteinrichtungen soll alles erfasst werden, um Versorgungszentren und -lücken zu ermitteln. Danach sollen nach aktueller Planung zwei Kooperationsräume festgelegt werden: Möglichst auf der Grundlage kommunaler Allianzen würden zwischen fünf und 14 Gemeinden zusammengefasst, um dort Lösungen zu testen.
Diese erste Phase soll laut Metz rund ein Jahr dauern.Vorgabe für Lage und Zuschnitt der Kooperationsräume gebe es keine, betonte Metz auf Nachfrage des Zeitlofser Kreisrates Roland Limpert (PWG). Freie Wähler-Kreisrat Gotthard Schlereth bat zudem darum, die ärztliche Versorgung im Landkreis zum Thema einer Bürgermeister-Dienstbesprechung zu machen. Auf dem Papier habe der Landkreis bei Hausärzten nämlich eine Überversorgung von 122 Prozent, vor allem weil es in Hammelburg und Bad Kissingen sehr viele Ärzte gibt. "Im ländlichen Raum wird es natürlich nicht so wahrgenommen, dass wir eine Überversorgung hätten", stellte der Oberthulbaer Bürgermeister klar. Der CSU-Kreisrat und -Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner verwies darauf, dass Kassenärtzliche Vereinigungen und Krankenkassen den Auftrag hätten, Bedarfsbereiche zu überprüfen und die Altersstruktur mit zu erfassen.
Konzeptarbeit beginnt im März
Die Arbeit an konkreten Konzepten beginnt ab März: Unter anderem soll die telemedizinische Versorgung verbessert werden.
Nach dem Vorbild von Gemeindeschwestern oder Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (Verah) sollen Ideen entwicklet werden. Eine Kernidee wäre die Anschaffung und der Test eines Elektrofahrzeugs mit telemedizinischer Ausstattung. Ab Juni sollen neue Konzepte für den Nahverkehr entwickelt werden. Bislang würden Buslinien vor allem auf der Grundlage des Schülerverkehrs geplant, sagte Metz. Nun soll auch geschaut werden, ob damit auch Versorgungszentren und Freizeitangebote gut erreicht werden. Ein dritter Punkt wäre der barrierefreie Datenzugang zu Angeboten der Mobil-Vorsorge. Eine App für regionale Mitfahrzentralen nannte Metz hier als Beispiel. "Die 480 000 Euro muss man sich auch ein Stück weit verdienen", fasste Jürgen Metz die Vorarbeit zusammen.