Bayerisch-preußisches Fläär 1866 in Nüdlingen im Juli
Autor: Sigismund von Dobschütz
Nüdlingen, Donnerstag, 01. Oktober 2015
Im nächsten Jahr wird in Nüdlingen das Bergfest ausfallen. Auch das "Nüdlinger Fläär" wird es nicht in gewohnter Form geben. Grund ist der 150. Jahrestag des Deutschen Krieges zwischen bayerischen und preußischen Truppen und die Ereignisse am 10. Juli 1866 rund um Nüdlingen. Zur Erinnerung an die Kämpfe organisiert ein Arbeitskreis das "Bayerisch-preußische Fläär" vom 8. bis 10. Juli.
Das Bergfest hätte eigentlich zum 56. Mal wieder im August stattfinden sollen. Doch mit Auf- und Abbau wären die 200 Mitglieder des veranstaltenden Heimatvereins mindestens eine Woche in Organisation und Durchführung eingebunden gewesen. Da die Gemeinde aber zum 150. Jahrestag des Bruderkrieges ein besonderes Erinnerungsfest plant, "wäre uns die Arbeit zu viel und alles zeitlich zu eng gewesen", nennt Peter Brust, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, als Grund für den Ausfall des Bergfestes. "Wir pausieren nur das eine Jahr."
Die Kräfte zusammenführen
Auch die Organisatoren des "Nüdlinger Fläär" mussten sich umstellen. Statt wie sonst üblich im Juni werden die Vereine nun 2016 gemeinsam mit dem Heimatverein das "Bayerisch-preußische Fläär" im Juli ausrichten.Als militärischen Berater und Organisator hat sich der Arbeitskreis den pensionierten Oberstleutnant Jürgen Bereiter geholt. Er ist Fachmann in militärhistorischen Fragen rund um den 10. Juli 1866: "Der bayerische General Oskar von Zoller, Kommandeur der dritten Division, wurde in Winkels von einem Granatsplitter verwundet, nachdem zuvor schon zwei Pferde unter ihm erschossen worden waren. Den Verwundeten brachte man nach Nüdlingen, wo er auf den Stufen des Pfarrhauses starb." Dies ist nur einer der vielen Momente, die im Tagebuch des Nüdlinger Pfarrers Michael Erhard niedergeschrieben sind und an die der Schützenverein am Jahrestag durch Böllerschüsse hinweisen wird.
Nicht alles wird verraten
Noch ist nicht alles für das Großereignis 2016 zu Ende gedacht und geplant. Der Arbeitskreis trifft sich regelmäßig. Allerdings will Bereiter auch nicht alles verraten: "Geheimnisse müssen geheim bleiben." Aber manches verrät er doch schon: So wird es am Freitag, 8. Juli, auf dem Sportplatz einen Großen Zapfenstreich unter Mitwirkung der Nüdlinger und Haarder Blaskapellen und des Fanfaren-Spielmannszuges aus Hofheim geben. Die Bürgerwehr aus Königsberg wird unter Waffen aufmarschieren, und die Traditionsgruppe der Nüdlinger Feuerwehr wird die bayerischen Soldaten stellen. Das Kommando hat Jürgen Bereiter.Nach dem Samstag mit Festbetrieb will man sich am historisch entscheidenden Sonntag zunächst vormittags den in Bad Kissingen geplanten Gedenkveranstaltungen anschließen. Erst am Nachmittag geht es in Nüdlingen weiter. Das ganze Dorf wird ins historische Geschehen einbezogen: Der Gasthof zum Stern ist in ein Telegraphenamt verwandelt, wo Festbesucher an ihre Lieben daheim Telegramme aufgeben können. Der Deutsche Kavallerieverband aus Ingolstadt wird mit seiner Truppe kommen, auch ein Kavallerie-Hufschmied wird sein Zeit aufschlagen. Rotes Kreuz und Malteser kümmern sich auf dem Verbandsplatz um die Verwundeten. Im Pfarrhaus gibt es eine Ausstellung, und im Müller-Haus wird bei einer "Einquartierung" das dörfliche Leben und Wohnen zur Zeit des Krieges gezeigt.
"Wir wollen nicht das Militärische betonen", ist Bereiter wichtig, "sondern die Gemeinsamkeit." In Nüdlingen wird es deshalb keine nachgestellten Kampfhandlungen geben, wie man sie kürzlich erst bei Waterloo erleben konnte. Es soll ein friedliches und fröhliches Gemeinschaftserlebnis werden, hat sich der Arbeitskreis vorgenommen. Bereiter: "Auch Preußen sind dazu herzlich eingeladen."