Zwangspause auf der Baustelle: Jetzt sorgt eine altbekannte Situation wieder für einen Baustopp.
Die Baustelle am Bahnhof in Ebenhausen verzögert sich weiter. Der Grund: Ein Problem, das seit dem Sommer besteht, hat die Deutsche Bahn bisher noch nicht gelöst. Die Bauarbeiten wurden deshalb im Juni schon einmal gestoppt. Der Bahnhof in Ebenhausen soll barrierefrei gemacht werden. Das millionenteure Projekt sollte in nicht mal mehr einem halben Jahr fertig sein - eigentlich. Demnächst will die Bahn einen neuen Zeitplan aushandeln. Für die Bahnfahrer soll sich nichts ändern, heißt es. Für die Anwohner wohl auch nicht. Der Unmut bleibt, weil Parkplätze für die Bahn-Kunden fehlen.
5,4 Millionen Euro investiert die Deutsche Bahn in den Umbau des Bahnhofs in Ebenhausen. Im Frühjahr hatten die Arbeiten begonnen. Entstehen soll: Eine Unterführung und eine 90 Meter lange Rampe zu den Gleisen. Nicht entstehen werden: Parkplätze und eine Toiletten-Anlage. Die Bahn will keine WCs und keine Stellplätze anlegen, trotz Forderung der Gemeinde. "Das wird allgemein bemängelt", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Oerlenbach, Franz Kuhn. Bürger ärgern sich, wenn die Wohngebiete als Parkplatz herhalten müssen und die Pendler und Bahnfahrer dorthin ausweichen, um ihre Autos abzustellen. "Die Bahn lässt sich wenig reinreden", meint Franz Kuhn. Druck machen oder die Baustelle in der Gemeinde schneller vorwärts bringen - keine Chance. "Die Bahn ist der Bauherr."
Fachleute fehlen immer noch
Womöglich müsse auch die Bahn mit ausgebuchten Handwerkern kalkulieren, meint der Bürgermeister und liegt damit nicht ganz falsch. Grund für die verwaiste Baustelle am Bahnhof ist ein Fachmann, den die Verantwortlichen der Deutschen Bahn nicht auftreiben können. Die Problematik ist keine Unbekannte. Schon Mitte Juni war ein kurzzeitiger Baustopp ausgerufen worden, weil das Fachpersonal gefehlt hatte.
Neuer Zeitplan
Der Hintergrund: In dem Stellwerk in Ebenhausen steckt eine Technik, die selten ist. Für den Umbau waren Spezialisten gefragt. Und die gab es wohl nicht. Die entsprechenden Fachleute standen laut eines Unternehmenssprechers der Bahn "nicht zur Verfügung". Das Problem bleibt und sorgt jetzt erneut für Verzögerungen. Nach mehrmaliger Anfrage dieser Zeitung gibt ein Unternehmenssprecher der Bahn Auskunft: "Wie bekannt mussten die Arbeiten Mitte des Jahres unterbrochen werden, um Teile der Stellwerkstechnik umzubauen und die Neukonfiguration technisch abzunehmen. Dabei handelt es sich um eine sehr selten verbaute Stellwerkstechnik, was den fachlichen Aufwand des Umbaus deutlich höher werden lässt." Um wie viel höher? Wie lange dauert die Baustelle noch?
Die Unterführung sollte planmäßig im September fertig werden. Wegen der Verzögerungen im Sommer verschob das Unternehmen den Termin auf Frühjahr 2019. Jetzt wollen sich die Verantwortlichen zusammensetzen und den Zeitplan berechnen, heißt es vom Bahn-Sprecher. Für Bürgermeister Franz Kuhn ist die Situation unbefriedigend, aber nicht zu beeinflussen. "Klar: Es ist bedauerlich, wenn es nicht fertig wird. Ich kann es nicht ändern, wenn ich es ändern könnte, wäre es schon fertig."
Bahn-Sprecher Anton Knapp stellt derweil einen neuen Zeitplan für die Bahnhofsbaustelle in Aussicht: "In der zweiten Kalenderwoche 2019 gibt es ein Gespräch mit allen Beteiligten und darauf aufbauend kann ein neuer Bauzeitenplan erstellt werden." Vom aktuellen Stand bekommt die Gemeinde nicht viel mehr mit als jeder andere, heißt es aus der Verwaltung. "Wir sind nicht informiert worden, dass es sich verzögert", sagt Franz Kuhn. Meldungen zum Zwischenstand? Fehlanzeige. "Warten wir mal ab", sagt der Bürgermeister.
Für die Kundschaft soll sich wegen der Verzögerung auf der Bahnhofsbaustelle laut Bahn-Sprecher nichts ändern. "Die Züge fahren wie geplant", sagt Unternehmenssprecher Anton Knapp.