Bauplätze Landkreis Bad Kissingen: Knick im privaten Bauboom
Autor: Ralf Ruppert
LKR Bad Kissingen, Sonntag, 20. November 2022
Wegen steigender Zinsen und Materialpreise bricht immer öfter die Finanzierung zusammen. Bei den ersten Kommunen werden reservierte Grundstücke zurückgegeben.
"Wir hatten noch Glück", sagt Florian Blank (38) aus Ramsthal und schaut auf den stetig wachsenden Rohbau seines künftigen Wohnhauses im neuen Ramsthaler Baugebiet. Mit seiner Frau Margarete (37) und den beiden Söhnen will er im kommenden Jahr einziehen, für die Eltern entsteht eine Einliegerwohnung. Im April 2021 handelte Florian Blank mit der Baufirma den Preis für das Haus aus. "Ohne die Festpreis-Garantie hätten wir vermutlich nicht gebaut", sagt der 38-Jährige heute. Eigentlich sollte es schon vor Jahren los gehen, lange bevor die Zinsen und die Preise für Baumaterial stiegen. Allerdings habe sich die Erschließung des Baugebiets immer wieder verzögert.
Aus Verbundenheit zu Ramsthal haben die Blanks trotzdem gewartet. Der Baustart sei gerade noch rechtzeitig gekommen: "Wir haben noch einen Kredit mit knapp drei Prozent bekommen, aktuell sind es schon vier Prozent", berichtet der 38-Jährige, und: "Das hat einigen das Genick gebrochen." Für die Blanks kam dazu, dass im Januar 2022 die fest eingeplante KfW-Förderung wegfiel, plötzlich fehlten rund 70.000 Euro. Also machten sie Abstriche bei ihrem Bauvorhaben: Gebaut wird jetzt nur noch nach KfW-55-Standard, die Photovoltaikanlage und technische Details fürs Smarthome sind vorerst verschoben.
Trotz der Verzögerung sei "ein Großteil" der Bauplätze im Neubaugebiet bereits verkauft, berichtet der Ramsthaler Bürgermeister Rainer Morper. Allerdings wurden mittlerweile zwei Bauplätze aus Kostengründen zurückgegeben. Die Folge: "Wenn kein Übernehmer gefunden wurde, waren die tausend Euro Reservierungsgebühr fällig", sagt Morper, und: "Aktuell besteht keine Nachfrage mehr nach Bauplätzen." Deshalb seien keine weiteren Erschließungen von Bau- oder Gewerbegebieten geplant.
"Wir hatten schon Rückgaben von Grundstücken beziehungsweise von Plänen, ein Grundstück zu kaufen", berichtet auch Thomas Hack, Bürgermeister der Gemeinde Aura. Anfallende Kosten für eine Rückabwicklung müsse der bisherige Grundstückseigentümer tragen. Auf die Bauleitplanung der Gemeinde Aura habe die aktuelle Situation keinen Einfluss, weil sowieso keine Neubaugebiete mehr geplant seien. Bei eigenen Baumaßnahmen, insbesondere bei der Dorferneuerung im Innenort, habe es keine Kostensteigerungen gegeben: "Die Baumaßnahme war schon vor Beginn der diversen Krisen im Gange."
Unterschiede von Ort zu Ort
Auch bei der Gemeinde Wildflecken wurden laut Geschäftsleiter Daniel Kleinheinz zwei reservierte Bauplätze zurückgegeben. "Die Gründe wurden uns nicht genannt." Es fielen keine Kosten an. In Wildflecken selbst bestehe derzeit keine Nachfrage, im Ortsteil Oberbach dagegen gebe es so viel Interessenten, dass eine Erweiterung des Baugebietes dort weiterhin geplant sei. Die Gemeinde Zeitlofs meldet für 2021 einen "absolut überdurchschnittlichen" Verkauf von gemeindlichen Bauplätzen. Im Vergleich dazu sei die Nachfrage heuer zwar deutlich zurück gegangen, allerdings seien bisher keine Bauplätze zurückgegeben worden.
Der Markt Bad Bocklet berichtet, "dass die Entwicklung sich auch bei uns deutlich auf den Verkauf von Baugrundstücken auswirkt". Reservierungen seien storniert worden, die Nachfrage schwinde. "Im Ortsteil Steinach stehen zwischenzeitlich wieder fünf Baugrundstücke zur Verfügung", berichtet Tatjana Büttner aus der Hauptverwaltung. Anfang 2021 habe es noch eine Warteliste von bis zu 15 Bewerbern gegeben. In Hohn werde zwar eine Erweiterung des Baugebietes geplant. "Die Ausführung selbst hängt jedoch letztendlich von der Anzahl der Interessenten ab."