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Baugewerbe im Landkreis wirbt um Nachwuchs


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Dienstag, 19. Mai 2015

Das Baugewerbe ist für den Landkreis Bad Kissingen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deshalb will die Branche mehr junge Leute für einen Bauberuf gewinnen. Fachkräftebedarf ist da.
Auf dem Bau gibt es derzeit genug Arbeit. Doch Fachkräfte wie Stefan Hub werden knapper.  Foto: Heike Beudert


Mehr als 2000 Beschäftigte gibt es im Landkreis Bad Kissingen auf dem Bau. Das sogenannte Bauhauptgewerbe ist ein wirtschaftlicher Motor im Landkreis; das belegen die aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes. Was die Zahlen schwarz-auf-weiß darstellen, unterstrichen die Redner bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Baugewerbe-Chancenbranche" an der Heil-Bauakademie in Eltingshausen. "Die Branche hat gute Aussichten", betont der Geschäftsführer der Firma Otto Heil GmbH, Peter Heil.
In keinem anderen unterfränkischen Landkreis und in keiner der kreisfreien Städte gibt es so viele Beschäftigte im Bauhauptgewerbe wie im Landkreis Bad Kissingen. Das liegt auch an der beachtlichen Zahl mittelständischer Unternehmen, die 20 oder mehr Mitarbeiter beschäftigen. Auch hier liegt der Landkreis in Unterfranken an der Spitze.

Arbeiter auf Montage

"Wir schauen im Landkreis bei den Zahlen im Baugewerbe ganz genau hin", betont Thomas Stelzer, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Denn hier sei das Bauhauptgewerbe dominant und sehr wichtig. Auffallend ist nach seiner Auskunft, dass viele Mitarbeiter von Firmen auswärts auf Montage fahren. Das sei typisch für das Baugewerbe im Landkreis.
Deutlich wurde in der Diskussionsrunde, dass die Baubranche Fachkräftebedarf hat. Aber es wird schwieriger, diese zu finden.
Auch hier sind es wieder Zahlen, die diese Entwicklung bestätigen. Der Blick auf die Arbeitslosenstatistik der Agentur für Arbeit zeigt, dass es im Landkreis Bad Kissingen nur noch wenige Arbeitslose in der Baubranche gibt. Dazu müsse man sehen, dass einige auch aus gesundheitlichen Gründen gar keinen Beruf mehr in dieser Sparte ausüben können, meint Hermann Zeis, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Für ihn heißt das, dass es in der Region einen echten Fachkräftebedarf gibt. Das Wort Fachkräftemangel wird in diesem Zusammenhang nur noch ungern genutzt. Es klingt zu negativ.
"Wir versuchen Leute aus dem Landkreis zu rekrutieren", betont Peter Heil. Doch müsse das Unternehmen sich in der gesamten Region umschauen. "Nur aus dem Raum Bad Kissingen können wir den Bedarf nicht decken". Die Baubranche hat ein Image-Problem. Damit kämpfen die Firmen. Arbeit gebe es ausreichend, sagt Peter Saal, der einen Sechs-Mann-Betrieb in Thundorf führt, auf Anfrage der Zeitung. "Wir könnten mehr Aufträge annehmen, wenn wir Nachwuchs hätten", ergänzt er. Es gebe zu wenig Fachkräfte. "Jeder soll studieren, keiner will sich die Hände mehr schmutzig machen", beklagt der Bau-Unternehmer.

Der Mittelstand ist wichtig

Die Politik will helfen, das Image wieder aufzupolieren. "Wir müssen der Bauwirtschaft zu dem Ansehen verhelfen, das es verdient", betonte der Staatssekretär aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium Franz Josef Pschierer bei der Podiumsdiskussion. Eine Imagekampagne soll dazu beitragen, dass die Attraktivität des Berufsfeldes steigt. "Der Mittelstand ist die Essenz für das Leben im ländlichen Bereich", ergänzte Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner. Ein Beruf am Bau sei interessant und habe Perspektive. Das erklärte Peter Heil. "Man muss sich am Bau nicht mehr kaputt machen", meint er und unterstreicht, dass eine Karriere mit Lehre möglich ist. Auch Peter Saal erklärt, dass sich die Verdienstmöglichkeiten verbessert hätten.

Schulen frühzeitig einbinden

Transportiert werden soll dies auch in die Schulen. Die Rektorin der Münnerstädter Freiherr-von-Lutz-Mittelschule, Ulrike Freifrau von der Tann, weiß, dass die Schüler manchmal einen Bauberuf ablehnen, weil die Eltern das ebenfalls nicht wollen. Deshalb will die Schulleiterin ab dem neuen Schuljahr auch verstärkt ein Augenmerk auf Bauberufe legen. Beabsichtigt ist, Experten in die Schule zu holen. Für den Oktober ist ein Projekttag mit Handwerksbetrieben geplant.

Das Bauhauptgewerbe

Sparten
Unternehmen, welche sich überwiegend mit der Ausführung des Rohbaus in Hoch- und Tiefbau sowie Straßen- und Landschaftsbau beschäftigen und auch Zimmereien oder Dachdecker gehören zum Bauhauptgewerbe. Eine in Deutschland rechtlich verbindliche Liste der Unternehmen des Bauhauptgewerbes findet sich in § 1 der Baubetriebe-Verordnung.

Landkreis Bad Kissingen
123 Betriebe im Bauhauptgewerbe beschäftigen insgesamt 2098 Mitarbeiter (Stand Juni 2014). Davon haben 23 Betriebe 20 oder mehr Mitarbeiter und beschäftigen insgesamt 1570 Mitarbeiter (Stand: Februar 2015),

Landkreis Rhön-Grabfeld In 72 Betrieben des Bauhauptgewerbes sind insgesamt 920 Beschäftigte ( 14 Betriebe davon haben mehr als 20 Mitarbeitern und beschäftigen zusammen 608 Mitarbeiter).

Unterfranken Es gibt 1164 Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 13 532 Mitarbeitern. In den 139 Betrieben mit 20 und mehr Mitarbeitern arbeiten 7631 Personen).
Quellen: Statistisches Landesamt und http://www.bau-handwerk-deutschland.de