Auftraggeber suchen dringend Baufirmen
Autor: Steffen Standke
LKR Bad Kissingen, Montag, 04. März 2019
Die gute Konjunktur beschert regionalen Firmen einen Boom. Öffentlichen Auftraggebern passt das weniger. Sie finden immer seltener jemanden, der ihre Projekt verwirklicht.
Von außen weist wenig darauf hin. Doch das Innere von Schloss Aschach wird gerade ziemlich umgekrempelt. Bauleute arbeiten alte Böden und Tapeten wieder auf, reinigen Decken, verputzen. Restauratoren kümmern sich mit viel Geduld und Detailtreue um den Stuck. Dass im alten Schloss so viel Geschäftigkeit herrscht, ist nicht selbstverständlich. Beim seit Monaten anhaltenden Bauboom ist es auch für öffentliche Bauherren schwierig, Firmen zu finden, die ausgeschriebene Gewerke zeitnah erledigen. Das gilt nicht nur für Schloss Aschach.
Susanne Schulz arbeitet für das Architektur-Büro Konopatzki & Edelhäuser aus Rothenburg ob der Tauber. In Aschach fungiert sie als Bauleiterin; Bauherr ist der Bezirk Unterfranken, dem das Gemäuer gehört.
"Momentan ist es schwierig, bei den Ausschreiben Firmen zu finden", sagt Schulz. Wobei Schloss Aschach ein Sonderfall sei. Denn eine direkte offene Ausschreibung finde nicht statt. Stattdessen schlage das Büro geeignete Firmen vor, auch verfüge der Bezirk über eine eigene Liste. Daraus würden dann Unternehmen ausgewählt und zu Angeboten aufgefordert.
Der Rücklauf sei eher bescheiden gewesen; oft gab es Absagen. "Zu Beginn der Baumaßnahme 2018 hatten wir zum Beispiel bei der Baustelleneinrichtung nur ein Angebot", sagt Schulz. Auch Restauratoren seien derzeit sehr gefragt. "Dieses Gewerk kann eben nicht jeder." Da kämen von vornherein nur drei bis vier Unternehmen in Betracht.
Trotz der Schwierigkeiten rechnet die Bauleiterin nicht mit langen Verzögerungen. Die Wiedereröffnung der Museen im Schloss soll im April 2020 stattfinden. Und da, wo durch fehlende Konkurrenz Preissteigerungen bei den Gewerken in Kauf genommen werden mussten, versucht Schulz "anderswo Einsparungen zu erzielen".
Neben Schloss Aschach betreibt der Bezirk im Landkreis Bad Kissingen das Pflegeheim in Römershag und das Thoraxzentrum Münnerstadt. In Letzterem gab es zuletzt Bauarbeiten, die sich durch die schwierige Suche nach Handwerkern verzögerten. So sollte laut Bezirks-Pressesprecher Markus Mauritz 2017 begonnen werden, die Abteilung "Physikalische Therapie" zu sanieren. Das klappte nicht "mangels Bewerber für die Gewerke Heizung, Sanitär und Lüftung". Die im Haushalt 2017 für das Bauprojekt vorgesehenen 600000 Euro mussten ins nächste Haushaltsjahr überführt werden. 2018 wurde die Sanierung - nach erneuter Ausschreibung - komplett durchgezogen.
Im Januar begannen wieder Bauarbeiten im Thoraxzentrum. Dort werden bei laufendem Betrieb die Stationen 2 und 3 einschließlich Haus Windsburg saniert. An diesem Projekt lässt sich gut nachvollziehen, wie sich der Firmenmangel abfedern lässt. Das Architekturbüro Albert Architekten und Ingenieure aus Salz bei Bad Neustadt hat die Ausschreibungen vorgenommen. Und Chef Alexander Albert berichtet von "sehr guter Beteiligung". Allerdings habe man frühzeitig ausgeschrieben und den ursprünglich für November geplanten Ausführungszeitraum um acht Wochen in den Januar verlegt.