Bauer experimentiert mit neuen Futterpflanzen
Autor: Arkadius Guzy
Langendorf, Mittwoch, 05. Juni 2013
Auf den Feldern von Jürgen Simon hält eine neue Energiepflanze Einzug. Simon will zeigen, dass es nicht immer nur Mais sein muss.
Den Kühen schmeckt das neue Gras offenbar. "Sie fressen es gerne", sagt Jürgen Simon. Das wundert den Landwirt. Denn die langen, schilfartigen Blätter der Pflanze sehen schroff aus. "Aber sie riechen innen süßlich", beschreibt Simon und bricht ein Blatt durch.
Jetzt im Juni und später noch einmal im Oktober kann das Szarvasi-Gras geschnitten werden. Für Simon ist es erst das zweite Erntejahr. Den Ertrag wird er genau dokumentieren.
Denn der Landwirt baut das ungarische Weizengras zu Versuchszwecken an. Als Mitglied im Arbeitskreis Energiegräser testet Simon nicht nur, wie die Pflanze in der Region gedeiht, sondern ob sie den Mais für seine Biogasanlage zumindest teilweise ersetzen kann.
Szarvasi ist noch nicht sehr verbreitet. Simon: "Anfangs hat keiner gewusst, wo wir das Saatgut bekommen können." In Ungarn dagegen wird das Weizengras schön länger für die Biomasseverbrennung und in Österreich sowie Tschechien als Futterpflanze kultiviert, wie Markus Heinz von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf erklärt. Dort läuft seit 2008 der "Energiepflanzenversuch". Der Arbeitskreis Energiegräser unterstützt die Auswertung, indem er Informationen und Daten liefert.
Bei welcher Wuchshöhe das Szarvasi-Gras am besten geschnitten und wann gedüngt werden soll, will der Langendorfer Landwirt herausfinden. Szarvasi hat für ihn gegenüber Mais Vorteile: Es ist eine mehrjährige Pflanze. "Damit verringert sich der Arbeitsaufwand", erläutert Simon. Das Pflügen und der Pflanzenschutz fallen weg, sind die Pflanzen einmal gesät. Die ausgewachsenen Blätter - bis zu 2,5 Meter Höhe sind möglich - können mit dem gängigen Maiserntegerät vom Feld geholt werden.
Gegenüber anderen sonst angebauten Arten ist Szarvasi etwas robuster, nennt Heinz weitere Merkmale. Deshalb kann das Gras mit der normalerweise im Frühsommer üblichen Trockenheit etwas besser zurechtkommen. Die mehr als zwei Meter tief reichenden Wurzeln helfen dabei. Simon kann sich Szarvasi auch gut in Wasserschutzgebieten vorstellen. Wie er an einem Diagramm belegen kann, ziehen die Wurzeln viel Stickstoff heraus.
In seinem Aktenordner hat er die Daten aus dem ersten Erntejahr 2012 abgeheftet. Das Ergebnis: "Das Szarvasi-Gras war so gut wie schlechter Mais." Simon, der schon Sudangras und andere Gattungen getestet hat, ist daher vom Szarvasi-Gras überzeugt. Er hofft, die Ertragswerte auf den fünf Hektar Land mit gewonnener Erfahrung in den kommenden Erntejahren weiter steigern zu können.
Es ist dennoch gut möglich, dass Szarvasi nicht die letzte Versuchspflanze auf den Feldern von Landwirt Simon sein wird. "Man muss immer ausprobieren, wie der Betrieb wirtschaftlich besser arbeiten kann."