Bangen in der Kunstszene

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Romana Kochanowski hat sich in ihrem Werk mit dem Weißen Saal aueinandergesetzt. Foto: Werner Vogel
Romana Kochanowski hat sich in ihrem Werk mit dem Weißen Saal aueinandergesetzt. Foto: Werner Vogel
Sivia Pfister-Stanjek ist eine der Künstlerinnen, die beim Kunstmarkt ausstellen. Sie verwendet eine aufwendige Technik: Radierung und Acryl auf Japanpapier Foto: Werner Vogel
Sivia Pfister-Stanjek ist eine der Künstlerinnen, die beim Kunstmarkt ausstellen. Sie verwendet eine aufwendige Technik: Radierung und Acryl auf Japanpapier Foto: Werner Vogel
 
Kulturreferent Peter Weidisch stellt die Künstler vor: v.l., Lay, Catoni, Ruppert, Kochanowski, Pfister-Stanjek, Lauter, Feichtinger, Bgm. Schick Foto: Werner vogel
Kulturreferent Peter Weidisch stellt die Künstler vor: v.l., Lay, Catoni, Ruppert, Kochanowski,  Pfister-Stanjek, Lauter, Feichtinger, Bgm. Schick Foto: Werner vogel
 
Alexander Ruppert mit zwei seiner Collagen. Foto: Werner Vogel
Alexander Ruppert mit zwei seiner Collagen.  Foto: Werner Vogel
 

Pläne für das Alte Rathaus gefährden einen wichtigen Ausstellungsraum. Beim Kunstmarkt zeigen Kissinger Künstler die Kurstadt mit modernen und frischen Farben.

"Nein, es gab keinerlei Vorgaben für den Kunstmarkt, jeder sollte zeigen, wie er gerade arbeitet, oder was ihm wichtig ist", sagt Alexander Ruppert, Sprecher der "ART97688". "Es ist dennoch bemerkenswert, dass unabhängig voneinander zwei der Künstler die Stadt als Thema ihrer Präsentation gewählt haben, fügt er hinzu.
Romana Kochanowski zeigt den Weißen Saal großformatig in ungewöhnlicher Perspektive und belebt ihr Foto mit aufgemalter
Szenerie wie aus einem Hofball der Kaiserzeit. Da mag das berühmte Gemälde von Anton von Werner mit Bismarck und den Diplomaten des Berliner Kongress von 1878, das in der Bismarckausstellung in der Oberen Saline zu sehen war, Pate gestanden haben, aber Kochanowski hält nicht fest, schaut nicht rückwärts, sondern deutet an, welches Potential der Saal heute als Eventlocation hat. Pastellfarbige Chiffonkleider scheinen die Damen zu umschweben, ein mit Bleistift umrissener Bismarck steht für Geschichte, wird aber zur Randfigur.
Auch Alexander Ruppert setzt sich mit Kissingens Vergangenheit auseinander, seine Collagen bilden Heimat im weiteren Sinn ab, beziehen sich auf örtliche Vergangenheit und suchen doch das Heute. Er platziert kleine Zeitungsausschnitte, aus denen Wortfetzen aufblitzen, scheinbar zufällig, doch sinngebend angeordnet.
"Kunst soll auch in Bad Kissingen einen hohen Stellenwert behalten, versicherte 2. Bürgermeister Toni Schick.
Kulturreferent Peter Weidisch, der die "Beletage" im Herzen der guten Stube von Bad Kissingen zum dritten Mal für die "Arbeitsgemeinschaft Bildende Kunst Bad Kissingen" zur Verfügung gestellt hat, ermunterte die Besucher, nicht nur zu schauen, sondern auch zu kaufen. "Von Luft und der Liebe zur Kunst kann der Künstler nicht leben".
Weidisch, stellte die neun Kunstschaffenden der ART97688 vor und hatte für jeden eine treffende Charakterisierung parat. So bezeichnete er Claudia Lay und Lothar Gärtner als Grand Dame bzw. Grand Seigneur der Szene, wies auf die farbenfrohen Leinwände von Heidi Lauter, Carlo Catoni und Eva Feichtinger hin, verriet die Leidenschaften von Silvia Pfister-Stanjek und Romana Kochanowski für Malen, Radieren und Fotografieren und bewunderte die Experimentierfreudigkeit der "jungen Wilden" wie Malte Meinck den Schmuck- und Alexander Ruppert den Objekt- und Textgestalter.


Letztmals in der "Beletage"?

Die Ausstellung zeigt eine äußerst vielfältige Kunstszene in Bad Kissingen, da spürt man die Lust, Neues zu wagen, auszuprobieren, sich neu zu erfinden. Das sieht auch Kunstfreundin Gaby Baier aus Oberthulba so: "Vergangenheit hat Kissingen genug. Schön, dass die Kunstszene so farbig und frisch nach vorn schaut".
Die Harmonie zwischen den Stellwänden ist groß, auch die Stadt fördert die Kunstszene. Gleichwohl wurden Stimmen laut, dass diese Ausstellung vielleicht die letzte im Alten Rathaus gewesen sein könnte, wenn im Zug der Sanierung der Fußgängerzone in die alten Mauern eine Vinothek einziehen sollte. "Mal abwarten, meinte Claudia Lay, "noch ist hier kein Schoppen ausgeschenkt worden".