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Ballett: Nicht nur etwas für kleine Mädchen


Autor: Robert Huger

Bad Kissingen, Dienstag, 28. April 2015

Der 29. April ist Tag es Tanzes. Eine besondere Form davon ist das Ballett. Männer sind im Unterricht selten zu finden. In Bad Kissingen gibt es derzeit nur einen einzigen männlichen Ballettschüler.
Gloria Götz (13) und Benjamin Jörns (30) sind leidenschaftliche Tänzer.   Foto: Robert Huger


Konzentriert blicken Gloria und Benjamin in den Spiegel. Ihr rechter Arm muss noch etwas nach oben, seine Hand etwas tiefer. Gar nicht so einfach, die Pose dann auch noch zu halten. "Man muss es erstmal im Kopf kapieren und dann mit dem Körper umsetzen", sagt Benjamin Jörns aus Maßbach. Seit eineinhalb Jahren nimmt der Schauspieler Ballettstunden und ist derzeit der einzige männliche Schüler in Bad Kissingen.

Ballett ist auch Männersache

Benjamin Jörns kam über seine Arbeit zum Ballett. "Ich tanze grundsätzlich gerne", erzählt er, "vorher war ich schon beim Modern Dance und beim Jazz Dance." Außerdem ist Ballett oft Teil des Theaterprogramms.
Bei Benjamin Jörns Freunden kommt das Hobby gut an. Alle seien positiv überrascht. Generell sollte es bei dem Thema keine Vorurteile geben. Jörns findet es wichtig, dass kleine Jungs ohne Scham mit dem Ballett in Berührung kommen. Denn: "Es ist eine Sprache, mit der man sehr viel ausdrücken kann", sagt er, "und diese Sprache finde ich interessant und wunderschön."

Seine Lehrerin Catherine Scherner vom gleichnamigen Ballettstudio erklärt die Faszination Ballett wie folgt: "Es ist eine Art Selbstfindung", sagt sie, "ein innerer Prozess, eine Welt für sich." Sobald ihre Schüler den Übungsraum betreten, ließen sie ihre Probleme vor der Tür und fänden Abstand vom Alltag.

Keine Frage des Alters

Catherine Scherner hat viele erwachsene Schüler. Die älteste ist bereits 77 Jahre alt. "Man verbindet Ballett immer mit Mädchen im rosa Tutu", sagt sie, "in Frankreich ist das ganz normal, dass es erwachsene Schüler gibt." Doch sie hat natürlich auch Kurse für Kinder. Genau wie Natalia Diedrich von der Ballettschule Natascha in Bad Kissingen.

Normalerweise fangen die Kinder ab sechs Jahren mit dem Ballettunterricht an. "Es gibt aber Ausnahmen", erzählt Natalia Diedrich. Sportliches Geschick und Musikalität seien sehr wichtig. Ob ein Kind Talent habe, sehe sie sofort. Doch das brauche es nicht unbedingt. "Wenn es sein muss, bringe ich auch einen Elefanten zum Tanzen", scherzt sie.

Nach ungefähr zwei Jahren könne man die Fortschritte der Kinder deutlich erkennen. "Sie haben eine andere Körperhaltung und laufen anders", sagt Diedrich. Die meisten seien mit Spaß dabei. Es gebe allerdings Eltern, die ihr Kind zum Unterricht drängen.

Ballett ist Leidenschaft

Die 13-jährige Gloria Götz, Schülerin von Catherine Scherner, kann dieses Verhalten der Eltern nicht verstehen. "Man sieht, welche lernen möchten und welche nicht so dabei sind", sagt sie. Gloria Götz unterstützt ihre Lehrerin bereits beim Leiten der Kinderkurse.

Sie selbst wollte im Alter von drei Jahren unbedingt zum Ballett und ist bis heute dabei geblieben. "Viele Mütter schicken ihre Kinder ins Ballett, egal, ob sie wollen oder nicht", meint sie. Dabei brauche man fürs Ballett gerade das Gefühl. "Tanzen muss man einfach leben", sagt sie, "man muss mit ganzem Herzen dabei sein, sonst ist es sinnlos."

Sie weiß, dass das Ballett von vielen unterschätzt wird. Man müsse auf viele Kleinigkeiten achten. Wie zum Beispiel bei der Haltung der Hände und Finger und vor allem darauf, sich leise zu bewegen. Zudem sei Ballett nicht nur Bewegung, sondern richtiger Sport. Es brauche Ausdauer und Kraft. "Das ist richtig anstrengend", sagt sie. Fürs Foto posieren sie und ihr Tanzpartner Benjamin Jörns jedoch problemlos.