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Balkon schwebt über der historischen Altstadt


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Freitag, 02. November 2012

In der Münnerstädter Innenstadt geht es oft eng zu. Deshalb mussten die Balkone für den Fränkischen Hof mit einem Kran von der Hauptstraße in den Innenhof gehoben werden. Die luftige Kranfahrt war nicht einfach. Denn der Kranführer arbeitete ohne Blickkontakt.
Mit Hilfe eines hydraulischen Krans wurden zwei Balkonelemente mit jeweils elf Metern Länge und drei Tonnen Gewicht in den Innenhof des Fränkischen Hofes gehoben.  Fotos: Heike Beudert


Josef Weber ist hochkonzentriert. Der Kranführer hat eine diffizile Aufgabe. Mitten in der Münnerstädter Altstadt muss er einen fertig montierten Balkon über das Dach des Fränkischen Hofes heben, damit dieser im Innenhof montiert werden kann. Die meiste Zeit arbeitet der Kranführer gewissermaßen im Blindflug. Denn was im Innnenhof passiert, sieht er nicht. Er steuert seinen Kran auf Kommando. Die Anweisungen erhält er vom Stahlbauer Anton Röder. Der Wermerichshausener dirigiert den Kranführer, der daraufhin den Balkon Zentimeter für Zentimeter in die richtige Position bringt - immer haarscharf vorbei an Dachrinnen, Sandsteingesimsen und Fassade.

Zwei elf Meter lange Balkon-elemente wurden am Freitag auf diese Weise an der Rückfassade des Fränkischen Hofes angebracht. "Wir haben die Balkone fertig montiert, denn wir wollten die Straße nicht zu lange blockieren", erklärt der Stahlbauer Anton Röder. Er vertraut beim Transport ganz den Fähigkeiten von Kranführer Josef Weber. "Das ist schon eine Herausforderung", stellt Weber fest. Am schwierigsten für ihn sei, dass er einen Großteil seiner Arbeiten durchführen muss, ohne etwas von den Balkonen zu sehen. "Ich muss mich komplett auf das Verlassen, was mir gesagt wird", erklärt er. In einer Höhe von 27 Metern hebt Weber die Balkone über das Dach des Fränkischen Hofes. Jedes Balkonelement wiegt drei Tonnen. "Das ist schon was", stellt Josef Weber fest.

Er muss sehen, dass die elf Meter lange Konstruktion möglichst ruhig auf- und wieder abgelassen wird und möglichst nicht oder nur kaum in Schwingung kommt. Auch Architekt Andreas Halboth verfolgt interessiert die Kranarbeiten und schießt einige Fotos. Im innerstädtischen Bereich seien solche Kranarbeiten immer Mal wieder erforderlich, erklärt er. Allerdings seien es dieses Mal schon sehr große Bauteile.

Doch ohne diese Balkone wäre der Wohnungsbau im Fränkischen Hof gar nicht möglich geworden. Denn die Bauteile dienen später auch dem Brandschutz. Beide Balkone (im Ober- und Dachgeschoss) werden mit Fluchttreppen ausgestattet, damit der geforderte zweite Fluchtweg existiert.

Denkmalschutz redet mit


Dass natürlich die Balkone auch die Attraktivität von Wohnraum in der Innenstadt steigern, ist ein zweiter Aspekt. "Für die Vermietung sind sie eine wichtige Geschichte", betont Halboth. Für diesen Eingriff in die Außenfassade musste Halboth dann einen Konsens mit dem Denkmalschutz finden. Und außerdem mussten alle Vorschriften in puncto Sicherheit erfüllt sein.

Eine erste, filigranere Version musste verworfen werden, weil diese nicht die vorgeschriebenen 500 Kilo Tragelast pro Quadratmeter Balkonfläche geschafft hätte. Die jetzt installierten Elemente könnten diese 500 Kilogramm pro Quadratmeter packen, und auch die Eingriffe in die Fassade halten sich in Grenzen. Maximal acht Einbohrungen werden es sein, so Halboth.
Die Wohnungen sollen bis zum Jahreswechsel bezugsfertig sein. Der Gastronomiebereich des Fränkischen Hofs wird bis zum Frühjahr fertig gestellt.