Druckartikel: Bald keine chinesische Massage mehr in Bad Kissingen?

Bald keine chinesische Massage mehr in Bad Kissingen?


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Montag, 18. November 2013

Die China Liangste Group wollte 2007 von Bad Kissingen aus Europa erobern. Jetzt schließt sie ihr Haus in der Bismarckstraße - angeblich nur für ein Jahr. Wirklich?
Medizinische Massagen von Masseuren aus China waren - und sind noch für kurze Zeit - sehr beliebt in Bad Kissingen. Fotos: Bartl


Karl Heinz Laudenbach (CSU/ parteilos), der damalige Bad Kissinger Oberbürgermeister, war so stolz. Von Bad Kissingen aus wollte die Liangtse Group ganz Europa mit medizinischen Massagesalons überziehen. Daraus ist nichts geworden. Im Gegenteil: Möglicherweise macht der Drache sogar bald den Abflug und kehrt zurück ins Reich der Mitte.

Die Dependance in der Bismarckstraße 27 versprüht eher spröden Charme. Der Putz blättert, das Restaurant ist seit längerem "vorübergehend" dicht. Am Eingang informiert ein Anschlag mit dürren Worten: "Wichtig. Ab 01. 12. 2013 wird unser Wellness wegen Umbau mindestens ein Jahr geschlossen. Wir bitten Sie, Ihre Gutscheine rechtzeitig bei uns einzulösen. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Ihr China Liangtse Team."

Keine weiteren Auskünfte

Wegen Umbaus? Mindestens ein Jahr? Und dann ist Wiedereröffnung? Wirklich? Die Dame am Telefon antwortet mit einem zögerlichen Ja. Dann würgt sie höflich das Gespräch ab. Mehr könne sie nicht sagen. Tschüss.

Stammkundin Margarete G. ist sauer. Sie habe noch zehn Gutscheine im Wert von rund 300 Euro. Davon habe sie einige als Weihnachtsgeschenk verwenden wollen. Margarete G. "Ich finde es unverschämt, dass man die nun alle in den nächsten 14 Tagen einlösen soll." Von einer Mitarbeiterin sei sie vertröstet worden, bis Ende des Monats finde sich wohl eine Lösung.

Auch das Ehepaar Raap gönnte sich viele Massagen. Eine Mitarbeiterin habe sie kürzlich angerufen und mitgeteilt, dass man Ende November schließe. Das findet Jürgen Raap bedauerlich. Denn: "wir waren sehr zufrieden". Die wenigen noch verbliebenen Gutscheine würden er und seine Frau Hannelore in den nächsten Tagen abarbeiten.

Andere Kunden sahen die Einrichtung seit längerem auf einem "total absteigenden Ast". Denn die guten Masseure seien weg, wieder zurück nach China. Eine Kraft habe sich in Aura selbstständig gemacht. Masseur Flo ("das ist der einzige, der noch richtig massieren kann") wechsle in die Berliner Filiale.

Große Pläne sind geplatzt

Bei der Stadtverwaltung ist nichts von größeren, genehmigungspflichtigen Umbauplänen bekannt. Angeblich gibt es große Probleme mit der Kanalisation. Die Ausländerbehörde teilt mit, im Kreis seien 28 Chinesen mit Arbeitserlaubnis gemeldet, sechs bei China Liangtse.

Shi Lei, die Tochter von Unternehmensgründer Yang Jiang Shi, legte mit Vollgas los. Anfang 2009 würdigte der Freistaat Bayern ihre Geschäftsidee mit einem Preis. Filialen eröffneten in Lindau, Hamburg, Berlin, München und Bad Malente. Helsinki, London und Den Haag kamen hinzu. Yang Jiang Shi träumte vom Börsengang, in Bad Kissingens Fußgängerzone tanzten chinesische Löwen. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) traf Shi Lei zu einem Meinungsaustausch.

Vor gut zwei Jahren hatte Finghua Gebel geklagt: "Die Arbeitserlaubnisse sind unser größtes Problem." Die restriktiven Gesetze würden die Expansion bremsen. Logo: Kunden wollen von "echten" Chinesen massiert werden, nicht von angelernten Deutschen. Schon damals war nicht mehr die Rede von den einst genannten sieben Millionen Euro, die China Liangtse investieren wolle.

Langsam wurde es ruhiger. Die Filiale Lindau schloss wieder, die in Berlin und in Bad Malente arbeiten selbstständig.

Auch die Homepage spricht Bände: Die Filiale Bad Kissingen wird im Vergleich zu Hamburg und Berlin stiefmütterlich behandelt. Ein Hinweis auf die bevorstehende , nur vorübergehende (?), Schließung fehlt.