Die Bäckerinnung steht vor großen Herausforderungen. Immer mehr Bäcker geben auf, Nachwuchs ist rar. Bei der Herbstversammlung kündigte Innungsobermeister Anton Hesselbach seinen Rückzug an.
Oswin Storath ist Bäcker mit Leib und Seele. Düstere Prognosen für sein Handwerk will er nicht stehen lassen: "Mir hat der Beruf immer viel gegeben", meint der Bäckermeister anlässlich der Ehrung mit dem goldenen Meisterbrief der Bäckerinnung Bad Kissingen/Rhön Grabfeld.
Freilich weiß auch der Jubilar, dass sich seit der Fusion der Innungen vor fast zehn Jahren die Zahl der Innungsmitglieder mehr als halbiert hat.
Nur noch 42 Betriebe gehören dem Verband an, bedauert er. Aldi, Lidl und Co. haben viele Standorte unrentabel gemacht, weiß auch Storath. "Aber echtes Handwerk wird nach wie vor geschätzt. Weg von der Massenware, individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen, dann hat auch unser Beruf Zukunft", meint der 64 jährige, der in Stockheim einen kleinen Familienbetrieb führt und sichtlich stolz ist auf Urkunde und die goldene Nadel, die ihm Innungsobermeister Anton
Hesselbach (Sulzthal) an Revers steckt.
Letzte Amtszeit für Hesselbach
Bei der Herbstversammlung der Bäckerinnung Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld hatte Obermeister Hesselbach in seinem Rechenschaftsbericht die Situation im Bäckerhandwerk doch ein wenig kritischer gesehen, freute sich aber, mit Pascal Dix aus Bischofsheim den Prüfungsbesten Lehrling und mit Svetlana Klassen aus Bad Neustadt die beste Fachverkäuferin
mit einer Urkunde auszeichnen zu können.
Allerdings wird die Innung die Zeichen der Zeit akzeptieren müssen. Die überbetriebliche Ausbildung wird weiter zentralisiert, es gibt einfach zu wenig Nachwuchs, stellt Hesselbach fest. "Eine mögliche Fusion mit der Schweinfurter Innung, will ich aber der neuen Vorstandschaft überlassen" meint der Obermeister.
Er informierte die Mitglieder auch über die Zollamts Prüfungen zum Mindestlohn, die bisher ohne Beanstandungen blieben und kündigt verschärften Kontrollen der Lebensmittelüberwachung an. Auch eine neue Ehrenordnung wurde verabschiedet.
Flüchtlinge im Bäckerhandwerk?
Gerne würde die Bäckerinnung helfen, Flüchtlinge in den Arbeitsprozess zu integrieren, nicht zuletzt um Nachwuchs für das
Bäckerhandwerk zu generieren. Die mit dem Arbeitsamt bei der letzten Sitzung besprochenen Maßnahmen klangen vielversprechend. "Es hat sich im letzten halben Jahr manches getan", erklärte Anton Hesselbach "aber noch immer bestehen hohe Hürden um Flüchtlinge beschäftigen zu können". Das bestätigt auch Walter Emmert aus Hammelburg.
"Du musst von einem Amt zum anderen laufen bis Du jemand beschäftigen kannst". Dennoch will man in der Innung am Ball bleiben und sieht einen Silberstreif für den Nachwuchs im Bäckerhandwerk.