War die Bewerbung zum Unesco-Weltkulturerbe Thema im Wahlkampf? Gibt es Kritik oder Änderungswünsche? Müssen aus Ihrer Sicht Punkte noch einmal neu verhandelt werden?
 Unesco war nicht unser Thema im Wahlkampf, wir werden aber weiter mit allen unseren Partnern an diesem Thema arbeiten und ich hoffe, dass wir erfolgreich sein werden. 
  
  
  
  
  
    
    
    Sie waren Direktorin des berühmten Grand-Hotel Pupp. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie von der Wirtschaft in die Politik wechselten?
 Ich habe 17 Jahre im Tourismus- und  Spa-Bereich gearbeitet. Karlsbad ist eine wunderschöne Stadt mit Geschichte, Kultur, vielen tollen Hotels und  großem Potential. Mit dem muss man aber arbeiten. Es soll viel investiert werden, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein.  Und ich war der Meinung, dass sich in vergangenen zwölf Jahren in Karlsbad nichts geändert hat. Das war meine Motivation dafür,  die Position als Generaldirektorin des Grandhotels Pupp zu verlassen.
 
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für die Bürger der Stadt Karlsbad?
 Die Menschen möchten in einer Stadt leben, in der sie sich wohl fühlen, in der sie ihre Kinder erziehen können, wo sie alle Voraussetzungen für ein sicheres und friedliches Leben haben. Sie wollen sehen, dass sich die Stadt entwickelt, sie haben die Möglichkeit, sie in ihrer Freizeit zu genießen. Die von der Stadt erwarteten Grundfunktionen -  Sicherheit, Sauberkeit  und so weiter -  müssen erfüllt sein.
 
Welches Thema wollen Sie als erstes im neuen Amt anpacken, was ändern Sie jetzt?
 Es geht nicht nur um ein Thema, wir müssen an allem arbeiten - Senioren, neue Investitionen, Verkehr in der Stadt,  .... 
 
Zurück zum Tourismus: Was kann die Politik im Rathaus, aber auch die Regierung in Prag für den Tourismus in Karlsbad tun?
 Wir sollten hier mehr investieren. Es sind in der Stadt Gebäude, mit denen man schnell was machen muss, zum Beispiel Elisabethbad und Kaiserbad. Es geht aber nicht nur um eine Renovierung oder Rekonstruktion, es geht vor allem um eine Funktion, die die Gebäude weiterhin erfüllen sollten.
 
Wer sind die wichtigsten Gäste Ihrer Stadt?
 Die meisten Gäste kommen aus der ganzen Welt. In den letzten Jahren sind es mehr Gäste aus Taiwan und China. Leider bleiben sie nur eine Nacht und fahren wieder weiter. Für Karlsbad sind die Gäste wichtiger, die hier länger bleiben - vor allem die Kurgäste, die nach Karlsbad zur Verbesserung ihrer Gesundheit kommen.
 
Was muss man unbedingt gesehen haben, wenn man in Karlsbad ist? Und umgekehrt: Was ist Ihr Geheim-Tipp, wenn man Menschen-Massen eher scheut?
  Karlsbad hat viel zu zeigen: Moser-Glasfabrik, Becherovka-Museum mit Verkostung, unsere tollen Kolonnaden, das historische Zentrum, unser Theater. Wenn man nach Karlsbad kommt, muss man auch unser Gold sehen und verkosten - es geht um unsere Heilquellen. Heißer Tipp:  Unseren unterirdischen Brunnen muss man auch besuchen oder einen Spaziergang durch unsere Kurwälder machen.
 
Und zuletzt die Frage: Waren Sie selbst schon einmal in Bad Kissingen oder in den anderen Partnerstädten der Unesco-Bewerbung?
 Nein, leider nicht. Ich werde aber am 21. Januar  nach Baden-Baden fahren und hoffe, sehr bald auch unsere weiteren Partnerstadte der Unesco-Bewerbung zu besuchen.  
Person Andrea Pfeffer-Ferklová wurde am 1. Januar 1975  geboren, aufgewachsen ist sie in Chodov nahe Karlsbad, sie besuchte das Gymnasium in Karlsbad. Die 44-Jährige  ist verheiratet, hat keine Kinder, spricht neben Tschechisch Deutsch, Englisch und Russisch. Von 2006 bis 2018 war sie Generaldirektorin des Grandhotel Pupp in Karlsbad, die Amtseinführung als Bürgermeisterin war am 13. November.
Stadt Karlsbad ist mit rund 50 000 Einwohnern das größte tschechische Kurbad. Die 110 Beherbergungsbetriebe, darunter vier Fünf-Sterne- und 43 Vier-Sterne-Hotels verfügen über knapp 11 000 Betten. Die jüngste Gästestatistik  der Stadt weist  rund 269 000 Gäste und 1,54 Millionen Übernachtungen aus. Zum Vergleich: Bad Kissingen hatte im vergangenen Jahr 256 500 Gäste und 1,59 Millionen Übernachtungen.
Politik Die Karlsbader Stadtvertretung hat 35 Mitglieder. Bisher waren dort neun Gruppierungen vertreten, die größte war die Karlsbader Bürgerinitiative (KOA) mit zehn Sitzen, der auch der bisherige Bürgermeister Petr Kulhánek angehört. Die KOA fiel bei der Kommunalwahl von zehn auf fünf Sitze zurück. Ihre drei Koalitionspartner "Die Parteilosen" (bisher 5 Sitze), CSSD (ebenfalls 5) und KDU-CSL (1) flogen sogar ganz aus der Stadtvertretung. Die eigentlich parteilose Andrea Pfeffer-Ferklová trat für die aktuelle tschechische Regierungspartei ANO 2011 an, die auf Anhieb auf zwölf Sitze kam. Unterstützt wird sie von der lokalen Bewegung "Die Karlsbader", die sich bei der Wahl von 5 auf 8 Sitze gesteigert hatte, und der "Bürgerlich-demokratischen Partei" ODS, die  einen Sitz von  2 auf 3 zulegte.
Bewerbung Der internationalen Bewerbergruppe für die  Weltkulturerbeliste  der Unesco gehören Bad Kissingen, Baden-Baden und Bad Ems aus  Deutschland,  Franzensbad, Karlsbad und  Marienbad aus Tschechien sowie  Baden bei Wien in Österreich, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini in Italien und Bath in Großbritannien an. rr