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Bad Kissinger Stadtrat: Einstimmig für den Anbau


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Mittwoch, 18. Januar 2017

Nach dem Termin vor Ort waren sich alle einig, dass der Hotel-Anbau ein Glücksfall für das Kurgebiet ist. Investor Holger Pentzke machte Zugeständnisse.
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (vorne, von links) beim Ortstermin mit Investor Holger Pentzke und Hotel-Direktor Pascal Muller. Foto: Ralf Ruppert


Zufriedene Gesichter auf alle Seiten: Hotel-Direktor Pascal Muller freute sich gestern über den einstimmigen Beschluss des Stadtrates für die Bauvoranfrage zur Erweiterung des Parkhotels "Cup Vitalis", die Nachbarn bekamen beim Ortstermin ein Schmankerl und der Stadtrat lobte die Investition von mehreren Millionen Euro im Kurgebiet. Damit kann Architekt Stefan Richter nun weitermachen: "In sechs Wochen wollen wir die endgültige Baugenehmigung einreichen", kündigte er gestern an. Im Herbst sollen die Bauarbeiten starten, damit der lärmintensive Rohbau gemäß Kurzonensatzung bis Ende März steht.


Gespräch unter Nachbarn

"Der Ortstermin hat viel gebracht", verteidigte SPD-Stadträtin Christina Scheit das Vorgehen. "Man hat gesehen, was das Cup Vitalis zu bieten hat", nannte sie als einen Aspekt, aber auch die Annäherung der Nachbarn sei ein guter Schritt gewesen. Von guten Gesprächen sprach auch Marianne Engels, Eigentümerin des benachbarten Hotels "Saxonia": "Da hätte man sich einiges sparen können", sagte sie zu den Querelen vorab, und: "Wir wollen beide eine gute Nachbarschaft."
Das untermauerte der Bremer Investor Holger Pentzke mit einer ganz konkreten Zusage: "Wenn 15 Meter mehr Lärmschutzwand für Ruhe sorgen, dann bauen wir die", versprach er den Nachbarn in der Bergmannstraße. Dabei schreibt das Lärmschutz-Gutachten bereits jetzt umfangreiche Maßnahmen vor, allen voran eine Einhausung der Zufahrt: Fünf Meter breit und rund vier Meter hoch wird der Tunnel, der unmittelbar an der Menzelstraße entstehen soll. Die Einhausung muss unter anderem für Busse und Feuerwehrfahrzeuge passierbar sein.
"Das soll keine Betonröhre werden, wir werden natürlich versuchen, das zu begrünen, schließlich wird es der Eingangsbereich zum Hotel", sagte Stefan Richter. Entlang der Westseite schließt sich dann eine zwei Meter hohe Lärmschutz-Wand an, die eigentlich am Ende der offenen Stellplätze hätte enden dürfen. Nun wird er voraussichtlich bis zur Auffahrt zur Tiefgarage verlängert.


Freude über Investition

"Wir sind eine Baugenehmigungs- und keine Bauverhinderungsbehörde", betonte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) in der Stadtratssitzung. Aufgabe der Stadt sei es lediglich, die Einhaltung geltender Bestimmungen zu prüfen: "Es müssen die leben können, die schon da sind, und die, die dazu kommen", gab der OB als Devise für das Kurgebiet aus.
"Wir sind darauf angewiesen, dass private Investoren tief in die Tasche greifen", sagte Freie-Wähler-Stadtrat Sigismund von Dobschütz und verwies auf einen Strukturwandel im Tourismus. Er freute sich, dass "auf die Einwände der Nachbarn großzügig eingegangen wurde". Auch Grünen-Stadtrat Richard Fix stellte klar: "Wir wollten nie etwas verhindern."


Frühere Information angemahnt

Mehrere Räte sprachen aber auch an, dass sie sich bei solchen Groß-Projekten eine frühere Information gewünscht hätten. "Wir haben erst eine Woche vor der Sitzung davon erfahren", verteidigte Alexander Koller (DBK) die Entscheidung des Bauausschusses, die Bauvoranfrage in der vergangenen Woche von der Tagesordnung zu streichen. Auch OB Blankenburg bezeichnete es als gute Lösung, weil der Bauherr dadurch gleich einen verbindlichen Stadtrats-Beschluss habe.
Christine Schwind von der Bauabteilung ging sowohl beim Ortstermin, als auch in der Sitzung ausführlich auf alle Vorgaben und Einwände der Nachbarn ein: Einiges habe sich bereits erledigt, weil der Baukörper weiter nach Osten verschoben wurde und die Wände der Tiefgarage geschlossen geplant wurden. Durch die Abstufung der Obergeschosse und die Erhaltung der Kastanien-Bäume beeinträchtige der Bau auch nicht die Umgebung.
Vorgesehen sind in dem Erweiterungsbau 85 Zimmer und 80 Stellplätze in der Tiefgarage. Gegründet wird der Bau auf einer Fläche von 1770 Quadratmetern, die unterste Etage mit Hotelzimmern hat eine Grundfläche von 1150 Quadratmetern. Der Bau ist 59 Meter lang und zwei Meter niedriger als das Hauptgebäude.

Während sich der Stadtrat über die Erweiterung des Parkhotels "Cup Vitalis" informierte, wurde am anderen Ende des Gebäudes eifrig an einem längst genehmigten Projekt gebaut: Arbeiten bereiteten die Stahl-Bewehrung und die Schalung für einen Schwimmbad-Anbau vor: "Wir haben bereits ein Schwimmbad mit 70 Quadratmetern Wasserfläche, hier bekommen wir ein zusätzliches Becken mit 20 Meter Bahnlänge und 120 Quadratmeter Fläche", berichtet Holger Pentzke, geschäftsführender Gesellschafter der Cup-Vitalis-Hotel- und Betriebsgesellschaft.


Schon 16 Millionen Euro investiert

Rund 16 Millionen Euro hat der Bremer Unternehmer bereits in die frühere Rudolf-Wissell-Klinik investiert. Immer ganz eng mit dabei war in den vergangenen vier Jahren Michael Eidel, der seit dem Jahr 2000 in der ehemaligen Klinik arbeitet. "Ich habe ihn sofort eingestellt", berichtet Pentzke.
"Selbst ehemalige Mitarbeiter erkennen das Gebäude heute nicht mehr wieder", berichtet Eidel. Außer den Fahrstühlen, die 2019 erneuert werden sollen, und den Grundmauern sei wenig erhalten geblieben: Wellness-Bereich, Saunen, Fitness-Geräte und vieles mehr seien in den vergangenen Jahren komplett umgekrempelt worden.


"Auf Fünf-Sterne-Niveau"

"Der Wellness-Bereich ist auf Fünf-Sterne-Niveau", kommentiert Holger Pentzke das Ergebnis. Das sei die Grundlage für die hohe Zufriedenheit der Gäste. Und natürlich Hotel-Direktor Pascal Muller: "Es ist ein Glücksfall, dass wir einen solchen Mann nach Bad Kissingen geholt haben." Parallel zum Bau des neuen Schwimmbades soll auch die Energieversorgung umgestellt werden: Neben einer Sonnen-Terrasse entsteht auf dem Dach eine thermische Solaranlage.
Holger Pentzke kommt alle 14 Tage von Bremen nach Bad Kissingen. Die Wellness-Angebote könne er bei seinen Besuchen so gut wie gar nicht nutzen: "Das ist immer viel Arbeit." In dieser Woche verlängerte er seinen Aufenthalt um einen Tag, um persönlich beim Ortstermin des Stadtrates dabei zu sein. Mit dem Ergebnis ist er insgesamt zufrieden: "Der Park würde leiden, wenn wir die Kastanien wegnehmen", war auch er für die Erhaltung der Bäume. Nur der Lärmschutz erscheint ihm übertrieben: "Der Tunnel ist natürlich ein Irrsinn."