Bad Kissinger Solereservoir wird zum Traumhaus
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Sonntag, 05. Sept. 2021
Einst tankten hier Kutschen Sole für Kurhäuser in der Stadt, lange wurde das 170 Jahre alte Kurdenkmal als Scheune genutzt. Simone und Raymund Müller wollen dem Gebäude nun endlich wieder Leben einhauchen.
Die alte Scheunenverbretterung ist entfernt, darunter kam die die ursprüngliche, 170 Jahre alte Holzbalkenkonstruktion wieder zum Vorschein. Viel Arbeit zwar für Simone und Raymund Müller, aber eben eine Herzensangelegenheit. "Vergangenen Herbst haben wir angefangen, die Balken zu reinigen und sind dabei sie einzuölen", sagt die 44-jährige Bankangestellte.
Die Balken sind massiv und befinden sich noch in einem guten Zustand. Im Dachbereich mussten zwar einzelne Stellen im Gebälk erneuert werden, aber im Großen und Ganzen steht das rund 30 Meter lange Gebäude ordentlich da. Das Paar hat das ehemalige Solereservoir in der Salinenstraße gegenüber vom Tattersall-Parkplatz vor drei Jahren vom Freistaat erworben. "Wir hatten es besichtigt und ich habe direkt gewusst: Das ist es", sagt die Bad Kissingerin.
Lange Zeit als Lagerhalle genutzt
Das Solereservoir versorgte Mitte des 19. Jahrhunderts die Kurhäuser und Unterkünfte in der Stadt mit Sole von der Unteren Saline. Als "Soletankstelle" war das Gebäude jedoch nicht lange in Betrieb. Die meiste Zeit bis zum Verkauf nutzte oder vermietete der Freistaat es als Lagerhalle und Abstellfläche. Jetzt wollen die Müllers es für sich zum Wohnhaus umbauen.
Das Dach ist neu gedeckt, außerdem wurden erstmals Strom-, Gas-, Telekommunikations- Wasser- und Abwasserleitungen auf das Grundstück gelegt. All das gab es bislang nicht. "Außer mit den alten Soleleitungen war es nicht erschlossen", sagt Raymund Müller (62). Die Kopfenden des Gebäudes sind aus Sandstein gemauert, ansonsten besteht es aus der hölzernen Ständerkonstruktion. Die Stützbalken stehen dabei so weit auseinander, dass ein Pferdefuhrwerk hindurchfahren konnte.
Historische Holzkonstruktion bleibt von innen sichtbar
Der Umbau ist mit der Stadt und dem Denkmalschutz abgestimmt. Zwei Drittel des Gebäudes richten sich für sich als Wohnbereich her, ergänzt durch einen modernen, kleinen Anbau. Daneben ist eine Einliegerwohnung vorgesehen. Das Gebäude wird sozusagen in Dämmung und Außenwände eingepackt, so dass die historische Holzkonstruktion innen offen zu sehen bleibt.
Im vordersten Gebäudeabschnitt zur Salinenstraße wollen sie sie in Zusammenarbeit mit Stadt und Regierungsbezirk einen "musealen Bereich" einrichten. Raymund Müller: "Das ist die Verneigung vor dem Denkmal. Uns war wichtig, dass man den ursprünglichen Zustand, die Verwendung und die damalige Zeit soweit möglich erlebbar machen kann."
Denkbar ist grundsätzlich, diesen auch öffentlich zugänglich zu machen - festgelegt haben sich die Eigentümer da aber noch nicht. Das Solereservoir liege in der Unesco-Welterbezone und könne "in modernen Tourismuskonzepten der Stadt eine Rolle spielen".